So jedenfalls bewerteten Mittelblocker Tomas Kmet und BR-Sportdirektor Roko Sikiric die Vorstellung der Gastgeber vor rund 5000 Zuschauern in der heimischen Schmeling-Arena („BR-Volleyball-Tempel“). Mehr als zwei Stunden benötigte der Favorit, um die Gäste aus dem Badischen in die Knie zu zwingen. Nach knapp gewonnenem ersten Durchgang gerieten die Hauptstädter zur Verwunderung der Fans gar 1:2 in Rückstand. Fanden aber nach paar Wechsel-Manövern des Cheftrainers Mark Lebedew noch rechtzeitig den Weg aus den erwähnten R-Störungen.
Die hatte man allgemein nicht erwartet. Gegen Bühl gab es in der Vorsaison bei fünf Vergleichen vier Siege. Nur zu Beginn unterlagen seinerzeit die durch Reisen und Champions League strapazierten Berliner in Bühl 2:3. Schafften aber im Play-off-Halbfinale den glatten 3:0-Durchmarsch!
Bühl musste danach den Kader komplett umkrempeln und trat nun mit elf neuen und einem „alten“ Akteur an. Das war David Molnar, mehr als 100 Länderspiele für Ungarn, Libero, Spielmacher, Antreiber und guter Geist im Team. „Wir haben in der letzten Saison gut in der Bundesliga und im Europacup gespielt. Da haben viele attraktive Angebote erhalten und spielen nun anderswo. Auch in Polen oder Italien, wo es mehr zu verdienen gibt“, erzählt Molnar. Er hätte auch eine Offerte erhalten, „aber wegen meiner Familie bin ich in Bühl geblieben.“
Mit vorwiegend jungen und durchweg „hungrigen“ („Die sehen Bühl als Sprungbrett“) Leuten hat Bühl dem dreifachen Meister in Serie am Mittwoch bemerkenswerte Schwierigkeiten bereit. Obwohl die BR Volleys ihren Kader hochkarätig mit vier Neuen aufgestockt haben. „Natürlich Meister“ werden wollen, den DVV-Pokal endlich wieder mal erobern möchten und auf die europäische Bühne mit der Teilnahme am Final Four glänzen wollen!
Aber großen Namen auf dem Papier sind nicht automatisch eine höhere Qualität auf dem Feld. „Wir haben nicht das Spiel gezeigt, dass wir in zwei oder drei Monaten präsentieren wollen“, sagte Trainer Lebedew. Und er lobte ausdrücklich die Leistung des Gegners „im Bereich Block/Abwehr. Da war Bühl überragend“.
Mit der Kritik an seinen Schützlingen hielt sich der Australier öffentlich zurück. Das überließ er Manager Kaweh Niroomand, der so gar nicht mit mit dem Gebotenen einverstanden war: „Die Mannschaft hat erst nach drei Sätzen angefangen, das zu zeigen, was sie an Potenzial drauf hat. Bis auf Carroll hat keiner heute überzeugt.“
Der australische Nationalspieler Paul Carroll, frisch verheiratet und WM-Teilnehmer, zeigte als Hauptangreifer (Diagonalangreifer) eine eindrucksvolle Partie. War mit 28 Punkten Topscorer, wurde von Bühls Trainer Ruben Wolochin als wertvollster Spieler beim Sieger gewählt und war eindeutig der Stars des Abends!
Hatten Experten vor Saisonstart ein einsames Duell zwischen Berlin und Rekordmeister Friedrichshafen in der Bundesliga prognostiziert, so meine Niroomand nun: „Vermutlich ist die Liga doch ausgeglichener, als man dachte.“
Bühl hatte in Düren gewonnen – Düren schlug überraschend Friedrichshafen – und Berlin hatte größte Mühe mit Bühl!
Allerdings könnten die Leistungsunterschiede stärker hervortreten, wenn die Mannschaften ihren „Rhythmus“ und das Spielverständnis gefunden haben. Auch in Friedrichshafen war der Kaderumbruch größer als beispielsweise in Berlin.
Deshalb hält sich der Ungar Molnar noch zurück bei Fragen, ob Bühl nach dem Rückzug von Unterhaching wegen finanzieller Probleme zur dritten Kraft in der Volleyball-Bundesliga aufrücken wird: „Wir haben schon 21 Vorbereitungsspiele vor Ligabeginn absolviert und sind vielleicht mannschaftlich geschlossener als andere. Wir wollen erst mal in die Play-offs und dann wird man sehen, was möglich ist.“