Erfolgstrainer Thomas Schaaf hingegen kann sich beruhigt zurücklehnen. Nach einer Achterbahnfahrt durch diese Bundesligasaison mit fulminanten Spielen und Siegen gegen die Großen sowie zahlreichen Flops beim Mittelmaß steht seine Mannschaft in zwei Endspielen, dem UEFA-Cup und dem DFB-Pokal. Was will man mehr, wenn man zudem seinem ewigen Nordrivalen HSV ins Tal der Tripple-Trottel geschmissen hat? Doch zurück von Weser und Elba an die Spree, wo „wir“ ein Spiel gesehen haben sollen, das die Knappen „über weite Teile kontrolliert“ hätten, kommentiert Büskens. Das kann man so sagen, denn über 90 Minuten gewannen die Gäste nicht nur mehr Zweikämpfte (54 Prozent) sondern hatten deutlich mehr Ballkontakte (63 Prozent). Anfangen konnten sie damit dennoch weit weniger als die Heimelf, die zum Siegen verdammt war, um die Hoffnung der Hauptstädter auf die Meisterschaft nicht begraben zu müssen. Bei so wenig Sturm – Pantelic stand allein vorm Tor – und dennoch Drang, obwohl die Offensive nicht nach dem Rehagel`schen Diktum kontrolliert wurde, trotzdem zu 13 Torschüssen kam, mußte Schalke der alten Tante „zwar einige Chancen“ zugestehen, wie Büskens anmerkte, aber seine Männer paßten auf, daß die Berliner “nicht diese Konter fahren“ konnten, „die sie gut zu Ende spielen können.“
Fußballlehrer Lucien Farve zeigte sich „klar enttäuscht“ und sprach: „Wir wollten heute drei Punkten. Wir hatten klare Torchancen. Wir hatten mehr Torchancen als Schalke.“ Doch dieses Mal war es umgekehrt. Während die Gegner des Berliner Sportclubs oft viel mehr Torchancen herausspielen, während Hertha die Tore machte, war es hier und heute „umgekehrt“. Pech auch, daß Schiedsrichter Peter Gagelmann anfangs einen Treffer von Pantelic wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannte und zum Schluß einen Handelfmeter für die Heimmannschaft verweigerte.
Gut analysierte Favre den Umstand, daß im Mittelfeld Schalke besser stand, die Spieler besser liefen, auch ohne Ball. „Schalke war immer in Überzahl im Mittelfeld“, nannte der Schweizer das Dilemma und spach damit eine Baustelle der Berliner an, die für die kommende Saison geschlossen werden sollte. Doch auch im Angriff ist Hertha für die nächsten Spielzeit noch nicht gut aufgestellt. Denn, meint Favre, wollen wir „eine Mannschaft aufbauen, die auch nächste Saison wieder oben mitspielen kann. Es wird eine große Herausforderung, diese Saison nächstes Saison zu bestätigen.“
Immerhin könnte der letzte Spieltag für Hertha BSC noch eine schöne Überraschung bieten, die Krönung einer unerwartet erfolgreichen Saison liefern. Wenn die Berliner in Karlsruhe als Sieger vom Platz gehen und München gegen Stuttgart im Kaiserklo an der Autobahn Richtung Alpen nur Unentschieden kickt, dann hätte Hertha einen Champios League-Platz sicher und wäre – wer hätte das denn vor einem Jahr für möglich gehalten – Vizemeister. „Das nächste Spiel ist eine Kopfsache“, stellt Favre klar und verweist auf den letzten Strohhalm für den Karlsruher SC, denn „der KSC hat in Bremen gewonnen. Die wollen und können noch die Relegation erreichen. Wir wollen in Karlsruhe siegen, aber es wird schwierig.“
Sicher ist für Favre, der diese Spielzeit „fantastisch“ findet, weil diese Saison so spannend ist, da bis zum Schluß drei, vier Mannschaften die Möglichkeit auf die Meisterschaft haben, nur, daß Wolfsburg Meister wird, zu „99 Prozent“ jedenfalls und verkündet: „Dahinter ist noch alles möglich.
Statt eines Triumpfzuges vom Olympiastadion durch das Brandenburger Tor zum Roten Rathaus winkt nur noch die Königsklasse des europäischen Fußballs. Doch auch dieser blau-weiße Traum könnte platzen, denn Spiele gewinnt man nur, wenn man den Ball nach vorne spielt, um Tore zu schießen. Dafür sollte man seine besten Stürmer, Pantelic und Voronin, auch einsetzen. Wenigstens ein letztes Mal.