Er war immer sehr nett zu seinen Mitspielern und ließ sich im Zweifelsfall sogar von ihnen treten. Das ist Vergangenheit, Historie. Nun habe ich den Schriftsteller Brandt vor der Nase, der nach wie vor zu allen Menschen nett ist. In Tod in Turin lädt er uns ein, ihn ein Stückchen auf seinem harten Weg als netter Schriftsteller zu begleiten. Er ist zur Buchmesse geladen ins Land der Italiener, sein Meisterwerk Gegen die Welt ist frisch übersetzt und stehtin den Buchläden zum Verkauf, Propaganda gehört zum Betrieb.
Was soll ich euch sagen, der Lesespaßfaktor für Brandtkundler (wie mich) ist enorm. Neu: CB übt sich im Granteln, Mosern, schlecht gelaunt sein. Er begibt sich auf den bedrückenden Pfad eines großen Weltleidenden. Manche Leser werden CB für einen ironischen Egozentriker halten. Mag sein. Ich meine, er leidet in echt. Vor Aufzügen, Supermärkten, bei Stehempfängen, zu Kaufhausmuzak, mit zu viel, zu wenig und gar keinen Frauen. Die Welt an sich ist schwer zu ertragen, doch CB beweist, man kann aus großer Betrübnis einen knorken Buchmessenroman zaubern. Wundersam und leicht wie ein Rosinenbomber. CB ist ein Rosinenbomberpilot. Seine Bomben machen die Menschen froh. Vielleicht haben sich ein wenig zu viele Fußnoten ins Buch geschlichen, ansonsten super. Eine kleine, oder besser halbgroße Zwischenübung des wahrscheinlich größten Talents der Stadt Leer. Besser kann man ein Zweitbuch nicht gegen die Welt werfen!
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Jan Brandt & Tom Smith (Illustr.), Tod in Turin, Roman, 304 Seiten, Hardcover, DuMont Buchverlag, Köln 2015, ISBN: 978-3-8321-9792-6, Preise: 19,99 EUR [D] / 28,50 SFr.