Caracas, Venezuela; Berlin, Deutschland (Weltexpress). Eine Mischung aus erfrischendem Diletantismus und lächerlichem Militarismus bot Gottesgnadentum-Präsident Guaidó gestern vor eine Kaserne in Caracas. Umringt von Möchtegern-Soldaten und Medienschaffenden, darunter Blödbloggern und Dummzwitscherern, aber auch dem einen oder anderen Helden der Hofberichterstattung aus dem Ausland, woher das Geld für den Aufstand gegen den amtierenden und gewählten Präsidenten Nicolás Maduro kommt, habe er zu einem Militärputsch aufgerufen, heißt es.
Zu einem Militärputsch ruft man nicht auf Zufahrtstraßen zu Stadtautobahnen in frühen Morgenstunden auf, man plant ihn, organisiert ihn und führt ihn aus. Alles andere ist Schaumschlägerei. Und genau die bot Juan Guaidó gestern mit seinem Strippenzieher Leopoldo López vor aller Welt. Sie faselten vom Sturz des Regimes, das nicht mehr aufzuhalten sei, und dem eigenen Ruhm, als würden sie in einem weiteren Laiendarsteller-Stück von Christoph Schlingensief mitwirken.
Dass die Vereinigten Staaten von Amerika (VSA) mit ihren Vasallen, darunter auch die Merkel-Regierung in der Bundesrepublik Deutschland (BRD), auf einen Hasardeur mit miesen Hintermänner setzen, der sich Ende Januar zum Präsidenten ausrief, ebenfalls auf der Straße, wo er sich aufs Gottesgnadentum berufen musste, offenbart zwar die geopolitischen Interessen der VSA, zeigt aber auch die Abhängigkeit der BRD, vor allem jedoch die Naivität dies- und jenseits des Atlantik.
Wenn eine Armee nicht nur auf dem Papier eine Volksarmee ist, sondern im wahrsten Sinne des Wortes im Volk fest verankert, dann wird sie niemals gegen den vom Volk gewählten Präsidenten putschen.
So reichten ein paar Polizisten und Nationalgardisten, um dem juvenilen Treiben von Hunderten auf Nebenstraßen der venezolanischen Metropole, das mehr an Maifestspiele großer Kinder in Kreuzberg erinnerte, als an eine richtige Revolte oder Revolution von Männern, ein Ende zu bereiten. Angeblich soll es 69 Verletzte unter den Werfern von Molotowcocktails und Steinen gegeben haben. Davon sprechen jedenfalls die Gernegroß-Putschisten.
Von einem Scharmützel zu schreiben, wie es Schundschmieren in den Staats-, Partei- und Konzernmedien deutscher Zunge zustande bringen, ist völliger Humbuk. Denn erstens trafen nicht Soldaten an einem Nebenkriegsschauplatz aufeinander, die sich ein kleines Feuergefecht lieferten, sondern teils vermummte und behelmte Demonstranten sowie Möchtegern-Putschisten in Anzug und Uniform auf ganz normale Ordnungskräfte eines Staates, und zweitens war in ganz Venezuela sonst nichts los. Nichts. Punkt. Im Grunde war es wie am 1. Mai in deutschen Landen: Sonntagsausflugsstimmung statt Zusammenrottung.
Doch in der BRD und in den VSA propagiert die Presse auch in Sachen Venezuela die Interessen der Yankee-Kapitalisten und der Bourgeoisie. Die sorgen sich nicht ums Volk, sondern ums Öl, von dem Venezuela noch genug hat. Was zu viele Journalisten treiben ist pure Propaganda, alles Lüge. Mit einem Wort: Lügenpresse.