Denn wo kommt es vor, daß in einer Bilanzpressekonferenz einer bedeutenden Privatbank der primus inter pares – wie Friedrich von Metzler seine Position inhaltlich mit seinen zwei persönlich haftenden Gesellschaftern und sechs weiteren Partnern beschreibt – die stabilen Zahlen für das Krisenjahr 2008 mit den Worten seines Vaters begleitet und erklärt. „Ausgezahlt“ hat sich nämlich für ihn und das Bankhaus, daß er den väterlichen Ansprachen am Mittagstisch, die sich in der Regel um die Bank drehten, lauschte, die verkündeten, eine Krise, eine Bankenkrise müsse man immer erwarten, denn es sei das Wesen der Krise, daß sie sich nicht ankündige, weshalb man die Bankgeschäfte defensiv gestalten müsse. Der Vater wußte, wovon er sprach, hatte er doch die heute 335 Jahre alte Metzlerbank in den ebenfalls krisengeschüttelten Zwanziger Jahren sicher und ohne staatlichen Hilfen durch die Wogen gebracht.
Wenn Friedrich von Metzler zufrieden konstatiert: „Natürlich sind wir froh und auch ein bißchen stolz, daß wir von der Finanzmarktkrise nur mittelbar betroffen sind und Abschreibungen für unser Haus folgerichtig keine Rolle spielen. Aufgrund unseres Geschäftsmodells waren und sind wir zudem immer in einer komfortablen Liquiditätssituation, so daß weder ’Bed Bank’ noch ’SoFFin’ Begriffe sind, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.“, so schwingt da immer der väterliche Impetus mit. Heute nennt man das „vorsichtige Geschäftsphilosophie“, die, wir wiederholen es ein drittes Mal, sich derart ausgezahlt hat. Denn die Kernkapitalquote des Hauses liegt Ende 2008 bei 15,1 Prozent.
Das macht dem Bankhaus Metzler keine andere Bank nach und wir kennen im Umkreis auch keine Bank, die im abgelaufenen Jahr 2008 ihre Mitarbeiterzahl gesteigert hat, von 732 auf 770. Davon entfallen auf die beiden Frankfurter Standorte 670 Personen, die übrigen sind auf München, Stuttgart, Köln/Düsseldorf und die neue Geschäftsstelle in Hamburg sowie das Ausland verteilt. Das Geschäft mit China kommt auch! „Wir wachsen organisch und entwickeln unsere Teams sehr behutsam“, führte von Metzler in diesem Zusammenhang aus, „Die Qualität der Mitarbeiter ist dabei der Schlüssel für eine erfolgreich und langfristige Kundenbeziehung.“ Und er sprach in diesem Zusammenhang sogar bei Nachfrage von „der Demut vor der Leistung der anderen“, die man aufbringen müsse und bei den Mitarbeitern anerkenne, was deren Leistung in schwierigen Zeiten bewirke.
Insgesamt sieht Friedrich von Metzler das Bankenwesen auf einem guten Weg: „Ich bin ein Optimist und deshalb glaube ich, daß sich jetzt vieles im Bankenbereich zum Besseren entwickeln wird.“ Und das kann nur heißen, den Weg mitzugehen, denn das Bankhaus Metzler unbeirrt durch boomende Märkte gegangen ist, nämlich bei glaubhaftem Risikobewusstsein „einfache, klar verständliche Anlageinstrumente“ zu wählen und sich auf eine „Normalisierung der Renditeerwartungen“ zurückzubesinnen. Solche Worte würden nichts gelten, könnte das Bankhaus diese nicht mit stolzen Zahlen unterfüttern, denn das Provisionsergebnis konnte mit 148 Millionen Euro (2007: 142 Mill.) trotz des schwierigen Marktumfeldes erneut gesteigert werden und die Zinsergebnis aus allen Zinserträgen, Zinsaufwendungen aus Wertpapieren und Beteiligungen hatte mit 18 Millionen Euro das Vorjahresniveau gehalten, während trotz Mitarbeitersteigerung und weiterer Geschäftsstelle die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen von 135 auf 131 Millionen gesunken sind.
Das Treuhandvermögen verdoppelte sich im Berichtsjahr auf 485 Millionen Euro. Dabei geht es um Wertpapiere, die die Bank im eigenen Namen, jedoch für Rechnung von Kunden hält. Die Geschäfte, die die Bank hauptsächlich tätigt, spielen sich im Bereich Vermögensverwaltung, Fusionsberatung und Rentenmanagement ab. Das ausgewiesene Eigenkapital lag mit 94 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, sagt aber nichts über die eigentliche Kapitalkraft der Bank aus, die mit ihren stillen Reserven punktet. Das Pressegespräch aber sagte viel über den Umgangston und Stil des Bankhauses aus. Denn auf die vielfachen Nachfragen hin gab Friedrich von Metzler, der persönlich nicht mehr im operativen Geschäft arbeitet, sondern strategische Entscheidungen vornimmt, diese an seine acht Partner weiter, so daß man einen guten Einblick in den emotionalen und sachlichen Arbeitsprozeß in der Bank erhielt.
Ein Krisengewinnler möchte Friedrich von Metzler nicht sein. Aber er ist es. „Wenn es uns gelingt, die anstehenden Herausforderungen weiter erfolgreich zu meistern, sehen wir eine realistische Chance, weiterhin zu den Marktteilnehmern zu gehören, die tatsächlich gestärkt aus der aktuellen Situation hervorgehen.“ Deshalb wird ein Schwerpunkt für das gut begonnene Jahr 2009 sein, „unsere Kundenbasis gezielt weiter auszubauen und sich bietende Geschäftsmöglichkeiten konsequent wahrzunehmen. Wir rechnen trotz des schwierigen Umfeldes mit stabilen operativen Erlösen in allen Geschäftsfeldern.“