Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im rührigen Suhrkamp Verlag erschien dieser Tage ein wunderbares Buch zur Geschichte Radikaler Proteste in der BRD. Das Werk von Alexander Sedlmaier tägt den schönen Titel „Konsum und Gewalt“.
Sedlmaier startet seine wissenschaftliche und sehr komplexe Untersuchung 1968, als die ersten großen linken Protestwellen das Land überrollten. Konsumtempel wie Kaufhäuser galten als besonders perfide Orte des Kapitalismus und gerieten schnell ins Augenmerk radikaler Gruppen. Nicht umsonst war ein Kaufausbrand (auch wenn er durchaus komische Momente barg) eine der ersten Taten der RAF.
Das „Drängen zum Konsum“ geriet nicht nach Jedermanns Geschmack, zumal die recht geschmacklose Krux dahinter nur schnöder Kapitalgewinn ist.
Hier die großen Konzerne, ausschließlich an Gewinnmaximierung (vielleicht mit scheinsozialem Deckmäntelchen) orientiert. Dort die wenigen wirklichen Radikalinskis, dazwischen das Herr der Konsumenten, Mitläufer, Polizisten, Politiker.
An der Konsumfront spielt sich der Werbekampf ab. Aus den diversen Gegenbewegungen entwickelten sich linke Orte, die heute noch existieren. Der Kampf gegen Springer einte die Gruppen. Sedlmaier schafft es eindringlich, die Proteste zwischen ca. 1950 – 1980 in soziale Zusammenhänge zu gießen. Lesen!
Bibliographische Angaben
Alexander Sedlmaier, Konsum und Gewalt, Radikaler Protest in der Bundesrepublik, 463 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2018, ISBN: 3-518-42774-3, Preise: 32 EUR (D), 32,90 EUR (A), 42,90 sFr