In die gehen die Hauptstädter als DEL-Rekordmeister nach sechs Titeln seit 2005, als Titelverteidiger und Trainerumfrage-Favorit Nummer eins.
EHC-Meistermacher Don Jackson dürfte eine Vorahnung bewogen haben, zuvor die Straubinger in den Kreis der etablierten Konkurrenten aufgenommen zu haben. Weil die Puckprofis aus dem Münchner Randgebiet, deren Marketing-Abteilung sich im Kampf mit den Großstadt-Klubs schon mal als gallisches Eishockey-Dorf darstellte, sich bereits in der Vorsaison als widerspenstiger Gegner präsentierten. Und erst im Play-off-Halbfinale vor den Eisbären einknickten.
Mit einer Spielweise, die sich auch am Freitag als wirkungsvoll gegen Berlin erwies: kompakt, aggressiv, schnörkellos, effektiv.
"Sie gaben uns keine Räume und hatten auch einen sehr guten Torwart", sagte EHC-Bankchef Jackson.
Mehr Scoring-Chancen, mehr Spielanteile hatte zwar sein Team. Aber das 0:1 schafften die Gäste bei einem Konter in Unterzahl. Mehr als eine halbe Stunde verging, ehe Barry Tallackson für die Hausherren einen Abpraller in einer 5:3-Überzahlsituation zum 1:1-Ausgleich einnetzen konnte.
Rund 14 Minuten hatten die Eisbären mindestens einen Spieler mehr aus dem Eis (Strafzeiten insgesamt 14:24 Minuten aus Berliner Sicht), konnten aber daraus wenig machen. Effektiver waren da die Gallier mit dem 1:2 nach einem wohl haltbaren Schlagschuss von der blauen Linie. Und als die frustrierten Eisbären die letzten zwei Minuten in Unterzahl Torhüter Rob Zepp vom Eis nahmen, erzielte Doppel-Torschütze Blane Down das 1:3.
Zuvor hatte sich Jackson mächtig echauffiert, weil die nicht unbedingt sattelfesten Schiris eine Kontermöglichkeit zum Ausgleich unterbanden, um sich einen Pfostentreffer der Straubinger per Video anzuschauen. Und dann das folgende Bully noch fälschlicherweise ins Drittel der Eisbären verlagerten…Petitessen, die nicht entscheidend ins Gewicht fielen.
"Straubing spielte mit vollem Einsatz Play-off-Hockey, die Berlin spielten Vorrunden-Hockey", wie ein Beobachter treffend formulierte.
Jackson sprach hinterher vom fehlenden Glück und Pech und, "dass unsere Spieler heute keine guten Hände vor dem gegnerischen Tor hatten." Und er gratulierte dem Trainerkollegen Dan Ratushny zum "großen Sieg".
Jener war "glücklich über die drei Punkte. Wir waren stark in Unterzahl und hatten mit dem neu verpflichteten Jason Bacashihua einen starken Torhüter. Alle haben Charakter gezeigt." Seine fünf neuen Spieler schienen schon besser integriert als Berlins drei neue Kanadier Jamie Arniel, Mark Katic und Matt Foy. Obwohl speziell Katic und Foy in der DEL-Vorbereitungsserie der European Trophy durchaus Spiel-und Torjägerqualitäten offenbarten. Wo allerdings kein Gegner so vehement Schläger oder Körper einsetzte wie die Tigers.
Hauptmanko des noch in der Vorsaison meisterlichen Powerplays des EHC: Es gibt momentan außer mitunter Jimmy Sharrow keine richtigen Schlagschuss-Könner wie den nach Schweden abgewanderten Richie Regehr. Neu-Kapitän und Stürmer Andre Rankel und Verteidiger Constantin Braun haben das Potenzial dazu. Rankel muss jedoch muss in der DEL noch zwei Begegnungen aus einer Zehn-Spiele-Sperre am Play-off-Ende aussetzen. Und Braun ist nach einer Fußverletzung noch nicht einsatzfähig. Dies trifft auch auf Topscorer und Vorlagengeber Darin Olver (Nach Hüft-OP) zu, während Urgestein Sven Felski wegen latenter Kniebeschwerden über ein Karriereende sinniert.
Hilft nichts. "Wir müssen eben alle zulegen und im Angriffsdruck auf den Gegner zulegen, nachdem wir beim Auftakt leider nicht erfolgreich waren", sagt Vize-Kapitän und Nationalspieler Frank Hördler. Das gelte schon für den Sonntag (17.45 Uhr auf Servus TV) beim aktuellen Meisterschaftszweiten und vermeintlichen Haupt-Titelkonkurrenten Mannheim, wo er "ein ganz heißes Match" erwartet.
Nach dem misslungenen Auftakt gegen Straubing würde sich dort eine zweite Niederlage für den Rekord-Champion zu einem klassischen Fehlstart ausweiten.