„Bitte schlurfen, sonst stolpern Sie“, ermahnt die Führerin ihre Pantoffelträger. 65.000 Neugierige schleusen sie und ihre Kollegen im Jahr durch das größte Wasserschloss Deutschlands und eines der beliebtesten. Schloss Glücksburg, Ende des 16. Jahrhunderts gebaut, benötigt aber auch jedes Jahr einen riesigen Erhaltungsaufwand. Burgenhaft und mit trutzigen Türmen ruht es im künstlich angelegten See. Doch die Türme waren nie zur Verteidigung gedacht, sondern zum Wohnen, weiß Seine Hoheit Christoph Prinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Herr über das Anwesen an der Ostsee. Wenn die Sonne das Wasser des Sees an der Decke reflektiert, kann man nachempfinden, wie wohl sich die Herzogin im lichten Turmzimmer gefühlt haben musste. Eines steht jetzt als Standesamt zur Verfügung. In der Kapelle finden Gottesdienste und kirchliche Trauungen statt und in den vierzig Räumen des Schlosses, vornehmlich im vier Meter hohen, 30 Meter langen und zehn Meter breiten „Roten Saal“, ein lebendiger Kulturaustausch, Konzerte und Lesungen.
Wer sich für Waffen begeistert, findet ein neunläufiges Radschloss-Salven-Gewehr von 1640 vor, anderthalb Zentner schwer: Nach dem ersten Schuss folgten automatisch weitere 112. Ohne Führung würde man kaum das Besondere an den 1680 in Flandern hergestellten Ledertapeten entdecken. Von der Rückseite wurden die Motive in das Kalbsleder eingestanzt, dann wurden von Hand Blattgold und Silber aufgetragen und die Personen ausgemalt. Steht man auf der rechten Seite vor dem Tapetenbild, erscheint die Szenerie nur rechts hell, die Szenen auf der linken Seite bleiben im Dunkel, betrachtet man sie links stehend, ist es umgekehrt – eine faszinierende Licht-/Schattenwirkung.
Wer sich wundert, warum Jungs in Mädchenkleidern abgebildet sind, lernt es hier: Bis zur Konfirmation war das Tradition.
Wer etwa 13 Kilometer entfernt von der Küste in die weniger bekannten Hüttener Berge fährt, findet einen unglaublich beruhigenden Naturpark vor. In diese Stille baute das Unternehmen Globetrotter ganz umweltfreundlich eine Lodge, um der Natur näher zu sein. Die Architekten holten auch die Natur hinein ins Restaurant mit Bäumen, deren „Blätter“ Holzstückchen sind, und in die Seminarräume der Globetrotter Outdoor-Akademie, deren Wände mit stilisierten Baumreihen bestückt sind. Die Wände des kuscheligen Kaminzimmers bestehen aus dünnen Baumstämmen und Hölzern, einfach, dennoch kompliziert in die Wand hineingesteckt. Der Hotelkomplex mit 30 Zimmern, teilweise barrierefrei, ist versteckt in den Hang gebaut, zwei Fass-Saunen mit Blick durch Glastüren auf die Landschaft davor. Nur der 20 Meter hohe Aussichtsturm ragt hoch hinaus wegen des schönen Ausblicks über die für Schleswig-Holstein typischen Knicklandschaften – Wallhecken zur Abgrenzung der Feldstücke – und das Bismarck-Denkmal. Für sportliche Aktivitäten ist an der Rückseite eine 18 Meter hohe Kletterwand angebracht. Die Statue des Gründers und Kanzlers des Deutschen Reiches Otto von Bismarck (1815-1898) wurde 1920 auf den 98 Meter hohen Aschberg über dem Ort Ascheffel verlegt wegen deutsch-dänischer Grenzstreitigkeiten.
Für Menschen, die noch näher an der Natur sein wollen, gibt es Glamping, die neuen Zelte mit komfortablem Innenleben. Jeder darf aber auch sein eigenes Zelt aufbauen. Hirsche und Rehe springen des Morgens über die Lichtung.
Wieder an der Ostsee, lassen auch Weite und Wind, Möwen-Kreischen und das Rauschen der Brandung am Strand den Alltag weit weg rücken. An den Badestränden schmiegen sich bunte Strandkörbe in den hellen Sand. Die Naturstrände geben Treibholz, Flintsteine und andere Schätze des Meeres frei, während der sonnengetrocknete Seetang unter den Füßen knistert. Hier dürfen auch vierbeinige Urlauber durch den Sand toben und im Wasser plantschen. Hinter den Dünen an geschützten Plätzen kann man zum nahtlosen Bräunen alle Hüllen fallen lassen.
Berndt Kruse, Geschäftsführer der Räucherei Meergold in Eckernförde, kennt sich aus mit fangfrischem Fisch. „Viele meiner Kunden kannten zu Anfang Fisch nur auf dem Fischbrötchen. Das gehört bei den meisten bei einem Urlaub an der See einfach dazu. Erstmal angekommen, gehen sie an den Strand und an die Fischbrötchen-Bude. Das ist Kult, Matjes, Aal, Krabben oder Bismarckhering in allen nur denkbaren Variationen verlocken dann zwischen Brötchenhälften zum Kauf.“
Die Räucherei verkauft frischen und selbst geräucherten Fisch, als da sind Butterfisch, Lachs, Makrele, Sprotten. Jetzt beginnt die Zeit des Dorschs, ein Fisch, der das kalte Wasser liebt. Daneben Plattfische wie Scholle oder Kliesche. Kliesche? Nie gehört. Dieser Fisch aus der Familie der Plattfische ist wenig bekannt. Dabei soll er sehr schmackhaft sein und weniger Fett als die Scholle haben. Die meisten Menschen bemehlen den Fisch. Doch das ist gar nicht notwendig. Einfach nur mit Küchentuch abgetupft, nimmt dieses ebenfalls die Feuchtigkeit auf.
Kieler Sprotten sind der Hit. Berndt Kruse zeigt, wie man sie isst. „Zuerst ziehen Sie großzügig den Kopf ab, dann den Schwanz, dann drücken Sie zwischen den Fingern leicht Bauch und Rücken – und wie Zauberei guckt die Gräte hervor, die man ganz langsam herausziehen kann. Guten Appetit!“
Auch das Ostseebad Strande, ein ehemaliges Fischerdorf an der Kieler Außenförde, rühmt sich für frischer Fisch direkt vom Kutter – für Fischer und Fischgenießer. Es hat die Aktion ins Leben gerufen. Darüber hinaus werden Veranstaltungstermine, Fischgeschäfte, Restaurants, Rezepte und weitere Informationen rund um das Thema Fisch präsentiert.
Wer ein Stück nach Norden spaziert oder fährt, erreicht das Bülker Leuchtfeuer, das für einen Euro mit 98 Stufen erklommen werden darf. Eine gute Aussicht ist jedem gewiss. Im vom Ehepaar Amelow bewirtschafteten Pavillon nebenan erfährt man, dass hoch oben häufig kirchliche Trauungen und Taufen stattfinden, ja sogar Taufen in der Ostsee.