Isaac Helger kommt als Fünfjähriger mit seiner litauisch-jüdischen Familie nach Johannesburg in Südafrika, nur wenig besser gestellt als die Schwarzen. In einem Vorort der Metropole aufwachsend, erlebt er die Rassenunterschiede, die politische Entwicklung der dreißiger Jahre, die große Armut der Mehrheit der Bevölkerung am eigenen Leib. Der Kampf ums Überleben, die Angst um die Daheim gebliebenen im sich verändernden Europa, die normalen Probleme eines Teenagers – all das verknüpft Bonert in einer temporeich wie poetischen Sprache zu einer großen Saga. Welche Geheimnisse sich mit dem schrecklich vernarbten Gesicht Mames und einem Kriminellen im Outdoor verbinden, ob Isaak die Liebe seiner Angebeteten aus der reichen weißen Oberschicht erringt, mit Geschäften zwielichtiger Art reich wird und wie die Familie den zweiten Weltkrieg übersteht, sollten Sie auf achthundert Seiten unbedingt miterleben.
Spannung, Wut und Mitleid halten sich beim Lesen die Waage – wir sind selten so gepeitscht worden von wechselnder Sympathie – und Antipathie mit der Hauptfigur!
Kenneth Bonert, 1972 in Johannesburg geboren, verließ Südafrika mit siebzehn Jahren. Er lebt heute in Toronto und gewann mit diesem Debüt-Roman zu Recht mehrere Preise. Hier hofft der Leser auf weitere Werke biblischen Ausmaßes!
Fazit: Strandschmöker der gewichtigeren Art, fesselnd bis zur letzten Zeile! Vorsicht: mitunter laute Empörungsausrufe erzeugend!
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Kenneth Bonert, Der Löwensucher, Roman, Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer, 800 Seiten, Diogenes Verlag, 2014, 978-3257069235, 25,90 € (D)