Im Gegensatz zu Spiderman, Batman oder den X-Men ist DREDD kein Einstiegsfilm für Comicverfilmungen. Erst recht nicht für die, die unter Comics nur Asterix & Obelix oder Tim & Struppi verstehen. DREDD ist brutal und überlässt nichts der Fantasie. Mega City One ist ein Slum von Metropole, ohne Hoffnung oder Moral, dessen Einwohner sich in Drogen flüchten. Wie sie diese bezahlen können und wieso sie ausgerechnet Slo-Mo verfallen, einer Droge, mit der die Zeit langsamer wahrgenommen wird, ist ein Rätsel, dessen Auflösung eigentlich nicht interessiert.
Judge Dredd ist ein Held im Comic Universum seit Ende der 70er, eine Art gesichtsloser Dirty Harry mit der Lizenz zum Töten. Judges sind Polizei, Richter, Geschworene und Vollstrecker in einem. Eigentlich sagt das alles über diese Welt, in der die Judges die Guten sind. Der Film hält sich dabei eng an die Comics. Dredd ist wortkarg, humorfrei, hart, ein Mann der seinen Job unbeirrt zu Ende bringt. Am Ende des Films ist er derselbe Mann, der er am Anfang schon war. Karl Urban (Der Herr der Ringe), gesegnet mit einem ausgesprochen männlichen Kinn, gelingt es ihn vom Papier auf die Leinwand zu bringen. Keine leichte Aufgabe, denn Dredd steckt nicht nur in einer überaus unbequem aussehenden Uniform, sein Gesicht ist bis auf Mund und besagtes Kinn die ganze Zeit unsichtbar unter einem Helm. Die permanent heruntergezogenen Mundwinkel mögen für Nichtkenner des Comics albern scheinen, sind aber eine getreue Darstellung.
Olivia Thirlby überzeugt als Rekrutin Anderson, die, im Gegensatz zu Dredd, im Film eine Wandlung durchmacht. Man kann gar nicht anders, als um sie zu bangen, so zierlich und naiv wirkt sie – ein Eindruck der allerdings täuscht. Lena Headey (Games of Thrones, 300) ist beeindruckend und beängstigend brutal als Ma-Ma. Ebenso wortkarg wie Dredd, spielt sie genauso uneitel wie Urban. Ohne Headey wäre DREDD nur ein Film über einen Mann, ein sehr großes Haus und 1001 Art einen Menschen in Stücke zu schießen. Ein Film, dem im Übrigen jegliche Spannung fehlt. Nie zweifelt man daran, dass Dredd seine Mission erfolgreich zu Ende bringen wird.
DREDD kommt in 3D, welches Regisseur Pete Travis erstaunlich effektiv einsetzt. Besonders in den Szenen in denen es zusammen mit der Slow-Motion Technik eingesetzt wird um die Drogenerfahrung visuell darzustellen ist der Effekt brillant. Wenn Ma-Ma im Rausch ein Vollbad nimmt, dann kommen die Wassertropfen funkelnd zum Leben. Für zartbesaitete Zuschauer macht der 3D Effekt den Film allerdings noch weniger erträglich.
Breiten wir das Mäntelchen des Schweigens über JUDGE DREDD, der ersten und überaus ungeliebten Verfilmung des Comics 1995 mit Sylvester Stallone. Aber auch DREDD ist kein Film, den die Welt gebraucht hat, jedoch wird er vielleicht die Fans des Comics versöhnen, die, nicht ungleich derer von Daredevil, verbittert mit ansehen mussten, was man aus ihrem geliebten Helden auf der Leinwand gemacht hatte. Für alle anderen ist er aber lediglich übertrieben brutal und vor allem brutal langweilig.
DREDD (GB, 2012); Verleih: Universum Film GmbH; Filmlänge: 96 min; Regisseur: Pete Travis; Drehbuch: Alex Garland.; Besetzung: Karl Urban, Lena Headey, Olivia Thirlby, Domhnall Gleeson; FSK: nicht freigegeben unter 18 Jahren; Kinostart: 15. November 2012 (Deutschland).