Die deutschen Skijäger hatten ihren Spitzenmann mit dem Schlechinger Andreas Birnbacher auf Rang vier hinter Emil-Hegle Svendsen (Norwegen/ 2.) und dem Slowenen Jakov Fak (3.). Birnbacher kam wie Shipulin ohne Strafrunden über die 10 km, während Svendsen, Fak und der als Sechster einkommende Gesamtführende im Weltcup, Martin Fourcade (Frankreich), die Zusatzrunde für eine verfehlte Scheibe absolvieren mussten. Mit Florian Graf (13./ 0 Fehler), Simon Schempp (20./ 2 F.) und Erik Lesser (28./ 1F.) waren die Männer des Deutschen Ski-Verbandes diesmal deutlich erfolgreicher als tags zuvor die DSV-Frauen mit Horchler (5.) und Andrea Henkel (25.). Zuvor in Oberhof und Ruhpolding hatten Miriam Gössner und Co. im internen Mannschafts-Vergleich die Nase vorn gehabt.
Dass der 25-jährige Shipulin, vor dem Start bei Postkartenwetter, Windstille und leichten Minusgraden als 12. in der Gesamt-Saisonliste nur Viertbester der aktuell stärksten Männermannschaft, sich seinen insgesamt dritten Tageserfolg sichern konnte, hat überraschende wie logische Komponenten. Bei den fünf bisherigen Sprints war er nie unter die Top Ten gelangt und erklomm nur einmal bei einem Verfolger als Dritter das Podium. Andererseits hatte er in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, dass ihm der Kurs auf 1600 m Höhe auf den Leib geschneidert scheint. Zudem ging er zusätzlichem mentalen Stress wegen Zwischenzeiten der Konkurrenz aus dem Wege, weil er beim Feld mit 103 Sportlern als Neunter nur auf sich selbst orientiert war. Die Mehrzahl der vermeintlichen Favoriten hatte sich um die Startnummer 30 herum versammelt.
"Ich wusste, dass mir Antholz liegt und hatte heute optimale Ski", erklärte Shipulin, der nun für das Verfolgungsrennen am Samstag mit vier Schießprüfungen erster russischer Sieganwärter ist. Dagegen dürfte für seine Kollegen und Sprint-Mitfavoriten Dimitri Malischko (14.) und Jewgeni Ustjugow (35.) im Jagdrennen das Podium kaum noch erreichbar sein.
Den deutschen Frontläufer Birnbacher darf man dagegen erneut als Anwärter fürs Stockerl sehen. Er habe sich "gut gefühlt", sagte der 31-Jährige, der als Siebenter gleichfalls früh das Rennen aufgenommen hatte: "Dann habe ich mich auf das Schießen konzentriert, denn ich wusste, dass man sich bei den guten Bedingungen kaum einen Fehler erlauben durfte." Mit dem vierten Rang sei er bei diesem engen Feld "sehr zufrieden, wie überhaupt die Wettkämpfe in diesem Winter ganz gut laufen." Dass er das Podest um weniger um eine Sekunde verpasste, sei allerdings ärgerlich. Ob er das Angebot von Fak annehmen werde, "zusammen die führenden Shipulin und Svendsen zu jagen, muss ich mir schon überlegen. Denn der Fak rennt einfach schnell wie ein Teufel".
Svendsen, Fak und Shipulin verbuchten die schnellsten Laufzeiten, während der nervenstarke Birnbacher als 14. da etwas verhaltener über die Strecke skatete. Denn "eine Strafrunde tut in Antholz wegen der Höhenlage doppelt weh", wie der 24-jährige Florian Graf aus dem bayerischen Eppenschlag feststellte. Als zweitbester Deutscher war er wiederum die Zuverlässigkeit in Person: "Jede Strafrunde fühlt sich mental schon wie ein Schlag gegen den Kopf an. Bei einer zusätzlichen Temporunde aber hier in der Höhe schießt zusätzlich Laktat in die ermüdete Muskulatur. Die Erfahrung machte ich hier bereits im Vorjahr und bin deshalb zurückhaltender das Rennen angegangen."
Die andere Besonderheit von Antholz, das ähnlich wie Oberhof und Ruhpolding zumindest am Donnerstag/Freitag leichten Besucherrückgang zu verzeichnen hatte, liegt darin, dass vor dem Schießstand eine lange und schnelle Abfahrt zu bewältigen ist. "Da ist es nicht einfach, den richtigen Pulsschlag für eine feinmotorisch kontrollierte Arbeit mit dem Gewehr hinzubekommen", wie Sven Fischer erklärte. Der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger aus Thüringen gehört als Experte zum ZDF-Team.