Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ende Juli ist wieder ein Journalist im südmexikanischen Bundesstaat Veracruz erschossen worden. Pedro Tamayo Rosas ist der 17. Pressevertreter, der seit Amtsantritt von Gouverneur Javier Duarte vor sechs Jahren ermordet wurde.
Die Familie Tamayos erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei des Bundesstaates Veracruz. Obwohl Tamayo in ein Schutzprogramm für bedrohte Journalist*innen aufgenommen worden war, erschossen ihn die Täter auf offener Straße vor seinem Haus in Tierra Blanca. Eine Polizeistreife soll während der Tat sogar um die Ecke stationiert gewesen sein. Die Beamt*innen kamen Tamayo allerdings nicht zur Hilfe. Im Gegenteil: Tamayos Sohn sagte aus, daß er von einem zweiten Streifenwagen daran gehindert wurde, die fliehenden Mörder zu verfolgen.
Sandra Parargo von Artículo 19 erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal Amerika21, daß trotz Einführung spezieller Schutzmechanismen für bedrohte Journalist*innen vor vier Jahren sich die Situation in Veracruz weiter verschlechtert hat. Parargo begründet das damit, daß „Die Hauptstörer gegen die Presse in Veracruz die Staatsbeamten sind.“
Wie gefährlich die Situation für Medienschaffende in Veracruz ist, erfuhr die Weltöffentlichkeit vor einem Jahr. Anfang August letzten Jahres ging die Nachricht vom Mord an dem Fotoreporter Rubén Espinosa, der Aktivistin Nadia Vera und drei weiteren Frauen in Mexiko-Stadts Mittelklasse-Viertel Colonia Narvarte durch die Presse. Besonders an dem Fall ist, daß sowohl Nadia Vera als auch Rubén Espinosa aus Veracruz in das bis dahin sichere Mexiko-Stadt geflohen sind, weil sie zuvor Morddrohungen erhielten. Auch Pedro Tamayo tauchte kurzzeitig wegen erhaltener Morddrohungen unter. Er kehrte allerdings bald nach Tierra Blanca zurück, um weiter über Gewalttaten im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen zu berichten.
Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Knut Hildebrandt wurde beim Nachrichtenpool Lateinamerika am 02.08.2016 erstveröffentlicht.