Abano Terme, Italien (Weltexpress). Erfolgreich bestätigen die „Euganeischen Hügel“ ihren guten Ruf als Gesundheits- und Genuss-Klassiker.
Sechs Tage lang dauerte die Schöpfung aus dem Nichts. Doch fehlte da nicht etwas? Um den folgenden Ruhetag besser genießen zu können, schuf Gott vorsorglich noch einen Fußschemel in Form einer kleinen vulkanischen Hügelkette. Er stellte ihn auf an einem der schönsten Orte der Erde und ließ es sich im Rückblick auf sein vollendetes Schöpfungswerk wohl ergehen. Seither gehört das entspannte Wochenende zu den beliebtesten Einrichtungen der Weltgeschichte.
Gottes Fußschemel von einst hat sich in Form der „Euganeischen Hügel“ erhalten. Diese erwiesen sich auch später noch als bestens geeignet, zum Wohlergehen von Leib und Seele beizutragen. Dies bestätigen eindrucksvoll die Benediktinermönche von Praglia, die sich hier in spiritueller Hinsicht stets gut aufgehoben wussten. Mit gleich vier zauberhaften Kreuzgängen in ihrer Abtei bewiesen sie zudem eine überbordende Kreativität, die sie sicherlich dem immer noch wirksamen Genius des Ortes verdanken.
Hauptstädte der Thermalbehandlung
Die landschaftliche Ausstrahlung ist es jedoch nicht allein, die den Reiz der Region ausmacht. Denn als man sich auch dem Erdinneren zuwandte, stieß man auf neue, bislang unbekannte Segnungen der Natur. Diese überstiegen sogar noch die Bahn brechenden Erkenntnisse des Pfarrers Kneipp und kamen einer gesundheitlichen Revolution gleich. Denn nirgendwo im weiteren Umfeld fand sich eine bessere Qualität des Thermalwassers, dessen Anziehungskraft eine wahre Prozession zu den Hügeln auslöste.
Denn wie in einem Trichter, so lautete die Erkenntnis, sammelt sich das Regenwasser zwischen den Hügelkuppen, um sogleich im Erdreich zu versickern. Dort begibt es sich als Grundwasser auf eine lange Reise, um schließlich nach dreißig Jahren gefiltert und angereichert bei den Termae Abano Montegrotto anzukommen. Schnell entwickelten sich die beiden Orte zu „Hauptstädten“ der Thermalbehandlung, die bis heute zur Perfektion heranreifte. Dafür genügt ein Blick in die Palette der Angebote vom ehrwürdigen Abano Ritz bis zum stilvollen Panorama Plaza.
Fango-Prozedur
Höhepunkt aller therapeutischen Maßnahmen ist jedoch der aus der Tiefe eines Sees gewonnene Schlamm, der die Grundlage aller Fango-Anwendungen bildet. In mehreren Schritten wird er medizinisch aufbereitet, bis er die optimalen Heilqualitäten aufweist. Nun erst beginnt die Prozedur, die für den unerfahrenen Absolventen einige Überraschungen bereithält.
Routiniert begleitet Betreuerin Simona den Vorgang, indem sie zunächst den Schlamm gleichmäßig auf einer Unterlage verteilt. Doch dann mahnt sie zur Vorsicht, um beim ersten Körperkontakt nicht die Temperatur der glitschigen Masse zu unterschätzen. Gebündelt zu einem menschlichen Wärmepaket gipfelt die Prozedur im reinsten Wohlergehen. Ein nicht alltägliches Erlebnis, das erst in einem angenehm temperierten Wasserbecken zum Abschluss gelangt.
Villen und Weine
Bemerkenswert sind auch die kulinarischen Genüsse, mit denen die Region aufwartet. Dazu gehört vor allem der Wein, der sich an den Hängen der Hügel vortrefflich entfaltet. Mit etwas Glück begegnet man dem engagierten Weinkenner Giacomo. In der hauseigenen Vinothek der Villa Vescovi lädt er seine Gäste zur Verkostung der heimischen Produkte ein – ein sinnliches Vergnügen, das sich niemand entgehen lassen sollte.
Oder aber man macht die Bekanntschaft mit dem Winzer Giorgio. Sein Keller erweist sich als eine Schatzkammer der unterschiedlichsten Kostbarkeiten, vom Merlot „Riserva“ bis zum Cabernet Sauvignon „San Marco“. Und stets weiß Giorgio zu erklären, zu welchen Speisen die jeweiligen Weine besonders gut passen. Heute hält er ausgewählter Leckerbissen vom Schwein bereit, die mit dem jeweiligen Weinangebot in der Tat hervorragend harmonieren.
Qualen der Liebessehnsucht
Einen unerwarteten architektonischen Höhepunkt stellt das Dorf Arqui Petrarca dar. Ob es mit seiner alten Bausubstanz das schönstes oder nur das zweitschönste Dorf Italiens ist, mag man getrost einem alljährlich gefällten Expertenurteil überlassen. Einen besonderen Pluspunkt jedoch kann das Dorf für sich verbuchen, weil sich hier das Wohnhaus des Dichters Petrarca befindet. Neben Dante und Boccaccio ist er einer der größten Poeten seiner Zeit, der sich in unerwiderter Liebessehnsucht nach seiner von ihm angebeteten Laura verzehrte. Sein imposantes Grabmal verrät den Stolz der Dorfbewohner auf ihren berühmtesten Mitbürger.
Auch für Freunde der guten Küche sind hier die Türen weit geöffnet. So in dem ländlichen Restaurant Val Pomero unweit des Ortszentrums. Auch hier zeigt sich einmal mehr die italienische Kompromisslosigkeit des guten Essens, was sowohl die Vielzahl als auch die Qualität der aufgetragenen Speisen angeht. Mag sein, dass Petrarca bei einem solchen kulinarischen Angebot zumindest ein wenig Linderung der ihm zugefügten Liebesqualen erfuhr.
Burghof und Schlossgarten
Weniger dörflich präsentiert sich das Städtchen Monselice am Südrand der Euganeischen Hügel. Allein die Burg ist selbst nach Jahrhunderten seit ihrer Entstehung eine Klasse für sich, zumal an ihrer Wehrhaftigkeit sogar der legendäre Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen beteiligt war. Ebenso verfügt sie über einen Innenhof für romantische Stunden, in dem sich an Wochenenden die Brautpaare der Stadt an festlich gedeckten Hochzeitstafeln einfinden.
Als bauliche Alternative präsentiert sich das Schloss von Monselice. Seine geschmackvoll angelegten Gärten geben den Blick frei hinunter zum historischen Zentrum der Stadt. Um dorthin zu gelangen, führt der Weg vorbei an sieben Kirchen, die in dieser Anzahl den selbstbewussten Versuch darstellen, zumindest ein wenig mit dem „Ewigen Rom“ zu konkurrieren. Es ist jedoch die Gelateria im Stadtzentrum, die unwidersprochen das Versprechen einlöst, in dieser Region unübertroffen zu sein.
Göttlicher Nachklang
Nicht ganz zufällig gibt es eine weitere Begegnung mit Giorgio, dem rührigen Mitglied der heimischen Weinstraßen-Winzergemeinschaft. Alljährlich lädt er Kollegen und Gäste ein in die Gewölbe der Villa Papafava und verweist mit dem Veranstaltungsmotto „Vulcanei“ auf den vulkanischen Ursprung des Weinbaugebietes. An ihren Ständen stehen zahlreiche Winzer bereit, um zu glänzen mit ihren letzten Jahrgängen. So auch Catia und Willem, die erst kürzlich antraten, eine neue Winzer-Familientradition zu begründen. Ein mutiger Sprung in die Zukunft, der ihnen mit ihrem strohfarbenen Fior D’Arancio und einem prickelnden Prosecco auch bravourös gelang.
Nach vollendetem Rundgang durch die Gewölbe kann kein Zweifel daran bestehen, dass einige dieser Weine das Attribut „göttlich“ zu Recht verdienen. Vielleicht nicht ganz zufällig, wenn man bedenkt, welche Schöpferkraft den Euganeischen Hügeln seit ihren Ursprüngen noch immer innewohnt. So ist zumindest der Wunsch verständlich, an einem solchen Tage ebenfalls innezuhalten und noch einige Zeit an diesen zauberhaften Ort zu verweilen.
Reiseinformationen „Abano“:
Anreise: Flug bis Venedig; ab HBF Venedig weiter mit Regionalschnellzug zu den Thermen; mit der Bahn von München bis Verona oder Padua, weiter mit Regionalschnellzug; mit dem Auto ab München über Innsbruck und Verona bis Abano Terme.
Reisezeit: Ganzjährig für Entspannung und Anwendungen; von April bis Oktober für Ausflüge.
Reiseveranstalter: Wanderreisen mit Wikinger, Web: www.wikinger-reisen.de; oder Buchungen über alle größeren Reisebüros.
Unterkunft: Abano: Abano Ritz, Plaza, Feriole: B&B La Mugletta
Ausflüge: Padua, Vicenza, Verona, Treviso, Bologna, Ferrara, Venedig
Auskunft: Tourismusbüro Abano Terme, Telefon: +39 049 8669055, E-Mail: infoabano@turismotermeeuganee.it, Web: www.visitabanomontegrotto.com
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von Termae Abano Montegrotto.