Berlin, Deutschland (Weltexpress). Es wurde der Heimsieg Nummer sieben. Das Stadion war ausverkauft, das Wetter hätte nicht schöner sein können und vor dem Spiel gab es den größten Choreo der Vereinsgeschichte. Nicht nur die Waldseite, auch die Gegengerade war miteinbezogen. Erinnert wurde an den bisher einzigen Erfolg der Vereinsgeschichte. „Es ist nun 50 Jahre her, 1968 wurde der FDGB-Pokal errungen und unserem Titel soll so ein würdiges Denkmal gesetzt werden.“ (Zitat aus der Gebrauchsanweisung des Choreos für die Stadionbesucher)
Der VfL Bochum, seit 10 Spielen ungeschlagen, hatte keine Chance. Während es für die Eisernen um die letzte Klarheit für Klassenverbleib ging, bestand für Bochum eine Minichance auf Platz 3. Sie war so gering, dass Bochum auftrat nach dem Motto: Union muss kämpfen und wir spielen mit. Selten sah man die Eisernen so gallig auf dem Platz wie am vorletzten Spieltag. Sie wollten unbedingt den Sieg, bloß nicht wieder eine weitere Woche zittern, womöglich am letzten Spieltag in Dresden unter Zugzwang geraten. Bis kurz vor der Halbzeitpause hielten die Gäste das 0:0. In der 45. Minute gelang Kenny Redondo die Führung. Es war verdient, die Eisernen erspielten sich bis dahin einige gute Möglichkeiten.
Die zweite Halbzeit begann nach einer guten Chance für Simon Hedlund mit einem Selbsttor der Bochumer. Der linke Außenverteidiger der Gäste, der Brasilianer Danilo Soares wollte den Ball, nach einer harmlosen Flanke per Kopf zu seinem Keeper befördern, der befand sich bereits im Vorwärtsgang und so landete der Ball im eigenen Tor. Dem Union-Anhang war es letztlich egal, der Ball landete im richtigen Tor. Das war Matchglück und damit waren sie zuletzt nicht überhäuft worden. Sollten die Bochumer sich für die zweite Hälfte irgendwas vorgenommen haben, es war nach 2 Minuten hinfällig. Die Eisernen wurden vom Anhang im ausverkauften Stadion „An der Alten Försterei“ immer wieder nach vorn getrieben. Die eine oder andere gute Möglichkeit sprang noch heraus und die Uhr tickte runter.
Als in der 87. Minute Lukas Hinterseer den Anschlusstreffer zum 1:2 markierte, war alles gelaufen. Der sehr fleißige, oft glücklos agierende Union-Kapitän Steven Skrzybski wurde in der Nachspielzeit belohnt und erzielte das Tor zum 3:1 Endstand. Endlich mal wieder ein Heimsieg, allzu viele gab es davon nicht in dieser Saison. Es war der siebente und mehr können jetzt nicht mehr dazu kommen. Dazu gesellen sich genauso viele Unentschieden und drei Heimniederlagen. Selbst in der ersten Saison nach dem Aufstieg 2009 holten sie neun Heimsiege. Die „Alte Försterei“ war trotz guter Stimmung in dieser Saison keine Festung. An diesem 33. Spieltag allerdings war sie es wieder, der VfL Bochum hatte keine Chance und muss, wie der 1. FC Union Berlin, die Hoffnungen auf neue Saison in der 2. Bundesliga vertagen. Ein Spiel um Punkte steht noch aus. Ganz entspannt können die Union-Profis nach Dresden fahren. Ob sie dort alles geben werden ? Die Dresdener Dynamos haben den sicheren Hafen in der 2. Liga noch nicht ganz erreicht und wollten ähnlich wie die Berliner aus Köpenick andere Ziele erreichen.
Taktik
Andre Hofschneider überraschte etwas mit seiner Mannschaftsaufstellung. Für Marc Torrejon rückte Marvin Friedrich neben Toni Leistner in die Innenverteidigung. In der Verteidigung gab es ein weiteres prominentes Rotationsopfer. Die Axt aus Giesing, Peter Kurzweg bekam den Vorzug, dafür blieb Kristian Pedersen zunächst auf der Bank. Grischa Prömel war wieder fit und spielte mit Michael Parensen zusammen auf der Doppelsechs. Beide Trainer entschieden sich für 4-2-3-1 als taktischer Grundformation. Das Aufbauspiel sah seitens der Unioner besser aus, als in den vorangegangen Heimspielen. Die Bälle in die Halbräume wurden zu oft eine sichere Beute der Bochumer Abwehrspieler. Die größte Gefahr konnten die Gastgeber heraufbeschwören, wenn Steven Skrzybski und Simon Hedlund eins zu eins Situationen suchten, teilweise traf das auch auf Kenny Redondo zu. Die Bochumer hatten auf der linken Verteidigungsseite große Probleme in Person von Danilo und Tim Hoogland, der als Innenverteidiger nur 20% seiner Zweikämpfe gewann.
Fazit
Wie in der gesamten Saison, stimmte die Einstellung beim 1. FC Union. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, das spielerisch vieles nicht funktionierte. Am Ende wurde es ein verdienter Sieg und der mögliche Unfall eines Abstiegs vermieden. Es war nicht die Saison des 1. FC Union und auf die Gäste trifft dasselbe zu. Mit einem Unterschied, bei den Bochumern ging es nach dem Trainerwechsel aufwärts. Bei den Eisernen gibt viel zu analysieren.
Stimmen zum Spiel
Lukas Hinterseer (Stürmer VfL Bochum): „Das war zusammen mit dem Spiel bei Holstein Kiel unser schlechtestes Auswärtsspiel, 90 Minuten waren wir komplett unterlegen. Ich will keinem den Einsatzwillen absprechen, aber die waren giftiger als wir. Gefühlt hatten wir keine Sekunde Zeit den Ball anzunehmen. Union war heute voll auf Existenzkampf eingestellt. Wir waren geschockt und haben uns abkochen lassen. Das Ergebnis geht in Ordnung, es hätte auch höher ausfallen können. Es tut uns leid für die mitgereisten Fans- Union war geiler auf den Sieg.“
Peter Kurzweg (Verteidiger 1. FC Union Berlin): „Wir wollten unbedingt gewinnen und das hat man heute gemerkt. Gekämpft haben alle bis zum umfallen, das war der Schlüssel zum Erfolg. Heute hat mehr die Mentalität und nicht die Qualität über den Erfolg entschieden. Jetzt sind wir froh, es war selten genug, dass wir so eine Leistung abgerufen haben. Jetzt fahren wir entspannter nach Dresden, wollen da aber alles raushauen. Für mich persönlich war es ein schweres Jahr, ich gebe mein bestes. “
Kenny Redondo (Mittelfeld 1. FC Union Berlin): „Das Tor zum 1:0 war das bisher wichtigste meiner Karriere. Jetzt sind wir durch, trotzdem wollen wir am letzten Spieltag noch einmal alles geben. Von Anfang an wollten wir Pressing spielen, damit auch Bochum überraschen.“
Steven Skrzybski (Kapitän 1. FC Union Berlin): „Wir haben als Team den Klassenerhalt geschafft, von der ersten bis zur letzten Minute haben wir alles rein-geworfen, so will man eine Union-Mannschaft sehen. Die Stimmung ist jetzt gelöster. In Dresden wollen wir die Fans nicht enttäuschen. Nach der Saison müssen wir einiges analysieren, das ist nicht die Aufgabe von uns Spielern, das muss der ganze Verein machen, einiges ist nicht so gelaufen wie wir uns das vorgestellt hatten.“
„Ich habe noch Vertrag, bin einer der längsten, die hier einen Vertrag haben, bis 2020.“
Robin Dutt (Trainer VfL Bochum): „Wir hatten gehofft mit einem blauen Auge in die Pause zu kommen. Gleich nach der Pause fiel unglücklich das zweite Gegentor. Ich will nicht zu viel Kritik an meiner Mannschaft üben, dafür hat sie in letzter zu viel geleistet. Glückwunsch an Union zum Klassenerhalt.“
André Hofschneider (Trainer 1. FC Union Berlin): „Bochum war mit Selbstvertrauen gespickt. Wir haben versucht viele Bälle zu erobern. Hatten Glück beim ersten Tor, zuvor haben wir viel liegen lassen. Das Spiel hätten wir früher entscheiden können. Jetzt werden wir kurz den Erfolg genießen. “
Spieldaten
Fußball 2. Bundesliga 33. Spieltag
Stadion „An der Alten Försterei“
06.05.2018 15:30 Uhr
1. FC Union Berlin
Tor: Daniel Mesenhöler Abwehr: Christopher Trimmel; Toni Leistner; Marvin Friedrich; Peter Kurzweg (77. Kristian Pedersen) Mittelfeld: Michael Parensen (63. Stephan Fürstner); Grischa Prömel;Simon Hedlund; Dennis Daube(88. Marc Torrejon); Kenny Redondo;Angriff: Steven Skrzybski 4-2-3-1
Trainer: André Hofschneider
VfL Bochum
Tor: Manuel Rieman Abwehr: Jan Gyamerah; Patrick Fabian:Tim Hoogland; Danilo Soares (60. Philipp Ochs) Mittelfeld: Anthony Losilla; Robert Tesche(60. Thomas Eisfeld); Robin Kruse; Kevin Stöger; Sindney Sam (76. J. Luca Serra); Angriff: Lukas Hinterseer 4-2-3-1
Trainer Robin Dutt
gelbe Karten
34. Minute Patrick Fabian (VfL Bochum)
35. Minute Dennis Daube (1. FC Union Berlin)
51. Minute Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin)
53. Minute Kenny Redondo (1. FC Union Berlin)
61. Minute Anthony Losilla (VfL Bochum)
80. Minute Manuel Riemann
Ergebnis: 3:1
Torfolge
1:0 45. Minute Kenny Redondo
2:0 47. Minute Danilo Soares (Eigentor)
2:1 87. Minute Lukas Hinterseer
3:1 90+1 Minute Steven Skrzybski
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft) Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Robert Schröder; Franz Bokop; Marcel Unger; Daniel Riehl
Wetter: angenehm, sonnig bei 24 Grad Celsius