Diese kleine, aber feine Fachmesse lockte eine große Anzahl von international angesehenen Fachleuten in die Stadt, aber auch Politprominenz. Die Staatsministerin Eveline Lemke vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz, durfte die Messe eröffnen. Natürlich war auch Julia Glöckner erschienen, die stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU ließ sich mit großem Vergnügen von den funkelnden Steinen bezaubern. Vielleicht war es ja sie, welche die ’Schland-Kette` für Angela Merkel dort in Auftrag gegeben hatte. Jedenfalls freut sich Oberbürgermeister Bruno Zimmer über den Schlagzeilen-Hype und die kostenlose Werbung für die Stadt. Allein 42.100 Ergebnisse verzeichnet die Suche nach der Deutschland-Kette bei Google, sie hat zudem nun eine Seit auf Wikipedia.
Idar-Oberstein steht für beste mittelständische Tradition. Mehr als 20 Generationen haben sich nachweislich seit dem 15. Jahrhundert mit Edelsteinen beschäftigt. Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Edelsteinschleifer den Mut, zu neuen Ufern aufzubrechen und besuchten Messen in Amerika und Russland. Später wurden talentierte Lehrlinge nach Paris geschickt, zur weiteren künstlerischen Ausbildung als Edelsteingraveur. Nach der Rückkehr brachten diese einen ungeahnten Aufschwung und legten den Grundstein für den bis heute anhaltenden Ruf der Stadt auch als Zentrum der Graveurkunst.
400 Familienbetriebe mit 5000 Beschäftigten sind aktuell wieder in der Stadt, mit knapp 29.000 Einwohnern, im Edelsteingewerbe tätig. Die Preise steigen, da die Vorkommen begrenzt sind. Man versucht neue kreative Weg zu gehen, indem man die nicht so hochpreisigen Halbedelsteine in attraktive, ausgefallene Designs verarbeitet, selbst ungeschliffene Steine erfreuen sich hoher Beliebtheit. Neue Funde beleben aber immer wieder die Branche, wie nun der große Opalfund vom März 2012 im Minengebiet ’Mamoeiro`, Pedro Segundo, in Brasilien. Auch die Präsentation eines Mandarin Granats, mit über 100 Karat, ein Schwergewicht in strahlendem Orange, lässt immer wieder neue Emotionen aufblühen und verleiht der Branche große Attraktivität.
Beachtet werden sollte allerdings auch, dass die aktuellen technischen Möglichkeiten es erlauben viele minderwertige Steine mit Hitze, Laser usw. so zu behandeln, das sie sich mit den rein naturbelassenen Kostbarkeiten messen können. Auch werden Steine nachgezüchtet, diese, in spektakulären Fassungen, sind zum Verkaufsschlager im Orient geworden, weil sie preislich viel günstiger und kaum von hochwertigen Steinen zu unterscheiden sind. Im Besonderen hat man für den fast unbezahlbar gewordenen Smaragd jetzt ’Emerald-Doublets` im Angebot. Nur ein wirklicher Kenner kann hier anhand von Untersuchungen feststellen, wie der Stein tatsächlich zu bewerten ist. Daher sei jedem geraten, der einen Stein als Geldanlage erwerben möchte, eine seriöse Expertise einzuholen.
Eine Reise nach Idar-Oberstein lohnt sich allemal, zumal das Weinanbaugebiet nun im Herbst besonders reizvoll ist. Zudem ist das Traditionsbewusstsein in dieser Stadt noch ausgeprägt, der Kunde fühlt sich aufgehoben und wird gut beraten. Auch wenn die Stadt als eine der wenigen wichtigen Gewerbestandorte noch ohne Autobahn-Anschluss auskommen muss, die Verkehrsanbindungen sind vom Rhein-Main-Gebiet aus sehr gut, ab Mainz gibt es im Stunden-Takt eine Zugverbindung. Eine große Anzahl von Geschäften und Edelsteinschleifereien warten auf den interessierten Kunden, in denen fachmännische Beratung einfach vom Berufs-Ethos verordnet wird. Und bitte beachten, dass es sich bei Idar-Oberstein um zwei Stadtteile handelt, die 5 Kilometer voneinander getrennt sind. Die meisten Schmuckgeschäfte und das bekannte Deutsche Mineralienmuseum, wie auch der Bahnhof, befinden sich in Oberstein, die Edelsteinschleifereien sowie das Deutsche Edelsteinmuseum sind dagegen in Idar zu finden.