Weil dies dem Taktik-Trainer-Oberfuchs Dagur Sigurdsson mit an sich unterlegenem Personal gegen prominente Konkurrenz schon mehrfach gelungen war. Zuletzt in der Bundesliga gegen die taktisch erstaunlich unbedarften Flensburger. Immerhin ein direkter Konkurrent im Kampf um eine Position unmittelbar hinter dem oben thronenden THW Kiel.
Doch was in der DHL – Selbstlob "stärkste Handball-Liga der Welt" – noch funktioniert, muss nicht unbedingt auf dem kunststoffunterlegten Parkett der Champions League gehen. Und so unterlagen Berlins Schlaumeier im fünften Spiel der Sechservorrunde Veszprem 24:29 (13:15). Bei je zwei Siegen und Niederlagen sowie einem Unentschieden ist der erstrebte vierte Mindestrang zum Weiterkommen in die 16-er K.o.-Runde durchaus gegeben.
Gegen den Dauergast auf der prestigeträchtigen Klubebene hatte Berlin, CL-Debütant, dank Sigurdsson nur anfänglich mit einer offensiven Deckungsvariante – fast 3:3 statt 6:0 – Erfolg. Dann verordnete der Handball-Fuchs auf der Gegenseite, Lajos Mocsai, mehr Aufmerksamkeit in der Abwehr, mehr Geduld im Angriff und sein Team gewann vor knapp 7000
Zuschauern in der Schmeling-Halle ab dem 12:11 Oberwasser.
Der isländische Handball-Lehrer der Berliner zog mehrere taktische Karten. Er wechselte die Torhüter – Stochl für Heinevetter . Ging auf den 6:0-Abwehrriegel zurück. Veränderte die Aufbaureihe, probierte darin seinen Edeljoker, den Spanier Romero. Doch jener, gegen Flensburg noch umjubelter Sieggarant mit zehn Treffern, bestätigte seine mangelnde Dynamik mit bemühten Aktionen und lediglich einem Treffer…doch jedwede taktische Raffinesse blieb gegen die Klasse des Gegners nahezu wirkungslos.
Berlins Kapitän Torsten Laen: "Veszprem ist individuell deutlich besser besetzt, hat das in 1:1-Situationen klar ausgespielt. Sie wissen genau, was in engen Situationen zu tun ist, haben leicht Tore aus 12 oder 13 Metern erzielt." Der Norweger lief wie seine Kollegen mit Trauerband am Arm zum Gedenken an die tödlich verunglückten Schiedsrichter Bern und Reiner Methe auf. Möglicherweise sei die Tatsache von nunmehr 17 Partien seit September der Grund, "dass wir heute nicht gut genug für diesen starken Kontrahenten waren." Sein Vorgesetzter Sigurdsson monierte "Kopf, Herz und Nerven" des Unterlegenen
und war sehr unzufrieden, "dass der Gegner gegen uns wohl sieben oder acht Tore in Unterzahl machen konnte".
Sieben Mal schickten die rumänischen Unparteiischen Akteure der spielerisch stärkeren Mannschaft für zwei Minuten vom Feld, nur einmal einen Berliner. Und auch bei 7-m-Strafwürfen halfen sie dem Gastgeber mit der Quote von 4:1. Doch der kroatische Nationaltorhüter Alilovic parierte in überragender Manier drei Berliner Versuche. Mocsai, der etliche Jahre in der Bundesliga als Trainer, u.a. Lemgo, gewirkt hat, war schlau genug, großzügig über die seltsame Regelauslegung der Pfeifenmänner hinwegzusehen und meinte: "Wir hatten fünf Tage Spielpause und haben uns intensiv auf Berlin vorbereiten können. Mit dem Auftreten meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Das Ergebnis war sportlich korrekt. Mit acht Punkten und Platz zwei hinter Madrid haben wir
nun eine sehr gute Ausgangsbasis für den Einzug ins Achtelfinale."