Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Das war die IMEX 2018. Die IMEX-Messe gilt als größe MICE-Messe der Welt. IMEX-Messe? MICE-Messe? In dem Kunstwort oder besser Kürzel IMEX stecken nicht nur Incentiv und Meeting, sondern auch Exhibition. Wer also von einer IMEX-Messe spricht, der könnte auch von einem weißen Schimmel reden, denn eine Exhibition ist eine Ausstellung und also eine Messe. Wer also von einer IMEX-Messe spricht, der bedient sich nicht nur einer Wiederholung des bereits gesprochenen. Der verwendet zu allem Überfluss eine Übertreibung, einen Pleonasmus.
Dass die IMEX eine Messe, eine Ausstellung und Zurschaustellung vor allem für Geschäftsleute und Fachbesucher in der Welt der Tourismusindustrie und der Veranstaltungsbranche ist, die sich in weiten Teilen mit dem Reich der totalen Reklame überschneidet, weswegen Werbefuzzis, PR-Tanten und Marketing-Onkel in Markenkleidung auf den Teppichen der ein, zwei Hallen auf dem Gelände der Messe Frankfurt zu finden waren, das wundert nur diejenigen, die keine oder wenig Erfahrung damit haben.
Wenigstens denen sei gesagt, das MICE für Meetings und Incentives, Conventions und Exhibitions steht. Von MICE ist in IMEX eine Menge drin, aber steckt auch Leben in der Bude?
Auf dem IMEX-Gelände beeindruckte auf dem ersten Blick durchaus ein reges Treiben, bei genauem Hinsehen und Hinhören war ein Gewusel und Gefasel nicht von der Hand zu weisen. Die vom Veranstalter, das ist die Regent Exhibitions Ltd. mit Sitz in London, behauptete Kreativität konnten kritische Köpfe selbst unter den Großgewachsenen hingegen lange suchen. Langeweile war allenthalben sofort erfahrbar und erkennbar, sobald man sich anschickte, einmal über den Dingen, die Kurzweiligkeit zu versprechen schienen, aber allesamt eine Wiederkehr des Immergleichen darboten, zu schweben.
Immerhin hat der Veranstalter nicht Unrecht, wenn er von „Partnerschaften und neue Veranstaltungen“ auf der diesjährigen IMEX spricht, doch die dürften noch nicht einmal zum anderen Ufer des durch Frankfurt fließenden Mains geführt haben.
Mit der besagten Kreativität, mit der es nicht weit her war, und dem beschworenen Erlebnisfaktor, der man sich nach dem Motto Essen, Trinken, Fröhlichsein herbeisaufen musste, ist es nur dahingehend richtig, das es sowas wie „EduMonday“, „Learning Labs“ und „Live Zone“ gab, jedenfalls dem Papier nach.
Ob „zusätzlich … das Fokusthema ‚Legacy‘ – das Übernehmen von Verantwortung – die Aufmerksamkeit der Branche auf die Zukunft“ lenkte, das kann jeder behaupten, aber wer kann das beweisen?
Dass Ray Bloom, Chairman genannter Oberboss der IMEX Group, die IMEX 2018 in Frankfurt am Main als „die bisher kreativste und spektakulärste IMEX, pulsierend mit Leben und Energie“ bezeichnete, das soll wohl nicht bedeutetn, dass in den Jahren zuvor nur tote Hose oder selbst im Kopf wenig los war.
In einer Pressemitteilung des Veranstalters (17.05.2018) wird von „fast 9.000 Hosted Buyer und Besucher“ gesprochen, die an der diesjährigen IMEX teilgenommen hätten und „insgesamt 68.000 vereinbarte Gespräche mit Ausstellern“ geführt hätten. „74 Prozent aller Gesprächstermine waren mit einem RFP versehen“, heißt es weiter im Pressetext und auch darüber, dass „Veranstaltungsplaner … neue Gelegenheiten, sich unabhängig von einzelnen Tools über Technologien beraten zu lassen, Produkte auszuprobieren und rund um das neue Tech Café zu erleben, was Unternehmen in diesem Bereich zu bieten haben“, erhielten.
Das „SkyLab, in dem sich Meetings in luftiger Höhe realisieren lassen, sowie das Dark Lab, das ebenfalls Einkäufer und Aussteller in seinen Bann zog“, dürften damit nicht gemeint sein, und auch nicht die „Legacy Wall“, die angeblich das „Fokusthema illustrierte“ (falls jemand das Thema aus dem Fokus verloren hat: es war irgendetwas mit „Lagacy“) und auf der „zahlreiche Gedanken zur Rolle der Meeting-Branche“ in Form von Worten auf Papier an die Möchtegern-Mauer backten. Das Backen von köstlichen Kuchen dürfte nicht nur leckerer gewesen sein, sondern auch kreativer. Immerhin glitt die MICE-Messe IMEX mit „SkyLab“ und „Legacy Wall“ weiter in Richtung Kinderkarussell.
Ob die angeblich „mehr als 250 Weiterbildungsveranstaltungen im Inspiration Hub, bei denen insgesamt 168 Referenten ihr Wissen weitergaben“, dafür der Hully Gully waren?
Aus der Reihe auch zahlreicher Abendveranstaltungen, „22 Events der IMEX und ihrer Partner“ werden in der besagten Pressemitteilung behaupt, darunter das „Association Evening, das cim-clubbing zur Unterstützung der MPI Foundation sowie das IMEX Gala Dinner“, dürften „400 Menschen“ getanzt sein, die „den Wecker früher zu stellen“ bereit waren, „um in ihrem individuellen Tempo fünf Kilometer durch die Stadt zu laufen“. Vielleicht war der Frühsport für manche IMEX-Besucher das Beste an der MICE-Messe, oder doch die Bettgymnastik? Wer weiß das schon!
Nebenbei bemerkt wäre es möglicherweise klug und von mir aus auch kreativ, die Zeit zwischen den frühen und späten Veranstaltungen aufs Wesentliche zu reduzieren. Nur mal so als Vorschlag.