Emotionale Anteilnahme wecken die “Männerherzen” nicht im Zuschauer. Die Filmhandlung ist eine notdürftig kaschierte Aneinanderreihung loser Sketche, dem Schalten durch das abendliche Comedy-Programm im Fernsehen nicht unähnlich. Schraubt man seine Ansprüche herunter, reicht es gelegentlich für müde Lacher. Meistens jedoch nicht. Also sei die Typologie der “Männerherzen” mit der Realität verglichen. Günther (Christian Ulmen) ist das unangenehmste, naturgetreuste Exemplar. Ulmens letzter Filmtitel “Maria, ihm schmeckt ´s nicht!“ offenbart sich in “Männerherzen” als Lüge. Wie der Günther (Name geändert), welchen man persönlich kennen gelernt hat, ist Ulmens Filmfigur ein speckiges Riesenbaby mit Hobbys wie “Leute beobachten“ und “In den Zoo gehen“. Der selbsterlebte „Männerherzen“ – Günther erzählte wie jener im Film über Perverse (“Ich bin natürlich ganz normal.”, Zitat Günter I und II) Vogelarten und Krokodile. Krokodilen kommt Günther aus “Männerherzen” näher als sein realer Namensvetter je einer Frau, doch leider endet die Krokodilbegegnung anders, als es der Spießerbeamte in “Männerherzen” verdient. Verursacht wird Günthers Krokodilbegegnung von Roland (Wotan Wilke Möhring). Der sieht aus wie Ronny aus der Plattenbausiedlung und wohnt in “Männerherzen” auch in einer. Nachdem Schaffner Roland von einem U-Bahn-Schubser ein Mädchen vor den Zug gestoßen wurde, ist Roland ein aggressiver Stalker. Das U-Bahn-Schubser-Opfer Roland wird zum Krokodilbecken-Schubser Roland.
Zu tieferem Einblick in die “Männerherzen” gelangt Verhoevens Komödie nicht. Ob unter- oder übertrieben, seine größtenteils wirklichkeitsfremden Filmfiguren eint die Belanglosigkeit. Rolands Gewalttour ist zahm angesichts echter Ronnys aus der Plattenbausiedlung. Die Mandys, Nancys und Cindys dort sind nicht besser. Wer sie erlebt hat, gönnt Roland nicht einmal die Kekse, die er – Krokodilbeckenschubsen lohnt sich nicht – im Knast mümmelt. Niklas (Florian David Fitz) arbeitet in der Werbebranche und steht vor seiner Hochzeit, zerrissen zwischen den Einflüsterungen des kernigen Typen der Parfum-Reklame und dem bieder-familiären Hausmann der Nudelwerbung: Ehe oder nicht Ehe? Bei einer Zukünftigen, die er “Maus” nennt und die auch so aussieht, wünscht man dem sympathischsten der Männerriege letztes. Doch Verhoevens Männerherz ähnelt dem des Nudelreklame-Mannes. “Wenn schon Schlabberhose, dann die der eigenen Frau.”, beschließt Niklas. Frauen, die nicht Maus heißen und in Schlabberhose rumlümmeln, tanzen auf den Parties des maskulinen Musikproduzenten Jerome (Til Schweiger, natürlich). Jerome teilt das Schicksaal aller Schweiger-Figuren von “Keinohrhasen” bis “Phantomschmerz”. Seines, härtestes der “Männerherzen”, schmilzt wie die Arktis aufgrund der Klimaerwärmung. Gegen letzte singt wiederum Scnulzensänger Bruce Berger an – die Klimaerwärmung, nicht die Arktis. Der Kreis schließt sich.
Frauen existieren auch. Ihr Name charakterisiert sie ausreichend: Fräulein Lehmann (Nadja Uhl) aus der Zoohandlung, Nina (Jana Pallaske), die ein Kind vom jungenhaften Phillip (Maxim Mehmet) erwartet, und Maus, Nachname Michalke (Liane Fiorestieri). Verhoevens Komödie „Männerherzen“ ist wie im Wohnhaus den Nachbarn nachschnüffeln. Günther steht auf Fräulein Lehmann, die verfolgt wird von Exfreund Roland, der Jerome niederhaut, welcher laute Musik hört, obwohl Phillip und Maus Michalke schlafen wollen. Seine “Männerherzen” lässt Verhoeven durch nachbarliche, freundschaftliche oder berufliche Verbindungen im Takt schlagen. Wer nicht dazugehört, trifft die andern Männer im Fitnessstudio. Letzter Hort unangefochtener Männlichkeit. Mehr Einblick als Grönemeyers altes Lied besitzt “Männerherzen” nicht. `Männer haben’s im Leben nicht leicht, sind als Kind schon auf Mann geeicht”¦” Wer davon eine Langfassung braucht, kann sich “Männerherzen” antun.
Titel: Männerherzen
Deutschland 2009
Genre: Komödie
Start: 8. Oktober
Regie und Drehbuch: Simon Verhoeven
Darsteller: Til Schweiger, Florian David Fitz, Nadja Uhl, Christian Ulmen, Jana Pallaske
107 min.
Verleih: Warner Bros.