London, VK (Weltexpress). Das Stadion an der Stamford Bridge, das in London nicht nur näher an einem Friedhof in Fulhalm als an der Themse und also außerhalb des Chelsea genannten Stadtteils der bourgeoisen und – kleinbürgerlich gewitzigt – wohlhabenden Einwohner der Hauptstadt des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland (VK) liegt, ist oft eher halb leer als halb voll. Nein, nicht im wahrsten Sinne des Wortes, denn zu den Heimspielen gehen im Schnitt rund 40.000 Zuschauer, aber die Stimmung ist so tief am Boden, dass man meinen könnte, man sei in einer Bibliothek.
„Die berüchtigte britische Stimmung gibt es nur noch bei Spitzenspielen oder wichtigen Partien in der Champions League. Im Alltag ist es in Englands Stadien oft so leise, dass man einen Schweigeprotest vermuten könnte“, schreibt Hendrik Buchheister unter der Überschrift “
Stille Örtchen“ in „Spiegel-Online (26.12.2018) über „die Atmosphäre in britischen Stadien“, die früher „legendär“ gewesen wäre und heute langweilig sei. Laut Buchheister herrsche „im Liga-Alltag oft Tristesse“.
Ob am heutigen Boxing Day in der Premier League, traditionell wird am
am zweiten Weihnachtsfeiertag im VK Fußball vor vollen und vor allem stimmungsvollen Rängen gespielt wird? Wohl eher nicht und das, was die TV-Betriebe allen Zuschauern an Bildschirmen in der weiten Welt in der Regel bietet, sind bearbeitete Bilder.
In der „Frankfurter Allgemeinen“ (26.12.2018) wird immerhin darauf hingewiesen, dass „Boxing … das englische Wort für Einpacken“ sei und „der Begriff Boxing Day … im 19. Jahrhundert zu Zeiten von Königin Victoria“ entstanden sei. Damals war es üblich, dass die reichere Bevölkerung Weihnachtspakete schnürte, um sie ärmeren Menschen und Angestellten zu geben. Das Boxing der Bourgoisie fürs Proletariat, von dem man annehmen würde, dass es zum Balltreten ginge, hat also mit Fußball so viel zu tun wie das Proletariat heute, denn der Eintritt ist schlicht und ergreifen für die schlechter bezahlten Lohnarbeiter, die sich mit Fußball-Unternehmen wie der Chelsea Football Club, der wegen seines Eigentümers Roman Abramowitsch auch Chelski genannt wird, immer schwerer identifizieren können, zu teuer. Zu Chelski gehen höchstens die besser bezahlten Lohnarbeiter und die Bourgeoisie aus Chelsea und Kensington. Dass immer noch ein paar aus den Arbeitervierteln Hammersmith und Battersea da sind, ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Und diese lässt sich an allen Orten des kapitalisierten Fußballs in der Premier League beobachten oder wie Buchheister formuliert: „Vereine beteuern gerne, dass sie ihre Fans brauchen, doch sicher ist das nicht mehr. Die Klubs der Premier League verdienen das meiste Geld mit TV-Rechten. Alleine aus der Inlandsvermarktung bekommen sie zwischen 2016 und 2019 fast sieben Milliarden Euro. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf verlieren an Bedeutung.“
Immer geringer fallen die Einnahmen durch den Verkauf von Eintrittskarten im Verhältnis zu anderen Einnahmen aus. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf an der Stamford Bridge fallen heute auch aus. Chelski spielt nämlich die M1 raus Richtung Rand, aber nur bis Watford und also noch bevor die M25 einen dritten Ring umd die City of London bildet.
Die Begegnungen am Boxing Day im Überblick
- Burnley FC – Everton
- Fulham – Wolverhampton
- Chrystal Palace – Cardiff City
- Leicester City – Manchester City
- Liverpool FC – Newcastle United
- Manchester United – Huddersfield Town
- Tottenham Hotspur – AFC Bournemouth
- Brighton & Hove Albion – Arsenal FC
- FC Watford – Chelsea FC