Den Franzosen aus der Voralpenregion – Gap ist oft Etappenziel der Tour de France – droht nach zwei vorherigen Niederlagen gegen Zürich das Aus. Die Berliner revidierten ein wenig den instabilen Eindruck von ihrer vorherigen 3:6-Heimpleite gegen die Schweizer und nehmen Kurs auf den Sprung in die Runde der besten 32.
Wobei die mit 48 Teams aufgeblähte CHL – 16 Dreiergruppen, aus denen jeweils nur eine Mannschaft aus den Gruppenspielen ausscheidet – längst nicht den Status anderer Sportarten erreicht hat. Im Fußball, Handball, Basketball oder Volleyball sind tatsächlich die stärksten Klubs des Kontinents dabei. Auf dem Eis fehlen beispielsweise die Vertreter der russischen KHL, in der Aufgebote aus einem halben Dutzend Ländern um Tore und Prämien wetteifern”¦
Den Eisbären, mit Juni so früh wie wohl nie in die Saisonvorbereitung eingestiegen, mag das wenig kümmern. Sie entledigten sich der Pflichtaufgabe derart souverän, dass Gästecoach Luciano Basile eingestand: „Berlin war in allen Belangen stärker – in den Zweikämpfen, der Schnelligkeit, der Scheibenkontrolle und hat verdient gewonnen.“
Vom Nachteil, tags zuvor nach 18-stündiger Busfahrt angekommen zu sein, oder strukturellen Unterschieden – Gap hat rund 40 000 Einwohner, die Spielstätte fast maximal 2800 Zuschauer -, redete er nicht. Eishockey hat halt nicht Stellenwert und Möglichkeiten wie in Deutschland. Die Liga mit 14 Vereinen wie in der DEL beginnt in der zweiten Septemberwoche. Gaps Kader umfasst die vorgeschriebene Zahl von 11 Einheimischen und die gleiche Zahl von ausländischen Spielern. In der DEL sind derzeit neun Ausländer-Lizenzen möglich.
Bei der letzten WM allerdings gelang der dezimierten und derangierten deutschen Formation nur ein knappes 2:1 in letzter Minute über Frankreich.
Eisbären-Bankchef Uwe Krupp lobte seine Schützlinge („Sie haben heute einen wirklich guten Job gemacht“) und war zufrieden, dass nicht wie gegen Zürich – 0:3 im ersten Drittel – der Start verschlafen wurde. Drei Verteidiger-Tore (zwei durch Neuzugang Bruno Gervais, eins durch WM-Teilnehmer Jens Baxmann) deuten daraufhin, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive besser austariert sein dürfte als in der Vorsaison. Und mit dem routinierten Spät-Rückkehrer und Abwehrmann Micki Dupont sollte auch mehr Sicherheit und Ordnung in die Eisbären-Defensive einkehren. Das hatten die jungen und talentierten Abwehrkräfte bei Ausfällen der Stammspieler in der letzten Saison nicht wie erhofft gewährleisten können.
Unter die Rubrik Stärkung der Abwehr fällt auch die Rückkehr von Torhüter Kevin Nastiuk, wobei der Finne Petri Vehanen die Nummer eins bleibt.
Im Angriff überzeugte der aus Augsburg gekommene Kanadier Spencer Machacek. Mit rund 90 kg und 1,85 m Größe bringt er athletische Durchschlagskraft, Zweikampfqualitäten und mehr Geradlinigkeit ins mitunter zu komplizierte Eisbärenspiel. Bei einem tollen Solo zeigte er zudem technische Fertigkeiten an der Scheibe, was insgesamt aber nicht mehr als rund 25 Auftritte in der weltbesten Liga NHL reichte”¦
Mindestens eine Stufe tiefer hängen die Wünsche des japanischen Probespielers der Eisbären. Shuhej Kuji aber fühlte sich nach seinem ersten Treffer für die Hauptstädter „großartig“. Der Nationalspieler seines Landes mit bislang vier bis fünf WM-Auftritten und derzeit der einzige Profi aus Nippon, der sein Glück im Ausland, sucht, äußert auf die Frage nach seinen sportlichen Zielen: „Ich möchte hier einen Vertrag bekommen, weil mir die Stadt, die Halle und die tolle Stimmung unter den Fans zusagen. Und ich möchte helfen, mit unserer Nationalmannschaft erfolgreich zu sein.“
Mangelndes Körpergewicht, Kraft und Athletik gleicht der kleine Japaner durch Wendigkeit, Schnelligkeit und Eifer aus. Den Musterpass von Florian Busch schloss er direkt und blitzschnell ab. Und wurde von den Zuschauern entsprechend gefeiert.
Bei den nächsten CHL-Prüfungen der Berliner am Freitag in Zürich und Sonntag in Gap kann sich Kuji nochmals empfehlen. Danach dürfte entschieden werden, ob er für den DEL-Auftakt am 11. September (19.30 Uhr) in Berlin gegen Nürnberg nominiert wird.