Hier der konservative Staatsrechter, dort der konservative Autor. Beide anfangs den Nazis durchaus gewogen, später beide in einer Art inneren Widerstand und an den Rand der Gesellschaft gedrückt. Beide lernten einander im Berlin der 30er kennen, beide publizierten seinerzeit in national-konservativen Zeitschriften und gebärdeten sich in ihrer Freizeit ein bissel als Revoluzzer. Zu Hause gaben sie jedoch immer den Bürger, ja Aristokraten und schafften nie den Schulterschluss mit den scheinbar revolutionären Massen auf der Straße.
Beides Außenseiter, beides hehre Geister mit der Vision eines autoritären Weltstaates. Von 1930 bis zu 1983 standen sie in regem Briefwechsel, das ist mehr als ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte. Nun ist dieser intensive Gedankenaustausch hier ohne Einschränkung wiedergegeben. 400 Briefe als Versuch die Welt zu verstehen. Permanenter Gedankenaustausch, großes Panorama einer Epoche.
Ernst Jünger notierte Jahre nach dem Verlust des Freundes als knapp 100jähriger: ”ºCarl Schmitt ist in meiner und ich bin in seiner Biografie unvermeidlich.”¹
So ist der Briefwechsel auch Zugang zum Werk Jüngers, dieses weltabgewandten Anarchen, der nicht nur in der Literatur knallhart seinen Weg ging. Lonesome Cowboy, fare away
Briefwechsel, Ernst Jünger (Autor), Carl Schmitt (Autor), Helmuth Kiesel (Herausgeber) 940 Seiten, Klett-Cotta Verlag, 2. ergänzte und überarbeitete Neuausgabe, 2012, 62 Euro