Eisbären am Saison-Ende – Berlin verliert 2:3 gegen Ingolstadt

An den Fans (Choreographie zu Spielbeginn) lag die erneute Niederlage der Berliner Eisbären gegen den ERC Ingolstadt nicht. © WELTEXPRESS, Foto: Stefan Pribnow

Dabei sah es vor 11 700 Zuschauern in der hohen Halle am Berliner Ostbahnhof über weite Strecke für den Meister nicht nach einer Niederlage aus. Die Hausherren gingen zwei Mal gegen Ingolstadt in Führung. Doch statt diese auszubauen oder zu verteidigen flatterten die Nerven wie der Puck. Das Passspiel war auf beiden Seiten wenig sehenswert.

Am Anfang wehte ein Hauch von Playoff durchs Rund, als die Fans der Eisbären ein langes Transparent mit dem Titel „Bambule, Randale auf ins Vietelfinale“ in die Höhe hielten. Pfiffe bei der namentlichen Nennung der Starting Six der Gäste und stimmgewaltige Gesänge für die eigene Mannschaft sorgten für eine dem Viertelfinale-oder-Saisonaus-Spiel angemessene Kulisse.

Schon nach zwei Minuten standen die Schlachtenbummler in der Halle von ihren Sitzen auf, kamen den Stehplatz-Fans mit ihren Aufforderungen aufzustehen nach und peitschen den Rekordmeister nach vorne. Eine Strafzeit für ERC-Verteidiger Benedikt Schopper brachte den Berlinern das erste Überzahlspiel. Doch im Laufe des Abends wollte den Eisbären nicht ein sehenswertes Überzahlspiel gelingen, geschweige denn ein erfolgreiches.

Zepperlott. Eisbären-Torhüter Rob Zepp überraschte mit einer Slapstick-Einlage, wie man es sehr selten von ihm sieht. Die Vorlage für Christoph Gawlik konnte der ERC-Stürmer nicht nutzen (4.). Sekunden später die zweite große Möglichkeit für die Gäste, doch Jean-Francois Boucher wusste wenig mit der Großchance anzufangen (5.). Ingolstadt drückte, doch Robert Sabolic erhielt wegen Haltens zwei Strafminuten (5.). Die Überzahl für Berlin währte nur Sekunden, denn Mads Christensen wurde kurz darauf wegen Beinstellens vom Eis geschickt. Je einen Mann weniger auf dem Eis bedeutet zwar mehr Freiraum, doch dieses Mal nicht. Minuten später sahen wir eine Vorlage vom Feinsten, nämlich die eines Berliners für einen Ingolstädter.

Die Nerven der Eisbären schienen so blank wie das Eis vor Spielbeginn. Dann blitzten Wollen und Können auf. Florian Busch mit einem Weitschuss, den Pielmeier nicht festhalten konnte, und mit dem Nachschus aus spitzem Winkel trifft er zum viel umjubelten 1:0 (11.).

Der Vorsprung hielt bis zur 15. Minute. Gwalik glich nach Vorarbeit von Schopper und Björn Barta aus. Plötzlich haute Henry Haase, dem das Herz nicht in die Hose gerutscht schien, den Puck an Pielmann vorbei in die Maschen (17.). Die erneute Führung hielt Zepp wie einst die Katze von Anzing durch einen Hechtsprung in Sepp Maier-Manier fest (18.). Am Ende des ersten Drittels verteilten die beiden Hauptschiedsrichter Stephan Bauer und Lars Brüggemann erst je eine Strafzeit gegen Boucher und Shawn Lalonde, dann schickten sie Patrick Köppchen in die Kühlbox.

Die anfängliche Überzahl im zweiten Drittel nutzten die Eisbären erneut nicht. Im Gegenteil: Nach einer Bankstrafe für Berlin wegen zu vielen Spielern auf dem Eis (23.), die Laurin Braun absaß, schauten alle ein überzeugendes Überzahlspiel der Gäste an und hörten deren rund vier Dutzend Fans zu. Das, was die Berliner teilweise boten, war wirklich schlecht, blieb jedoch ungestraft.

Auch Ingolstadt war gut für eine Bankstrafe (29.), die Sabolic hinnahm. In Berlin spielten zwei Mannschaften aus dem unten Tabellenkeller der DEL, die (leider) keine Abstiege mehr kennt. Der Rest des zweiten Drittels war geprägt von Strafen. Daniel Weiß erhielt eine wegen unkorrekten Körperangriffs (32.), Travis Turnbull, der aufs von Pielmann gehütete Tor zurauschte und es verschob, eine wegen Spielverzögerung (33.), Busch wegen Haltens (40.) und Thomas Greilinger als letzter Mann wegen Behinderung (40.).

Keine Frage: Auch im zweiten Drittel war was los, doch das spielerische Niveau so arm wie im ersten Drittel. Sollte diese Taktik der Gäste aufgehen, die aggressiver am Mann agierten, die Kreise vor allem von André Rankel und Barry Tallackson einschränkten, und sich stärker im Laufen zeigten? Bei den Berliner hielt vor allem Verteidiger Lalonde dagegen. Doch der Kampf wurde von Ingolstadt härter geführt, daür war der Krampf bei den Berlinern größer.

Im dritten Drittel viel besonders auf, dass der Beginn von Minuten ohne Strafzeiten und Torschussmöglichkeiten geprägt war. Dann hagelte es erneut Strafen. Erst musste Mads Christensen von den Eisbären wegen eher zufällig zu hohen Stocks auf die Strafbank (54.), dann Derek Hahn wegen absichtlich hohen Stocks (54.). War das alles Zufall oder Taktik?

Die frei gewordene Fläche nutzte Timothy Hambly, der den Puck von der blauen Linie aufs Tor brachte, während Zepp zu Fall kam (55.). Anschließend schimpfte der Berliner Schlussmann und gestikulierte. Bauer und Brüggemann bemühten den Videobeweis und gaben danach den umstrittenen Treffer zum zweiten Ausgleich an diesem Abend. Das 2:2 blieb bis zum Ablauf der 60. Spielminute bestehen.

In der Overtime holte Köppchen Lalonde vom Eis. Zwei Verteidiger weniger, denn beide mussten auf die Strafbank. Doch Köppchen, der die Handschuhe auszog und auf den auf dem Eis liegenden Lalonde einschlug, erhielt nur zwei Minuten Strafe wegen unnötiger Härte. Und Lalonde? Warum erhielt der Berliner Verteidiger eine Strafe?

Möglichkeiten waren hüben wie drüben da, doch als Ziga Jeglic um das Berliner Tor kurvte und auf Schopper passte, holte der Verteidiger des ERC weit aus und jagte den Puck von der blauen Linie hinein ins gegnerische Tor (68.). Das Spiel war aus, die Eisbären in den Ferien weil dieser Saison so schlecht wie seit 2007 nicht mehr und die nicht besseren Ingolstädter im Viertelfinale.

Vorheriger ArtikelWir haben Hunger auf Essen – 1. FFC Frankfurt gastiert beim Angstgegner – Konterteam SGS Essen hofft auf das „Algarve Fieber“ der Weltelf
Nächster ArtikelTSG 1899 Hoffenheim Frauen streben gegen die Duisburger Zebras Wiedergutmachung an – Theresa Betz hofft auf mehr Selbstvertrauen bei den TSG-Frauen