Die „einzige Dauersiedlung im Krimmler Achental, das heute zur Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern gehört“, wie Harald Waitzbauer im Buch „Das Krimmler Tauernhaus und seine Umgebung in Geschichte und Gegenwart“ schreibt, liegt auf 1 632 Meter über Normalnull und wurde erstmal 1389 in eine Art Grund- und Steuerbuch erwähnt. Doch alle, die ich fragte, gehen davon aus, dass an dieser Stelle im Tal schon weit länger eine Hütte für Rast und Ruh stand, die den Wanderer mit Sack und Pack Platz bot beim regen Regionalverkehr über die Hohen Tauern.
Aufgrund der Bedeutung des Handels- und Viehweges wurden Haus und Hof im ausgebaut und die Hausherren wurden „verpflichtet, den Saumweg über den Krimmler Tauernpass instand zu halten, arme und mittellose Wanderer kostenlos zu beherbergen und zu verköstigen und nach Wanderer zu suchen, die sich in der Wildnis der Gebirgswelt verirrt hatten“, so Waitzbauer weiter.
Heute im Zeitalter von Handy und Helikopter ist die Schutzfunktion weniger wichtig und so dient die einstige „Taferne in der Ahen“ als tolles Tauernhaus mit Tradition mehr denn je Mengen an Touristen, die sich wandernd an der Schönheit der Krimmler Wasserfälle und des Krimmler Achentales erfreuen sowie Gebirgswanderer und Bergsteier, die bis hoch in die Kernzone wollen oder von dort kommen.
Für Gastlichkeit sorgen seit Generationen die Geislers, die sich in vierter Generation nicht nur um das Wirtshaus und die Herberge sondern auch um die Land- und Viehwirtschaft im Krimmler Achental kümmern. „Die Achentaferne stand ab dem Jahr 1556 über 120 Jahre im Besitz der Familie Geyßler“, hält Waitzbauer fest. 1562 wurde das Tauernhaus runderneuert und ausgebaut und blieb so „bis es 1906 von Simon Geisler erworben und neuerlich umgebaut wurde“, weiß Waitzbauer zu berichten. Aus einer angeblich „baufälligen Hütte“ wurde ein „prächtiges Touristeneinkehrhaus“.
Doch nach der Besetzung und Einverleibung Südtirols durch Italien stand das Krimmler Tauernhaus 1918 plötzlich an der Grenze. Während des ersten Weltkrieges war wenig Tourismus möglich, danach aber noch weniger. Statt Alpenvergnügen herrschte reger Schmuggelverkehr.
In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich zum ansteigenden Sommertourismus der Winter- und Skitourismus. Mit dem Faschismus stieg auch der Fremdenverkehr in Kraft-durch-Freude-Manier. Dann kamen wieder Soldaten und der Krieg, danach Flüchtlinge und Schmuggler. Sogar von einer Judenwanderung 1947 wird berichtet. Von der beschwerlichen Fluchtroute zeugt zudem eine Tafel, die „seit dem Sommer 1997 auf dem Krimmler Tauernpass“, auf der steht: „Verfolgte Juden aus Osteuropa mussten hier im Jahre 1947 illegal die Grenze nach italien überschreiten, um nach Eretz Israel zu gelangen.“
Dank der Fertigstellung „eines für größere Fahrzeuge geeigneten Fahrwegs“ 1983 sowie der Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern 1984 ging es für das Krimmler Achental und das Krimmler Tauernhaus wieder voran. 1999 übernahmen Friedl und Gundi Geisler von Adolf und Franziska Geisler, die zuvor ein paar Modernisierungen vornahmen Haus und Hof und führen das Krimmler Tauernhaus auch dieser Tage.
Sie seien „die Seele der höchstgelegenen ganzjährig betriebenen Landwirtschaft im Nationalpark Hohe Tauern“, wo man mit Wonne wandern könne. „Und die Kuh schaut zu“, teilt Dr. Bernd Kregel im WELTEXPRESS am 11. Juli 2013 mit und berichtet: „Keinen gemütlicheren Ort gibt es als die Jahrhunderte alte holzgetäfelte Stube mit ihrem stimmungsvollen Herrgottswinkel und den vergilbten Fresken von Wandermalern aus dem 19. Jahrhundert. Und wenn Friedel schließlich nach getaner Arbeit in der Küche sich dazu setzt und zu erzählen beginnt von Lawinenabenteuern und tosenden Unwettern, dann ist endgültig die Zeit gekommen, die Zeit zu vergessen.“
Aus der Küche kommen bodenständige Gerichte. Spezialitäten vom Rind – vom Almochsen – und vom Schwein, dem vom eigenen Bauernhof, werden aufgetischt wie Wild aus der eigenen Jagd. Milch und Milchprodukte der Kühe aus dem Krimmler Achental kommen ebenso auf den Tisch wie Graukäse nach Südtiroler Art aus der hauseigenen Käserei. Wald und Wiesen rund um das Tauernhaus liefern in der Saison Pilze und Beeren, die täglich frisch zubereitet werden. Hinzu kommen hausgemachte Köstlichkeiten. Klasse sind Kaffee und Kaiserschmarrn für Kurzzeitgäste. Köstlich!
Wer Zeit und Geld hat, der sollte länger bleiben, alles ausprobieren, die Karte rauf- und runteressen und die Nacht in einem der komfortablen und mit viel Holz eingerichteten Zimmern (Einzelzimmer, Doppelzimmer und Dreibettzimmer) oder in einem Lager im Gruppenschlagsaal verbringen. Wir wünschen guten Appetit und gute Nacht.
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Krimmler Tauernhaus, Familie Friedl und Gundi Geisler, Krimmler Achental, 5743 Krimml, Telefon: +43 (0)664/2612174, Email: info@krimmler-tauernhaus.at, Web: www.krimmler-tauernhaus.at<