Fahrradfahren mit dem sprechenden Kopf – Veilchen als Gemüse – Zwei Annotationen

Gleich zwei Autoren haben sich diese holde Botschaft zu eigen gemacht und laden uns ein zu einer Tour durch die unbekannten Landschaften des menschlichen Geistes. Der gern auch mal Ungeist heißen darf.

David Byrne, seines Zeichens Musikus und ZehnTausendsassa, betrachtet sich selbst als Fahrrad fahrenden Metropolenmenschen. In dieser Eigenschaft erforscht er mit einem Faltbike (!) regelmäßig seine Lieblingsorte: New York, London, Berlin, Buenos Aires. Immer unterwegs, immer mit dem Faible gleich wieder verschwinden zu müssen, gewährt uns Byrne einen sehr eigenen Blick in seinen Kosmos.  Bars, Museen, Künstler und schräge Vögel huschen an uns vorbei und hinterlassen Spuren. Mal nachdenklich, mal mit dem Holzhammer webt uns Byrne in seinen Kosmos ein.

Wunderbares Buch, voll Wärme und Menschlichkeit zuckeln wir durch die Welt.

Jaromir Konecny ist meist in München unterwegs, hat aber eine schräge Bande an Familienmitgliedern zu bieten. Der Ost-West-Verständigungstexter weiß von Alltagsphilosophen a la Bonheur zu erzählen. Pepa verlässt sei ruhiges Dorf in Schlesien, um im großen München seine Traumfrau zu finden. Er erfährt was Betteln heißt und warum manche Bayern gern vegetarisch essen.

Dem Buch liegt eine Audio-CD bei, darauf erklärt uns Konecny himself viermal was so abgeht.

Herrlich aufmunterndes Werk eines wahren Schweijk!

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Jaromir Konecny, Tatar mit Veilchen, 185 Seiten, Voland & Quist Verlag, 2011, 15,90 Euro

Bicycle Diaries, Ein Fahrrad, neun Metropolen, David Byrne, 368 Seiten, S. Fischer, 2011, 19,95 Euro

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