Aus dieser langen Tradition heraus wächst dann auch jenes Selbstbewusstsein hervor, das die Organisatoren der Messe heutzutage an den Tag legen. Einfach das Beste her- und auszustellen, lautet daher in diesem Jahr auch der Anspruch, dem die I.L.M und ihre Aussteller gerecht werden wollen, leider wie so vieles in Anglizismen, die vielfach Kopfschütteln hervorriefen. So bietet die Messe dem angesprochenen Fachpublikum eine Möglichkeit, sich auf die kommende Sommer-Saison einzustimmen und noch letzte Einkäufe für das anstehende Weihnachtsgeschäft zu tätigen. Auf einer Gesamtfläche von 11.400 m ² haben sich dafür 219 Aussteller aus 15 Ländern zusammengefunden- wie immer die Italiener mit 33 Ständen auf dem sogar ausgeweiteten 1. Platz -, um einen Einblick in die Trends der kommenden Frühjahrs- und Sommerkollektionen zu präsentieren und mit „Wertigkeit, Authentizität und Mut zu modischen Highlights“ neue Nuancen in ein traditionelles Gewerbe zu bringen.
Und dies scheint bitter nötig, denn im Zuge der Finanzkrise blieb auch die deutsche Lederwarenindustrie in diesem Jahr nicht verschont. Umsatz und Beschäftigungsrückgänge sind die Folge gewesen. Zwei Verbände sind dabei grundsätzlich angesprochen. Manfred Junkert vertritt den in Offenbach ansässigen und die Messe tragenden Bundesverband Lederwaren und Kunststofferzeugnisse (BVLK) und sprach von den im Vergleich mit anderen Industriezweigen moderaten, dennoch für die Beschäftigten – Rückgang um 3 Prozent – empfindlichen Einbuße. Axel Augustin, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lederwareneinzelhandels (BLE), betrachtet die derzeitige Situation daher ebenfalls mit einem weinenden und einem lachendem Auge. Den Trotz des Umsatzrückganges, haben sich die Befürchtungen, es könnte einen Einbruch in der Konsumstimmung innerhalb der Bevölkerung geben, nicht bewahrheitet. Dennoch wird reagiert! Augustin nennt es einen „Trend zur Casualisierung“. Dabei gestaltet sich die Zeitlosigkeit der vielen Produkte zum entscheidenden Kriterium. Zu dieser Zeitlosigkeit zählt natürlich auch die Qualität. Der Kunde suche nach Werten, die ihm etwas wert seien.
Auffällig zeigten sich beim Gang über das Gelände, die vielen verschiedenen Angebote der einzelnen Hersteller. Diese sind vielseitig, mit traditionellen Modellen wie auch mit modischen, schicken Finessen in vielen bunten Farben. Dabei spielt es kaum eine Rolle, aus welchem Teil der Welt die Hersteller kommen. Bei vielen fanden sich blaue Taschen in Reptilienoptik oder gelbe Portemonnaies im Vintage Style – diese wurden genauso wie die althergebrachten schwarzen Aktenkoffer und silbernen Reisekoffer ausgestellt. Auch quitschbunte Schulranzen mit dem bekannten orangenen Sicherheitsstreifen waren vertreten, natürlich immer mit den Lieblingsmotiven der Kleinen, wie zum Beispiel süßen Einhörnern, Ponys und Feen sowie coolen Mountainbikes, Autos oder Wölfen. Ohnehin ließ sich nicht leugnen, dass auch viele der alteingesessenen Stammaussteller mit modernisierten Varianten ihrer Kassenschlager versuchen, neue, jüngere Zielgruppen für die hochqualitativen Lederwaren zu gewinnen.
Die gut frequentierten Stände – der Veranstalter rechnete mit schätzungsweise 5.500 Besuchern – überzeugten mal durch schlichtes Vertrauen in die eigenen Produkte, mal durch gut durchdachte Präsentation. Um dies auf den Punkt zu bringen, laufen rund um die Uhr Modeschauen ab, die – das kann man wirklich sagen – professionell daherkommen. Allerdings erfordert es von den Betrachtern auch Professionalität, angesichts der völlig durchsichtigen Kleider ohne Unterwäsche (?!) im ersten Durchgang dabei auf die Taschen zu achten, um die es ja geht. Leider geht alles so schnell, zu fetziger Musik tauchen die vielen Mädels und drei Jungen in immer neuen Kleidern und neuen Taschen auf dem Laufsteg auf, das Gebot einer Modeschau, daß wir das abschließend nur noch als schönes buntes Bild wahrnahmen. Was uns allerdings auffiel, war, daß mindestens ein Modell nicht dem internationalen Maßstab entspricht, der gegen Magersüchtigkeit vorgeht. Das sieht einfach auch häßlich aus, wenn die Rippen aus dem Kleid hervorstechen, die Hose überm Hintern zusammenfällt und die Beine stacksig auch mit Leggins nicht vorteilhaft wirken. Warum man bei solchen Modeschauen für Lederwaren nicht auch andere Alters-, auch Gewichtsklassen berücksichtigt, verstehen wir sowieso nicht. Denn die kaufen vorwiegend die teuren Modelle.
In der Vielfalt der Angebote auf der Messe stechen Koffer schon von der Größe her besonders hervor. Wir haben verschiedene Hersteller besucht, blieben dann aber bei RIMOVA hängen, weil uns schon die letzten Flüge darauf aufmerksam machten, daß wohl jeder Zweite inzwischen über einen RIMOVA-Koffer verfügt, der trotz der vielfältigen Modelle, die auch hier auf dem Stand in einer beeindruckenden Differenzierung – Größe, Farbe, Form – eben immer als RIMOVA sofort erkennbar ist. Um den eigenen Koffer auf den ersten Blick zu sichten, sind Aufkleber wieder modern geworden, die in den Dreißiger Jahren beim Aufkommen des Tourismus von Hotels, Städten, Regionen schon einmal die Weite der Reisewelt symbolisierten. Übrigens, das hörten wir auf der Pressekonferenz, die Messegeschäftsführerin Ursula A. Diehl sicher leitete, diese Koffer mit Aufklebern erzielen derzeit Höchstpreise auf Auktionen. Schauen Sie also mal auf dem Dach oder im Keller nach Ihren alten Stücken!
Die ersten beiden Tage gestalteten sich bereits erwartungsgemäß vielversprechend und wir konnten uns einen frühen guten Einblick in die von den Designern erdachte Summer Fashion 2010 machen. In der Überzeugung, dass dies so bleiben wird, werden wir auch über die nächsten Tage die I.LM Summer Styles 2009 weiter im Auge behalten! Und dann auch auf die Aspekte der Farben stärker eingehen.
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I.L.M Summer Styles – Internationale Lederwarenmesse Offenbach
http://www.messe-offenbach.de/c444/cms/front_content.php?idcat=146