Berlin, Deutschland (Weltexpress). Eines ist auf jeden Fall sicher: Auch 2040 werden die Menschen mobil sein wollen – wie auch immer. Doch wie wird sie aussehen, die Zukunft der Mobilität? Nicht nur Fahrzeugbauer, auch die Betreiber von Tankstellen müssen sich Gedanken dazu machen. Der Bochumer Mineralöl-Konzerns Aral – mit 2450 Stationen die Nummer 1 auf dem deutschen Tankstellenmarkt – hat dazu dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Studie in Auftrag gegeben.
Diese Studie des Instituts für Verkehrsforschung im DLR soll Antwort geben auf einige brisante Fragen: Gibt es eine Zukunft für Benzin- und Dieselmotoren und damit auch für Zapfsäulen? Oder fahren die Autos im Jahre 2040 nur noch elektrisch und dazu auch noch autonom? Welche Aufgaben könnte die Tankstelle der Zukunft übernehmen? Mit Spannung hat Aral-Vorstandchef Patrick Wendeler auf die Präsentation der Studie gewartet – schließlich hängen von der Analyse der Mobilitätsexperten auch seine Zukunft und die seines Konzerns ab.
Verkehrsleistungen wachsen
Unvorstellbar angesichts des Zustands unserer Straßen, Autobahnen und Brücken: Laut der Analyse werden die Deutschen im Jahre 2040 mit Pkw und Nutzfahrzeugen 900 Milliarden Kilometer zurücklegen. Das ist rund ein Viertel mehr als im Jahr 2010, obwohl die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum um 4,7 Millionen Menschen sinkt. Gründe dafür sind laut der Studie die mobilere, ältere Gesellschaft, der starke Anstieg des Güterverkehrs sowie das wachsende E-Commerce-Geschäft. Ebenfalls noch unvorstellbar: Etwa 25 Prozent der Fahrzeuge sollen dann autonom unterwegs sein.
Eine wichtigste Erkenntnis auch für die Mineralölwirtschaft ist, dass im Jahr 2040 prognostizierte 58 Prozent Hybridfahrzeuge unterwegs sein werden – also Autos, die neben ihrem Diesel- oder Benzin-Verbrenner auch Elektromotoren an Bord haben, außerdem 16 Prozent Plug-In-Hybride, deren E-Motoren über das Stromnetz geladen werden können. Nur drei Prozent der Pkw – das sind rund 1,3 Millionen – werden 2040 rein elektrisch angetrieben werden. Ein Diesel- und Benzinersterben werde es also nicht geben – so jedenfalls die Experten. Der Anteil von Dieselfahrzeugen solle bei zehn Prozent und von Benzinern bei 13 Prozent liegen.
Zapfsäulen und Ladesäulen
So bleiben also auch die Zapfsäulen intakt – vielleicht sind das dann aber vorwiegend Tankroboter. Und es kommen mehr und mehr Ladesäulen hinzu. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Schnellladesäulen. Aral will in diesem Jahr Ultra-Fast-Charging-Ladesäulen bauen und testen, die ein Fahrzeug in nur fünf Minuten soweit laden können, dass es 145 Kilometer durchhält. Ob das allerdings der Batterie auf Dauer gut bekommt, ist eine andere Frage. Wie überhaupt viele Fragen im Zusammenhang mit der Batterie fürs Elektroauto noch ungelöst sind. Auf Dauer werden die seltenen Rohstoffe dafür knapp und immer teurer werden, und das Recycling alter Batterien ist noch weitgehend ungeklärt.
„Mit Sicherheit hat die Tankstelle auch in Zukunft eine wichtige Rolle für unsere Mobilität. Mit neuen Funktionen kann sie zu einem Knotenpunkt in unserem Alltag werden“, so Prof. Dr. Barbara Lenz, Direktorin des Instituts für Verkehrsforschung des DLR. Die drei klassischen Säulen aus Kraftstoffgeschäft, Shop und Autowäsche blieben zwar erhalten, an den Angeboten werde sich durch neue Kundenbedürfnisse aber einiges ändern.
Welche Schlüsse zieht man nun bei Aral aus den Erkenntnissen der Zukunftsforscher? „Wir werden mit weiter entwickelten hochwertigen Kraftstoffen, die zunehmend Biokomponenten oder synthetische Kraftstoffe enthalten, auch in den nächsten Jahrzehnten punkten und so einen wichtigen Beitrag zur wachsenden Mobilität unserer Gesellschaft leisten können”, so Patrick Wendeler. Zusätzliche Potentiale würden Erdgas und Autogas als Teil des zukünftigen Kraftstoff-Mixes bieten. Auch das Shopgeschäft solle weiterentwickelt werden. So könnten autonome Fahrzeuge Waren aus dem Shop nach Hause liefern. Und die Paketstationen an den Tankstellen, die es vielerorts schon gibt, sollen weiter ausgebaut werden.
Lufttaxi auf dem Dach
Außerdem
könnten insbesondere an den Tankstellen von Großstädten ganz neue
Geschäftszweige entstehen – so beispielsweise der Komplettservice für Elektroautos
und autonome Fahrzeuge, die an der Tankstelle gewartet, gereinigt und auf Abruf
für die Kunden bereitgestellt werden könnten. Allerdings müsste dann an einen
mehrstöckigen Tankstellenbau gedacht werden. Echte Zukunftsmusik vermittelt die
Vision von Aral, an ihrer Tankstelle beispielsweise vom autonomen Leihfahrzeug
auf ein Leih-E-Bike oder ein Elektro-Lufttaxi umzusteigen, das nach dem
Drohnenprinzip auf dem Dach der Tankstelle landen und dort für den Stadtverkehr
bereit stehen könnte . . . Aus der Tankstelle würde dann ein Mobilitätszentrum.