Berlin, Deutschland (Weltexpress). Momentan ist der „christ-soziale“ Christian Schmidt, der für mehr Schweinefleisch an Schulen plädiert und „vegane Schnitzel“ verbieten will, der Bundesbauernminister in Berlin. Schmidt, dem es wichtig sei, „Brücken zu bauen zwischen Landwirten und Verbrauchern“, wie es aktuell auf der Website der Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) genannten Behörde heißt, bezeichnet sich als evangelisch-lutherisch. Luther? Da war doch was. Richtig, dass war derjenige, der in „Schmähschriften und Hetzreden gegen Bauern“ seinem Hass auf Thomas Müntzer als Revolutionär, der nicht nur gegen den Ständestaat und also für die Befreiung der Bauern zur Feder griff, sondern auch als Pfaffe gegen den Papst wetterte, freien Lauf ließ (vgl. „Luther, der Schreibtischmörder oder Ehrt Thomas Müntzer und jeden Rebellen, der gegen die Unterdrücker kämpfte, nicht das ‚miese Schwein‘ Luther, das die Unterdrückung nur reformierte„, WELTEXPRESS, 04.11.2016).
Schmidt, der behauptet, evangelisch-lutherisch zu sein, scheint ein Mann des „Steche, schlage, würge hie, wer da kann“, wie Luther forderte. Luther hetzte gegen die Bauern mit Worten wie diesen: „So wie man einen tollen Hund totschlagen muss: schlägst du (ihn) nicht, so schlägt er dich und ein ganzes Land mit dir“. Schmidt gibt vor, Anwalt der Bauern zu sein, dabei ist er nur ein Anwalt als Minister in einer Behörde der Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Als Agrarminister schmeißt Schmidt, der sich mit Sprüchen wie „An Apple a day, keeps Putin away“ über das Importverbot Russlands als Antwort auf die Sanktionen der Europäischen Union und also auch auf BRD-Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation lustig machte, den Laden. „Leitung“ nennt der Mann das und gibt Geld aus, beispielsweise für Werbung. In Anzeigen behauptet der 59-jährige vom BMEL, der es eigentlich besser wissen müsste, „gute Ernährung, starke Landwirtschaft und lebendige Regionen“ und erklärt, „mehr Tierwohl“ geschaffen zu haben.
Doch das freiwilliges Siegel für mehr Tierschutz ändert wenig am Wahnsinn der Tierhaltung. Das meint auch Karin Binder von der Linksfraktion im Reichstag. „Wer Mängel in der Tierhaltung, egal ob im Stall, bei der Freilandhaltung oder im Biobereich, endlich beheben will, muss die grundgesetzliche Pflicht zum Tierschutz bei allen Haltungsformen und für jedes Tier durchsetzen“, erklärte die verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, heute anlässlich der Vorstellung des Tierwohl-Siegels durch Agrarminister Christian Schmidt in Berlin. Binder weiter: „Anstatt Tiere effektiv zu schützen, verschleudert Minister Schmidt 70 Millionen Euro für ein Label und das dazugehörige Marketing.“
Binder und weitere Bundestagsabgeordnete behaupten das glatte Gegenteil von Luther-Versteher Schmidt. Die Kritiker im Berliner Reichstag sind nicht die einzige, die widersprechen. Unter dem Motto „Agrarkonzerne: Finger weg von unserem Essen!“ wollen Tausende am Samstag, den 21. Januar 2017, ab 12 Uhr vom Potsdamer Platz ausgehend in Berlin für „die bäuerliche Landwirtschaft und das regionale Lebensmittelhandwerk“ demonstrieren, „denn Agrarkonzerne und die Bundesregierung“ würden „die Industrialisierung der Land- und Lebensmittelwirtschaft“ vorantreiben mit den Folgen, dass „das weltweite Höfesterben … rasant“ voranschreite, „die handwerkliche Lebensmittelherstellung verdrängt“ werde, „hunderte Millionen Menschen … an Hunger oder Mangelernährung“ leiden würden, „die Artenvielfalt“ verschwinde und „die Klimakrise … sich“ verschärfe, wie die Wir-haben-es-satt-Macher sagen.
Christian Rollmann vom Veranstalter teilte vor wenigen Minuten gegenüber WELTEXPRESS mit: „Wir haben wie in den letzten Jahren wieder 10.000 Menschen angemeldet, hoffen aber natürlich, dass wieder wie in den letzten Jahren Zehntausende werden.“ Wenn das Wetter mitspielt werden sich 20 bis 50.000 Menschen in Berlin versammeln, darunter Tausende konventionelle und ökologische Bauern und jede Menge Besseressenwoller, die Schmidt nicht für einen Brückenbauer zu halten scheinen. Im Gegenteil! Schmidt ist wie Luther ein Schreibtischmörder der Bauern.
Jochen Fritz ist nicht wie Thomas Müntzer ein Revolutionär des gemeinen Mannes. Als Pressesprecher und Initiator der „Wir haben es satt!“-Demonstration agiert und formuliert er vorsichtiger. Heute teilte er mit: „Immer wieder zur Grünen Woche wartet Bundesagrarminister Christian Schmidt mit vollmundigen Ankündigungen auf. In diesem Jahr schlägt er ein unverbindliches Tierwohl-Label vor. Wir begrüßen, dass auch die Bundesregierung mittlerweile den Wunsch der Bevölkerung verstanden hat, dass Tiere artgerecht gehalten werden und Fleisch vernünftig produziert werden muss. Der gesellschaftlich gewollte Umbau hin zu einer tier- und umweltfreundlichen Landwirtschaft kann aber nur gelingen, wenn die Politik klare Rahmenbedingungen vorgibt. Ein unverbindliches Label reicht nicht aus! Wir brauchen eine verbindliche Tierhaltungs- und Herkunfts-Kennzeichnung mit klaren Kriterien und finanziellen Anreizen für tiergerechte Haltungsbedingungen. Die Bauern müssen damit von der Agrarwende profitieren können. Klar ist auch: Die Krisen der Landwirtschaft lassen sich nicht mit Alibiprojekten meistern. Um auf die gravierende Lage der Höfe hinzuweisen und für die Agrar- und Ernährungswende zu demonstrieren, gehen wir – Bauern, Lebensmittelhanderwerker und Verbraucher – daher am Samstag wieder mit Zehntausenden in Berlin auf die Straße.“
Alles richtig, Kollege, aber beim kritischen Schreiben bitte mehr Florett und weniger Säbel.