An erster Stelle Jean Charles (Mark Kuhn), der gleich einen doppelten Grund hat, seiner charmanten Ehefrau Barbara (Anja Kruse) nach dem Leben zu trachten. Zum einen ist es ihr Vermögen, das im heimischen Tresor nur auf ihn zu warten scheint. Und zweitens seine Weibergeschichten, die die ihm abverlangte Monogamie vor allem als Monotonie erscheinen lässt.
Unwägbarkeiten und Verwirrung
Seine rechte Hand bei diesen Mordgelüsten ist seine Geliebte Gigi (Andrea Frohn), in deren schönem aber nicht besonders klugem Kopf nicht alles sofort hineinpasst, was er sich bei seinem Mordplan ausgedacht hat. Doch genau das bringt die wünschenswerte Würze in das Geschehen. Denn nie darf sich der Zuschauer sicher sein, ob das Mörderpaar bei aller Skrupellosigkeit und Kaltblütigkeit mangels der erforderlichen Intelligenz nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.
Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten, die sich die französische Autorin des Stückes Isabelle Mergault (Deutsch von Kim Langner) hat einfallen lassen. Da ist einmal der tumbe Nachbar Gildas (René Toussaint), der durch seine unangemeldeten Auftritte in den unpassendsten Situationen nicht nur für ständige Verwirrung sorgt, sondern darüber hinaus auch dem Mordplan in die Quere kommt.
Mord und Selbstmord
Und zum anderen ist es die Selbstmordabsicht des vorgesehenen Opfers, die der mittlerweile professoneller agierenden Täterin Kopfzerbrechen bereitet. Eine Gedankenakrobatik, die sie erneut überfordert und dabei doch ganz nebenbei ihre sympathische Seite nach außen kehrt. Denn nun verbündet sich die Täterin mit ihrem Mitleid erregenden Opfer in völlig überraschender Solidarität. Zumal sie durch Zufall erfährt, dass ihr Komplize, also Barbaras Ehemann, es genau zu diesem Zeitpunkt auf eine Jüngere abgesehen hat.
Doch trotz allen verwirrenden Durcheinanders scheint alles auf ein Happy End hinaus zu laufen. Denn Ehemann Jean Charles vollzieht eine unerwartete Kehrtwendung von 180 Grad und geht seiner Frau Barbara mit seiner angepassten Bravheit schon bald gehörig auf die Nerven. Und Gigi zieht mit Gildas aufs Land, wo sie aufgrund dessen Fürsorglichkeit für jeden sichtbar schnell aus allen Nähten platzt.
Ungebremste Frauenpower
So entsteht, angestachelt durch häusliche Langeweile und verletzte Eitelkeit ein neues Komplott. Diesmal, soviel sei verraten, als die ungebremste Frauenpower gegen die angepasste Männlichkeit. Und wieder fahren die Gefühle des Publikums Achterbahn, was der bisher gewonnenen Freude am schwarzen Humor jedoch keinen Abbruch tut”¦
Ein Stück mit Ecken und Kanten. Doch diese werden von der Regie (Peter Lotschak) augenzwinkernd eingesetzt, um eine Gradlinigkeit der Verwirrung zu erschaffen. Dabei weiß er die Schauspieler auf seiner Seite, die engagiert die in dem Stück angelegte Situationskomik in packendes Spiel umsetzen. Und ebenso das Publikum, das schlüpfrige Gags und dünnbrettige Platituden mit Humor wohlwollend durchgehen lässt.
Runder Raum als Arena
Dabei erzeugt der runde Raum des Contra-Kreis-Theater wie immer jenes Wir-Gefühl, das der Boulevard stets erzeugen möchte. Dazu eine effektiv gestaltete Bühne (Bühnenbild Tom Grasshof, Kostüme Anja Saafan), wie geeignet als Arena für die Auseinandersetzungen und Querelen, die das Stück in immer neuen Variationen zu bieten hat. Mit strapazierten Lachmuskeln spendet das Premierenpublikum lang anhaltenden Beifall.
Spieldauer bis 8. März 2015, Ticket Hotline 0228-632307 und 635517, Web: www.contra-kreis-theater.de