Der bedeutet nicht Ossis oder Osmanen in Alemania oder so, sondern steht „für eine Verschmelzung der osmanisch-türksichen Kultur mit dem modern-westlichen Lifestyle“, wie wir auf der Website des Osmanya lesen, dessen Inhaber Tuncer Tankir im besten Hochdeutsch erklärt, dass sein Restaurant „für die Symbiose von Orient und Okzident“ steht. Berlinern kann er auch, denn (gesprochen) „Tunsch“, wie ihn seine Freunde nennen, ist hier geboren worden und aufgewachsen. Seit seinem 16. Lebensjahr arbeitet er in der Gastronomie. Hut ab.
Erst einmal setzen wir uns auf die gemütliche, überdachte Veranda, wo weiße Kerzen leuchten, und blicken auf die belebte Birkenstraße, über die der Himmel über Berlin immer dunkler wird. Platz draußen bietet zudem eine Terrasse direkt vor dem Haupteingang. Einen tollen türkischen Mokka bringt uns Kalem Meral, die den Abend über uns zu guten Diensten sein wird, mit den Worten: „Einen Türk Kahvesi für die Herren vom Weltexpress.“
Das fängt ja gut an. Zum Essen gehen wir in den eleganten Speisesaal aus 1001 Nacht für rund einhundert Personen. Manche Autoren meinen, dass das Speisezimmer einem Serail gleichen würde. Richtig ist, dass „vom Geschirr bis zur Beleuchtung ”¦ alles einen geschmackvollen, gehobenen Eindruck“ hinterlasse und selbst die Weingläser eine Gravur mit dem Schriftzug des Restaurants aufweise. Die Tische sind toll eingedeckt. Wer eine besonders schöne Tischdekoration wünscht, der kann zwischen Geburtstag, Hochzeit sowie Jahrestag und Romantisch wählen und bei Bedarf bestellen. Doch auch ohne Extrawunsch fühlen wir uns wohl. Das Restaurant Osmanya genügt gehobenen Ansprüchen.
Eine große kalte Vorspeisenplatte mit vielen weißen Schälchen voller Leckereien für zwei Personen wartet auf uns wie Meral, die gute Seele des Osmanya. Die SoÄŸuk Meze tabağı ist großartig.
Statt ein frisch gezapftes Bier vom Fass zu bestellen, Effes selbstverständlich, wählen wir einen Wein und trinken wenig später einen Vin-Art Narince-Chardonnay (Kavaklıdere – Türkiye). Die Traube ist ein Narince-Chardonnay, seine Farbe ein helles Goldgelb. Der Weißwein duftet auffällig nach Zitrusfrüchten gemischt mit Linden-, Karamell- und Vanille-Geschmack. Er schmeckt elegant und ausgeglichen, liegt im Mund ein wenig ölig und gibt Geschmack. Mit ihm lassen sich die kalten Köstlichkeiten bestens begleiten.
ZeytinyaÄŸlı Sarma (also gefüllte Weinblätter) fehlen so wenig wie Humus (Kichererbsenpüree mit Sesamöl) und ÅžakÅŸuka (gegrillte und marinierte Auberginen, Paprika in Tomatensud). Der PaÅŸa meze (pürierter Fetakäse mit Sesammus) ist fein gewürzt und mundet meisterlich. Deniz börülcesi (blanchierter Seegrassalat, angemacht mit Knoblauch und Olivenöl) ist eine echte Überraschung, gelungen, während das Acılı Antep Ezmesi (scharf gewürztes Püree aus Zwiebeln, Tomaten, Gurken und Peperoni) uns zum ÅžiÅŸe Soda (Mineralwasser) greifen lässt. Cacık (Minzjoghurt mit Knoblauch und Gurkenstücken) wäre auch gut gewesen. Alle Zutaten wurden frisch eingekauft und die Gerichte in der Gourmetküche von Hand und zwar von Hülja, Kadir und Cal zubereitet. Bravo.
Wir wechseln den Wein. Ein Prestige Boğazkere (Kavaklıdere – Türkiye) soll es sein. Die Traube trägt den Titel Bogazkere und gibt dem Wein seine Intensive, lebhafte Burgunderfarbe. Dass der Wein ein Jahr in französischen Eichenfässern reifen durfte, schmeckt man. Sein Duft ist komplex, von getrockneten roten Früchten über getrocknete Pflaumen bis hin zu Vanille und Karamell reicht die Vielfalt. Sein Geschmack ist stark und reichn an Taninen.
Bei den Hauptgerichten mit Fleisch reicht das Angebot von gegrilltem Lammfilet (Kuzu bonfile ızgara) mit mit Pfannengemüse und Minzreis (sebze garnitür ve pilav ile) über Rinderfilet Tournedo Dana bonfile palaska) mit gegrillter Auberginen-Béchamalsauce und Minzreis ((Hünkyar BeÄŸendi ve pilav eÅŸliginde) bis hin zum Huhn beziehungsweise zu Hähnchenbrusttranchen (Tavuk göÄŸsü ızgara Yelpaze) mit Sesampüree und Pistaziencrème und Minzreis ((Pilav, tahinli püre ve antep fıstıklı sos eÅŸliÄŸinde)). Fehlen darf selbstverständlich nicht der Klassiker: Köfte.
Wer einmal alles will, der genieße Osmanya Özel Izgara Tepsisi (2 kiÅŸilik), also einen gemischter Grillteller mit Beilagen (die Tomaten sind auch gegrillt) für zwei Personen. Bulgur und Minzreis werden gerne gereicht.
Auch beim Dessert bleiben wir bei einer Platte für zwei Personen. Karışık Tatlı tabağı (2 KiÅŸilik). Der gemischte Süßspeisenteller bietet Baklava, die traditionelle türkische Blätterteigsüßspeise, aber auch Kazandibi, das ist eine traditionelle türkische Süßspeise mit Reismehl und Tannenharz, also eine Art Panacotta. Ä°rmik helvası sıkma peynirli (warme Grießsüßspeise mit Mozarellafäden) sind auch mit dabei. Selbst das Obst ist süß. Kabak Tatlısı (Muskatkürbis in Sirup) ist super.
Zur Verdauung, wie wir so sagen, gönnen wir uns das türkische Top-Getränk aus Weintrauben oder Rosinen, dem Anis zugesetzt wird. Richtig, Raki. Erst Yeni Raki, dann TekirdaÄŸ Rakısı und dann Auf Wiedersehen im Osmanya.
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Osmanya, Birkenstraße 17, 10559 Berlin-Moabit
Kontakt: Telefon: 030 48829999, Email: info@osmanya.de, Facebook: https://www.facebook.com/Osmanya-Restaurant-394803544383/timeline/
Öffnungszeiten: von Montag bis Sonntag ab 16 Uhr