Lagaris feiert Toreinstand in U-19 Auswahl des DFB gegen Schweden oder Aus dem Höllental ins Paradies – Exklusiv-Interview mit Louisa Lagaris

Louisa Lagaris nimmt sich in der DFB-Pokalpartie in Gütersloh ein Herz und zieht ab - wenig später zappelt der Ball zum 4:1 für Jena im Netz. © Foto: Silke U. Winckler

Louisa, welche Eindrücke nimmst du mit vom zweiten Lehrgang  der U19 des DFB innerhalb kürzester Zeit?
 
Lagaris: Für mich persönlich lief der dreitägige Lehrgang in Ulm (21. bis 24.10.)richtig gut. Natürlich war das Spiel am Mittwoch gegen Schweden der absolute Höhepunkt. Als mir die Trainerin sagte, dass ich mit Beginn der zweiten Halbzeit spielen werde, war ich etwas aufgeregt. Aber es war mehr eine positive Spannung, die mich gepuscht hat. Die Einwechslung kam ja insofern nicht allzu überraschend für mich, da Frau Meinert im Vorfeld entschieden hatte, jeder Spielerin die Gelegenheit eines Einsatzes zu geben. Das Gefühl im Spiel dann selbst war echt der Hammer. Und der Moment meines Tores, in dem ich registrierte, dass die Torhütern den Ball nicht hält, bleibt mir bestimmt noch lange in Erinnerung. Alle haben gejubelt und ich war so glücklich! Ein solches Erlebnis möchte man am Liebsten jeden Tag haben.

Dein erstes Pflichtspieltor für die Jenaer Bundesligaelf liegt ja auch noch nicht so lange zurück.

Lagaris: Stimmt. Das war am 29. September beim 4:1-Sieg in der zweiten Runde des DFB-Pokals in Gütersloh, am Wochenende nach dem DFB-Lehrgang in England. Der Trainer brachte mich eine Viertelstunde vor Spielende. Wir führten zu diesem Zeitpunkt 3:0, dann machte Gütersloh den Anschlusstreffer. Kurz nach dem Anstoss kam ich zentral in eine gute Schussposition und dachte, probier es einfach. Also zog ich aus etwa 20 Metern ab und versenkte den Ball zum 4:1 im rechten unteren Eck.  

Im Laufe einer Woche zwei Spiele in England und die Partie in Gütersloh. Dann am Feiertag (3.10.) in Freiburg, am Sonntag darauf zu Hause gegen Essen. Ist das nicht ein wenig viel, gerade für eine junge Spielerin?

Lagaris: Das stimmt schon. Nehmen wir mal die Spiele und Trainingseinheiten mit der U19-Auswahl des DFB.  Es versteht sich von selbst, dass man sich dort noch mehr reinhängen will und auch muss bei der starken Konkurrenz. Andererseits ist es sowas von beflügelnd, wenn du bei einem Länderspiel auflaufen darfst. Das ist schon verdammt cool. Natürlich gebe ich ebenso in Jena immer mein Bestes. Es macht mich stolz, dort im Kader der 1. Mannschaft zu stehen. Deshalb freute ich mich über die Einsätze in Gütersloh, in Freiburg und gegen Essen, auch wenn das nach den Länderspielen zusätzlich noch die Belastung einer englischen Woche mit sich brachte. Wir haben versucht, zwischen den Spielen die Zeit intensiv zur Regeneration zu nutzen und kleinere Blessuren zu kurieren, um fit zu werden und gut gerüstet ins nächste Spiel gehen zu können.

Jena ist mit guten Leistungen und achtbaren Ergebnissen in die Iaufende Saison gestartet. Frankfurt kippte am letzten Spieltag zwar noch ein 0:2 zum 3:2, aber in Potsdam und gegen Wolfsburg habt ihr durch die 1:1- Unentschieden echte Achtungszeichen gesetzt. Kam das für euch sehr überraschend?

Lagaris: Was heißt überraschend? Wir haben uns über die Punkte gefreut, sehr sogar (lacht). Wir gehen in jedes Spiel mit dem Vorhaben, etwas zu holen. Das nehmen wir uns vor und versuchen natürlich, das auch umzusetzen. Bisher ist das weitestgehend gelungen, die Mannschaft spielt gut und die Stimmung im Team passt. Die Punktgewinne gegen Potsdam und Wolfsburg haben wir uns redlich verdient. Ich würde es deshalb nicht unbedingt überraschend nennen wollen.

Du bist in Issigau in der Nähe von Hof (Oberfranken/Bayern) aufgewachsen, was geografisch näher an Jena liegt als an Nürnberg. Dennoch bist du erst über den Umweg Mittelfranken nach Thüringen gekommen.

Lagaris: Ich habe mit fünf mit Fußballspielen begonnen. Zusammen mit meinem Zwillingsbruder kickte ich damals in der G-Jugend beim VfL Issigau. Danach wechselte ich zur Jugendfördergemeinschaft Höllental, wo mein Bruder übrigens noch aktiv ist. Ich hatte von Beginn an das Ziel, "großen" Fußball zu spielen. Also zog es mich zum 1. FC Nürnberg, wo ich in der B-Jugend in der Bayernliga spielte. Dort merkte ich irgendwann, dass ich nicht so vorankomme, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war unzufrieden und habe mich mit dem Gedanken getragen, nach Jena zu gehen. Natürlich auch, weil Jena in der 1. Bundesliga spielte. Dann habe ich mich mit dem Umfeld vertraut gemacht, mir alles angeschaut und war froh, als ich angenommen wurde.

Ist dir der Wechsel nach Thüringen schwer gefallen?

Lagaris: Als ich 2010 nach Jena gekommen bin, war ich noch U17. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, dass ich so schnell in den Frauenbereich "hochgezogen" werde. Das war am Anfang natürlich eine große Umstellung. Aber ich denke, ich habe mich über Einsätze in der zweiten Mannschaft gut eingefunden in den Erstligakader. Immerhin wurde ich ja dann auch regelmäßig in die U-17 des DFB berufen.
 
Wie sieht dein Leben in Jena neben dem Sport aus?

Lagaris: Ich lebe aktuell noch im Internat, gehe zur Schule und will mein Abitur machen. Mal schauen, was sich danach ergibt, wie es weitergeht. Sportlich möchte ich mich auf alle Fälle weiterentwickeln und hart an mir arbeiten, um als Fußballerin noch besser zu werden. Das ist ein klares Ziel. Für eine mögliche berufliche Orientierung habe ich allerdings noch keine konkreten Ideen.

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