Diese bedeutendste Achse des Russischen Reiches, deren Bau im März 1891 von Zar Alexander III. proklamiert wurde, sollte Land und Leute zwischen Sankt Petersburg und Wladiwostock von der halbasiatischen zur industrieellen Produktionsweise wuppen und aus Leibeigenen und befreiten Bauern Proletarier werden lassen. Gleichzeitig sollten aus Adeligen Unternehmer werden. Weil beides nicht in ausreichendem Maße gelang, um mit den anderen imperialistischen Mächten wie England und Frankreich sowie Preußen und Österreich mithalten zu können, griff der Staat ein, forderte und förderte die Industrialisierung. Mit auch ausländischem Kapital gelang der gewaltige Eisenbahnbau im riesigen Reich. Zugleich wurde das Land entlang der Transsib besiedelt. Allein zwischen 1904 und 1913 siedelten rund 4 Millionen Bauern an der Trasse und wandelten Natur- in Kulturlandschaften. Neben Bahnhöfen, über 400 entstanden an der Transsib, wuchsen Dörfer und Städte, Verwaltungen wurden auf- und ausgebaut, Handelshäuser und Fabriken, Kasernen und Konsulate errichtet.
Jenseits von Moskau entwickelte sich Russland in einem zuvor nie gekannten Ausmaß, dass Dank der Transsib später der Wehrmacht, den faschistischen Mörder- und Verbrecherbanden zwar erst weichen musste, doch dann standhielt und den großen Krieg, der aus dem Westen kam, zurück bis nach Wien und Berlin trug.
So weit geht Russian Railroads (kurz: RRR) nicht. Die Geschichte spielt zu Beginn des Hoch- und Industriekapitalismus Russlands. Entwickelt wurde Triple R von den Autoren Helmut Ohley und Leonhard Orgler. Die auf der Website von Hans im Glück als „Eisenbahn-Profis“ ausgegebenen Autoren Ohley und Orgler seien Spiele-Kenner und Fans der 18-Hunderter Spiele, die in dieser Spiele-Szene auch als 18xx bekannt sind. Ohley ist ein in München geborener und im oberbayerischen Landkreis Dachau in der Gemeinde Haimhausen lebendes Herrchen eines Zwergschnauzers namens Carl-Emil vom Auental. Der andere, Orgler, lebt in Maria Enzersdorf bei Wien und entwickelt seit 1994 Eisenbahnspiele. Erst alleine und im Eigenverlag, doch Russian Railroads zusammen mit Ohley und zwar beim Verlag Hans im Glück.
Hans im Glück ist ein bekannter Verlag für gehobene Strategie- und Familienspiele mit Sitz in München. Berühmt ist sein Spiel Carcassonne (gesprochen Karkasonn), dem die Stadt Carcassonne in der Region Languedoc-Roussillon mit ihrer fulminanten Festung, der Cité de Carcassonne, als Sinnbild für den Kampf der Ketzer gegen die mittelalterliche Kirchenpolitik, den Namen gab.
In Russian Railroads bauen die zwei bis vier Spieler in gut zwei Stunden ein Streckennetz auf. Neben der Transsib sind es die Strecken nach Sankt Petersburg und Kiew. Die Baikal Amur Magistrale als Parallelstrecke zur Transsib sowie Querstrecken wären was für Erweiterungen.
RRR ist kein klassisches Familienspiel und nichts für den Otto-Normal-Verbraucher unter den Spielekäufern sondern das komplexe Spiel ist etwas für Kenner, für Vielspieler, „die sich in Russian Railroads reindenken wollen“, erkärt Moritz Brunnhofer vom Verlag Hans im Glück gegenüber WELTEXPRESS. Doch auch wenn RRR „ein anspruchsvolles Spiel“ ist, wie Brunnhofer es beschreibt, dürfte es im Vergleich zu den 18xx-Spielen bei den Sumo-Ringern unter den Spiele-Gesellen als „Leichtgewicht“ gelten.
Auf die erste große Erweiterung von Russian Railroads, das den 1. Plazt des Deutschen Spielepreises 2014 holte, den Preis der Wiener Spiele-Akademie als Spiele Hit für Experten 2014 erhielt und als Gewinner des International Games Awards 2014 gilt, wird bereits gewartet. Zwar existiert bereits eine Mini-Erweiterung, die online zu kaufen ist, aber das ist keine große, vollständige Erweiterung. Doch Hans im Glück „arbeitet bereits daran“, verspricht Brunnhofer. Wir sind gespannt und werden berichten.
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Russian Railroads, Autoren: Helmut Ohley und Leonhard Orgler, Illustration: Martin Hoffmann und Claus Stephan, Cover: Claus Stephan und Martin Hoffmann, Spielalter: ab 12 Jahren, Anzahl der Sieler: 2 bis 4, Spieldauer 2 Stunden, Hans im Glück, Vertrieb: Schmidt Spiele, 2013, EAN: 4001504482381