Berlin, Mannheim, Deutschland (Weltexpress). Nach der erfolgreichsten Bilanz der Vereinsgeschichte in der Vorsaison könnte es für die Berlin Recycling Volleys (BR Volleys) im aktuellen Spieljahr bitter enden – wenn denn keiner der drei Titel aus Meisterschaft, Pokal und dem zweitklassigen Europapokal-Wettbewerb CEV verteidigt würde.
Darauf deutet zumindest der Ausgang beim ersten Saison-Höhepunkt hin. Am Sonntag unterlagen die Berliner in Mannheim dem nationalen Dauerrivalen VfB Friedrichshafen vor rund 10 200 Zuschauern im Pokalfinale 1:3. Nur einer der vier Sätze endete für den Gewinner VfB mit üblichen 25 Punkten. Alle anderen gingen jeweils in die Verlängerung. Erst mit dem achten Matchball hatte Rekord-Pokalgewinner Friedrichshafen den 14. Pokaltriumph vollendet.
Es war ein Erfolg mit Ansage. Denn schon beim Superpokal vor Ligastart und in der Bundesliga auswärts hatte Friedrichshafen den Hauptstädtern mit jeweils 3:0 und umkämpften Satzenden vor Augen geführt, dass sie diesmal keine Triple-Serie zulassen würden.
Auch in der Bundesliga leistete sich Spitzenreiter Friedrichshafen nur beim 0:3 gegen Düren einen Ausrutscher, während Berlin nach zwei Niederlagen mit United Volleys Rhein-Main um den zweiten Rang konkurriert.
Die Fortführung der Dominanz in der Bundesliga seitens der Berlin Volleys wackelt also gehörig. International steht man allerdings nach konzentrierten Auftritten in der Champions League als derzeit Gruppenerster besser da als die Männer vom Bodensee (derzeit Dritter in einer stärkeren Gruppe). Der Sprung in die K.o.-Runde sollte wie angestrebt gelingen.
„Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir das ändern können“, sagte Mittelblocker Felix Fischer (33), Urgestein der Berlin Volleys, zum Duell mit dem VfB. „Wir müssen unsere Fehler suchen, müssen sie offen diskutieren und dann abstellen. Sonst werden wir auch die Meisterschaft verlieren.“
Fakt ist, dass das Management nach der Triple-Euphorie und dem Abgang von Leistungsträgern versucht hat, den Kader mit erhöhtem finanziellem Aufwand noch zu verstärken. Das scheint sich international auszuzahlen. Doch in der Bundesliga und schon gar nicht im Pokal, läuft es nicht wie geplant.
Das die Erzrivalen vom Bodensee, im Vorjahr noch chancenlos unter ihrem Rekord-Meistertrainer Stelian Moculescu, so fulminant zurückgekehrt sind, hängt sicherlich auch mit der Verpflichtung des bisherigen Bundestrainers Vital Heynen zusammen. Der Belgier versteht sich als Agitator und Propagandist, als Motivator, Entertainer und Provokateur und ist zudem ein Mann mit ganz viel Volleyball-Sachverstand.
Den Angriff auf die Volleys hat er von Anbeginn offen verkündet. Die Mannschaft erheblich umgekrempelt. Und wie die Berliner nun zum dritten Male erlebten, dabei auf eine höhere Qualitätsstufe gehoben.
So verbuchte das VfB-Angriffstrio Michal Finger (ausgezeichnet als wertvollster Spieler/ 26 Punkte), Armin Mustedanovic (18) und David Sossenheimer (14 ) insgesamt 58 Zähler. Die Berliner schafften mit Paul Carroll (16), Robert Kromm (15) und Steven Marschall (14) lediglich 45.
Auch in der Angriffseffektivität insgesamt hatte der VfB mit 48:46 % die Nase vorn. Da halfen letztlich auch die guten Angriffs- Quoten der Mittelblocker Felix Fischer und Graham Vigrass nicht mehr ausreichend.
Auf vermehrte Attacken über die Mittelblocker haben sich die die Berliner verlegt, weil der gegnerische Block sich bestens auf die Hauptangreifer Carroll und Kromm von den Außenpositionen eingestellt hat. Denn fast immer, wenn ein Zuspiel aus nicht optimaler Annahme oder in einer wichtigen Big-point-Situation erfolgt, kommt die Angriffsvorlage dann zu Carroll oder Kromm.
Zeit für den VfB-Block und die Feldabwehr sich zu formieren. So drückte man die Effektivität des australischen Linkshänders Carroll, im Vorjahr MVP und entscheidender Akteur, auf nun lediglich 33 %.
Wie wirkungsvoll das Abwehrsystem bei Friedrichshafen (Heynen: Das wichtigste ist, den Ball im Spiel zu halten) im Pokalfinale funktionierte, zeigt die Punkteausbeute direkt mit Blocks: 13:6 für den VfB!
BR Volleys-Manager Kaweh Niroomand konstatierte, „dass der Gegner in den Grundelementen stabiler agierte und insgesamt als Team besser funktionierte.“ Und im vierten Abschnitt, als die Volleys bei beiden Auszeiten noch knapp vorn lagen, habe Trainer Roberto Serniotti sicher nicht optimal gecoacht … der Italiener räumte dies hinterher ein.
Und auch der sonstige Erfolgsgarant Carroll gab sich selbstkritisch: „Diesmal ist es mir leider nicht gelungen, die wichtigen Angriffe erfolgreich abzuschließen. Das kann ich und muss ich besser machen.“
Kapitän Robert Kromm meinte, dass die Mannschaft wieder einmal die Möglichkeiten nicht genutzt habe und forderte: „Wir müssen sehen, dass wir unseren Killerinstinkt in den entscheidenden Phasen wiederfinden.“
Gelegenheit dazu gibt es bereits am Donnerstag, ab 19.30 Uhr, in der Max-Schmeling-Halle, beim Heimspiel in der Champions League gegen den limitierten Tschechischen Meister Dukla Liberec sowie die sicherlich schwierigere Kraftprobe in der Bundesliga am Sonntag beim ambitionierten Noch-Tabellenzweiten United Volleys Rhein-Main.