Wäre doch gelacht – Sophie Marceau spielt in Lisa Azuelos’ “LOL”

Die zweite Bedeutung von “LOL” ist die Kurzform des Namens der Hauptfigur Lola. Lola (Christa Theret) ist eine 15jährige Pariser Schülerin aus gutem Hause. In Zeitlupe sieht man Lola mit ihren besten Freundinnen Charlotte (Marion Chabassol) und Provence (Adele Choubard) in die Handlung schlendern. “In Zeitlupe sieht man in amerikanischen Filmen immer die Schönsten auftreten.”, erklärt Lol. Sie und ihre Klassenkameraden sehen aus, als seinen sie einer “H & M”-Kampagne entstiegen und sind noch uninteressanter als eine solche. Wie die französische Nachahmung eines amerikanischen Teenagerfilms kommt “LOL” daher. Die humorfreie Komödie mit einem Hauch Pubertätsdramatik erinnert an Fernsehserien wie “Beverly Hills 90210” oder “Melrose Place”. Gutaussehende junge Menschen in teurer Kleidung leben in luxuriösen Häusern. Marginale Alltagsproblemchen (“Kelly, Donna geht mit Brandon aus, obwohl sie mit Scott verabredet ist, ohne dass Cindy davon weiß!”) wiederholten sich in Episodenlänge, bis die Hauptdarsteller zu alt für ihre Rollen waren. Die Schönsten, Besten und Beliebtesten sind Lol und ihre Freunde. Sie treffen sich mit ihren Klassenkameraden Mael (Jeremy Kapone), Paul-Henri (Emile Bertherat)b und Medhi (Louis Sommer). Die sehen aus wie Mitglieder einer Boygroup und spielen auch in einer.

Die ersten Komplikationen der Jugendlichen mit Liebeslust und Liebesfrust kleidet “LOL” in verkrampft lässig-jugendliche Bilder. Dazu kommen ein paar Lebensweisheiten der älteren Generation. Wie Bilderbuchfranzosen sitzen die Eltern abendlich bei Rotwein zusammen, erinnern sich an Jugendsünden und rauchen einen Joint. Sogar der Polizistenfreund von Lols Mutter Anne (Sophie Marceau) kifft mit. Wir waren doch alle mal fünfzehn, oder? Anne ist so jung geblieben und modern, dass sie mit der Teenagertochter die Kleidung tauscht. Anne und Lol hegen die ideale Mutter-Tochter-Beziehung mit abendlichem Kuscheln. Als Anne Lols Tagebuch liest, erkennt sie sich darin wieder, so groß ist die Einigkeit. Echte Probleme kennen auch die anderen Jugendlichen aus “LOL” nicht. Maels Vater sieht dessen Musikkarriere skeptisch und zertrümmert in einem Wutanfall Maels Gitarre. Doch da die Hunderter locker sitzen, kauft sich Söhnchen auf der Klassenreise nach London flugs eine neue. Gen Ende zahlt Maels Papa Eintritt für Söhnchens Konzert und klatscht ihm begeistert zu. Wie und warum es zu diesem Sinneswandel kam, wird nicht erklärt. Lols geschiedener Vater, die einzige realistische Figur, wird als lächerlicher Verlierer dargestellt, weil er im Gegensatz zu Anne nicht allabendlich lukullische Köstlichkeiten zaubert oder im Eigenheim wohnt. Alle positiven Charaktere sind gut situiert, gut aussehend, gut gelaunt. In Lisa Azuelos Paris gibt es keine gewaltgeprägten Bannlieues, keine Wirtschaftskrise, keine Konflikte. Das sei gewöhnlicher Bestandteil jeder Jugend, kein Grund zum Aufregen, erklärt Annes Freund, als sie ihm von Lols Kiffen und Liebesabenteuern erzählt. Gewöhnlicher Bestandteil der Jugend sind auch Probleme, doch das lacht “LOL” beiseite.

Ermüdend und belanglos ist der familientaugliche Unterhaltungsfilm. SNAFU, um an die Kürzelsprache in “LOL” anzuknüpfen: situation normal, all fucked up. Mit seiner redundanten Handlung verursacht “LOL” den maximalen intellektuellen DPS (damage per second). Die Figuren sind derartig oom (out of mana – ohne Lebensenergie), dass sie allesamt KoS (kill on sight) verdient haben. Die Flut überflüssiger Anglizismen, zudem zu unverständlichen Kürzeln verstümmelt, überschwemmt nun auch den französischen Film. Wer beider Sprachen (des Englischen und der Wortverstümmelung) nicht mächtig ist, muss auf die Emotikons – noch ein englisches Fantasiewort – zurückgreifen. In drei Zeichen: :-@

Titel: LOL – Laughing out loud
Start: 27. August
Regie und Drehbuch: Lisa Azuelos
Darsteller: Sophie Marceau, Christa Theret, Jocelyn Quiverin, Jeremy Kapone
Verleih: Delphi Filmverleih
www.lol-derfilm.de

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