Unter angeblicher Bezugnahme auf vorgebliche Quellen, die mit „syd/Reuters/AP/dpa“ genannte werden, heißt es einleitend: „Die US-Armee verfügt über 450 Interkontinentalraketen – je 150 Raketen auf drei Stützpunkten in Montana, South Dakota und Wyoming. Doch im gesamten US-Militär gibt es nur einen Schraubenschlüssel, mit dem die Soldaten Atomsprengköpfe auf die Raketen setzen können.“
Hätten nicht US-Amerikaner sondern Russen der Presse eine Liste präsentiert, würden die Schlagzeile vermutlich „Russen rüsten auf“ oder „Der Kreml-Klempner und seine Sprengköpfe“ oder „Putin ohne Schraubenschlüssel“ lauten. Doch die Amerikaversteher an Rhein und Main, Elbe und Spree halten die Top-Leute aus Politik und Wirtschaft, genauer: aus dem aus dem polit-militärisch-industriellen Komplex raus aus dem Titel.
Sei`s drum. Wir wollen uns an dieser Stelle auch nicht streiten, ob die Silos der US-Amerikaner auf deren Staatsgebiet sich nun in Wyoming, Montana und South oder doch North Dakota befinden oder ob die Zahl der Sprengköpfe korrekt ist, sondern ob es nicht eines Schelmes bedarf, der Böses dabei denkt, wenn er liest, dass des Friedensnobelpreisträgers Verteidigungsminister das Arsenal an Atomwaffen mit einem zehn Milliarden Dollar teuren Programm modernisieren wolle.
Das nennt Obama`s Mann fürs Militärische Reform. Pentagon-Chef Chuck Hagel will jetzt zehn Milliarden Dollar für die strategischen atomaren Angriffskräfte der USA. Punkt. Das erklärte Hagel am Freitag in Washington. „Bei den jüngsten Kontrollen waren Systemprobleme nachgewiesen worden, die die Sicherheit und Effizienz der (atomaren Abschreckungs-)Kräfte künftig beeinträchtigen könnten, sollten sie nicht gelöst werden“, sagte Hagel. „Diese zehn Milliarden Dollar bedeuten eine zehnprozentige Erhöhung der Ausgaben für die nuklearen Kräfte im Laufe von fünf Jahren.
Die Reform habe zum Ziel, die Leitung effizienter zu machen, die Moral der Truppen zu erhöhen und die Infrastruktur instand zuhalten. Ansonsten werden die Qualität und Kampfbereitschaft der nuklearen Kräften unentwegt abnehmen“, warnte der Pentagon-Chef. Das Original klingt schon deutlich anders als die SPON-Nachricht mit dem Schraubenschlüssel als Aufhänger, denn Abschreckendes zu reparieren und wieder Instand zu setzen ist etwas, dafür könnten SPON-Leser mehr Verständnis aufbringen, für Aufrüstung der USA samt NATO-Vasallen weniger.
Keine Frage: Eine Kommission des Pentagon und eine anscheinend formal unabhängige Gruppe unter Leitung von zwei Offizieren a.D. hatten seit Jahresbeginn alle Stützpunkte der strategischen Nuklearkräfte der USA inspiziert und mehrere Probleme nachgewiesen. So wurde festgestellt, dass Militärs bei Weiterbildungsprüfungen massenhaft abgeschrieben hatten. Medienberichten zufolge konnten einige gepanzerte Türen in Kommandozentralen nicht verriegelt werden, was den Schutz des Personals der Raketentruppen im Ernstfall nutzlos machen würde. In einem Truppenteil fehlte ein verstellbarer Schraubenschlüssel, der für die Montage von Raketen nötig war, den später ein Bote brachte.
Die beiden Kommissionen gaben rund 100 Empfehlungen für die Beseitigung der Beanstandungen. Wer aber forsch 10 Milliarden Dollar für die nächsten Jahre fordert, der renoviert nicht seinen Laden, der rüstet auf.
Ob die Aufrüstung nur die heute noch 530 aktiven Minuteman-Raketen des Typs III, stationiert in Montana, Wyoming und North Dakota, betrifft oder auch die rund 300 Trident- U-Boot-Raketen mit 1150 Sprengköpfen“ und die 60 strategische Atombomber B 52-H und B-2, die 300 Sprengköpfe befördern können, sowie die rund 200 taktische Atomsprengköpfe betrifft, das wissen wir nicht.
Wie in Neues Deutschland am 03.01.2013 zu lesen stand, haben die USA „es 2010 nach eigenen Angaben geschafft“ (sic!), „die nach dem Moskauer Abkommen (SORT – Strategic Offensive Reductions Treaty) von 2002 erlaubte obere Grenze von 2200 einsatzbereiten, strategischen Atomwaffen zu erreichen. Laut SIPRI wird das nukleare Arsenal heute auf rund 4900 Atomwaffen beziffert, dazu kommen um die 3000, die nach und nach abgerüstet werden. 2150 Atomwaffen sind ‚aktiv‘, also sofort einsetzbar. Weitere 2750 gelten als Reserve und könnten nach kurzer Vorbereitungszeit dem aktiven Arsenal zugeführt werden.“
Aufrüstung vorbei an Verträgen verkauft sich in den Staaten der NATO, die von den USA geführt wird – der norwegische Generalsekretär ist letztendlich nichts weiter als ein Pausenclouwn und Pressesprecher im Kalten Krieg, der oberste Befehlsgeber hingegen ist mit Breedlove und bleibt seit Eisenhower ein General der USA -, derzeit nicht gut. Da ware es schlecht, nicht auf die Tränendrüse zu drücken und davon zu dümmern, dass der eigene Laden im Vergleich zum russischen und chinesischen Geschäft marode und zu modernisieren sei.
Dass SPON statt Licht ins Dunkle zu bringen die Maskerade des Marketings unter dem Spot der Nachrichtenunterhaltung mitmacht, das ist nur eine Randnotiz über Peinlichkeiten zur Pannenliste des Pentagon.
Mit Material von Neues Deutschand, RIA Novosti und Spiegel-Online.