Jährlich alternierend wird der hierzulande und vielleicht sogar in Europa größte Ausscheid seiner Art in den Sparten „Oper/Operette/Konzert“ und „Musical/Chanson“ ausgetragen. Zu den Preisträgern früherer Jahre gehören so bekannte Künstler wie Max Raabe oder Thomas Quasthoff. Ein Unterpfand für die traditionell erfolgreiche Organisation des „Sängerwettstreits“ ist, dass der Veranstalter – der Bundeswettbewerb Gesang e.V. – immer wieder von großherzigen Förderern aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik unterstützt wird. Jährlich werden so z. B. Preisgelder von etwa 50.000 Euro aufgebracht. 2013 fand der Wettbewerb bereits zum 42. Male statt, wobei diesmal der beste sängerische Nachwuchs im Fach Musical und Chanson gekürt wurde.
Immerhin waren in ganz Deutschland 175 Talente angetreten, die sich im Herbst regionalen Vorauswahlen stellten. Die erfolgreichsten von ihnen schafften den Sprung zu den beiden Finalrunden Junior- bzw. Hauptwettbewerb in der Hauptstadt Berlin. Für 18 junge Damen und Herren wurde dabei der Traum wahr, als Preisträger dieses renommierten Wettbewerbs ausgezeichnet zu werden und am 2. Dezember das Galakonzert vor 1900 Gästen – darunter Prominente, Intendanten, Talentscouts und Agenturen – im weltbekannten Friedrichstadt-Palast bestreiten zu dürfen. Der Schirmherr des Wettbewerbes, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, überreichte seine beiden gestifteten Hauptpreise höchstpersönlich.
Um es vorweg zu sagen: Der Abend auf der größten Theaterbühne der Welt wurde zu einer anspruchsvollen, facettenreichen, teils rasanten und teils nachdenklich stimmenden Unterhaltungsshow (Regie: Corinna Druve, Choreografie: Maik Damboldt) – ein beeindruckendes Zeugnis vom hohen künstlerischen Level unseres derzeitigen Musical- und Chanson-Nachwuchses. Hier wurde von jungen Leuten quasi Leistung pur zelebriert, ohne Requisiten-Gogolores, glamourösen Kostümen und sonstigen Entertainment-Schnickschnack. Als einfühlsame musikalische Begleiterin fungierte die kleine, aber feine Band von Adam Benzwi. Die Moderation für den erkrankten Dominique Horwitz hatte kurzfristig die Jury-Vorsitzende der Finalrunden, die Sängerin und Schauspielerin Katharine Mehrling, übernommen, die 1995 selbst Preisträgerin des Bundesgesangswettbewerbes gewesen war. Als Insiderin und charmante Plauderin brachte sie beste Voraussetzungen mit, durch das spannende und abwechslungsreiche Programm zu führen.
Kurzweilig reihte sich gleichsam Perle an Perle. So überzeugte der Düsseldorfer Moritz Schulze mit dem Chanson „Sex“ (1997) von Thomas Pigor und Benedikt Eichhor; Marie-Luise Böning, in Rostock geboren, sang anrührend und kraftvoll den Klassiker „Surabaya-Johnny“ von Kurt Weill aus dem Stück Happy End (1929). Das Multitalent Manuel Dengler brillierte als beschwipste Anstandsdame singend, schauspielernd und tanzend mit dem Song „I am Aldolpho!“ aus dem Broadway-Musical The Drowsy Chaperone von 1998. Der aus Wiesbaden stammende Manuel Dengler gewann den 3. Preis Musical. Der 2. Preis Musical ging an den aus Fulda kommenden, ebenfalls vielseitig begabten Andreas Langsch, der den zweiten Teil der Show mit dem flotten Lied „Guten Abend“ (2006) des Klavierkabarettisten Bodo Wartke schwungvoll eröffnete. Den mit 5.000 Euro dotierten 1. Preis Musical des Regierenden Bürgermeisters von Berlin holte sich die Berlinerin Maria-Danae Bansen. Sie interpretierte ausgelassen und mit großer Stimme den Song „Fame“ aus dem gleichnamigen Musical von 1989 sowie das mitreißende „Stepp die Sorgen davon“ aus dem Musical Mack und Mabel (1974). Weitere Highlights des Galakonzerts boten u. a. Marissa Möller aus Hagen mit dem Lied „Rabenmutter“(2007) von Pigor/Eichhorn; sie errang den 3. Preis Chanson, während der 2. Preis Chanson an den Georgier Vadimir Korneev fiel, der wunderbar expressiv das berühme Jacques-Brel-Chanson von 1964 „Amsterdam“ schmetterte. Den mit einer Prämie von 5.000 Euro verbundenen 1. Preis Chanson des Regierenden Bürgermeisters von Berlin bekam der gebürtige Münchener Christophe Vetter. Er brachte das witzige, zeitkritische Lied „Hotel Mama“ (2007) von Rainald Grebe und das eher stille, perfekt auf Französisch gesungene Chanson „Nantes“ (1963) der 1997 leider viel zu früh verstorbenen Chanteuse Barbara beeindruckend zu Gehör.
Apropos Chanteuse! Eine lebende Legende war als Ehrengast, natürlich mit viel Beifall bedacht, im Friedrichstadt-Palast persönlich anwesend: die große deutsche Schauspielerin und Diseuse Gisela May, die im nächsten Frühjahr 90 Jahre alt wird. Sie gehört zu den namhaften Förderern des Bundeswettbewerbes Gesang Berlin. Den von ihr gestifteten Gisela-May-Chansonpreis erhielt die Gelsenkirchenerin Hedi Mohr für ihre ergreifende Darbietung des Songs „Das Lied von der Seeräuber-Jenny“ aus der Dreigroschenoper (1928) von Kurt Weill und Bertolt Brecht.
Und noch ein wichtige, zukunftsgerichtete Auszeichnung wurde zur glanzvollen Abschlußgala 2013 verliehen – an den Sieger des Juniorwettbewerbes Philipp Büttner aus Würzburg. Der ihm zugesprochene 1. Förderpreis ist ein Jahresstipendium der Günter-Neumann-Stiftung im Wert von 4.200 Euro. Der erst 22-jährige Sänger gewann die Herzen des Publikums mit zwei erfrischend vorgetragenen Titeln aus den Musicals „Company“ (1970) von Stephen Sondheim sowie „Kinky Boots“ (2012) von Cyndi Lauper.
Übrigens, der Sender Deutschlandradio Kultur – in Berlin auf UKW 89,6 zu empfangen – bringt eine Aufzeichnung des umjubelten Preisträgerkonzertes am 11. Dezember 2013 ab 20:03 Uhr.
Website: www.bwgesang.de