Wachstumszahlen der Türkei nach oben korrigiert

Nun mussten auch vorherige Wachstumszahlen nach oben korrigiert werden und somit liegt das Gesamtjahreswachstum der Türkei für 2010 sogar bereits neun Prozent. Die Expansion im ersten Quartal 2011 wurde ebenfalls nachgebessert und liegt nun bei 11,6 Prozent statt bei 11.

Die weitere Entwicklung der Türkei hänge laut Ökonomen davon ab, inwiefern die Regierung die Kontrolle behalten wird. Paradoxerweise nämlich sind Investoren kaum an türkischen Vermögenswerten interessiert und die Türkische Lira steht gegenüber dem Dollar und dem Euro bereits seit Wochen auf einem sehr niedrigen Niveau. Bedenklich erscheint einigen Ökonomen die Situation, dass das Leistungsbilanzdefizit rund acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht und deuten diese Schräglage als ein erstes Anzeichen einer Überhitzung.

Während Nachbarländer der Türkei wie beispielsweise Griechenland vor dem Staatsbankrott stehen, geht es der Türkei gut. Man nutze seine Gelegenheiten und verfüge offensichtlich auch in schwierigen Zeiten über eine starke Wirtschaft, heißt es da. Man beobachte die Entwicklung auf den globalen Märkten sehr genau, sagte der türkische Handelsminister im August und positioniere sich entsprechend. Auch sei die Arbeitslosigkeit in der Türkei auf 11,9 Prozent gesunken. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass der wirtschaftliche Aufschwung des Landes noch nicht bei allen Menschen angekommen ist und die Schere zwischen Arm und Reich noch weit auseinander klafft. Deutlich aber wächst ein neuer Mittelstand heran, der sich vor allem aus gut ausgebildeten türkischen Fachkräften bildet.

Die Türkei hat aus ihren eigenen wirtschaftlichen Krisen gelernt. 2001, als von einem Tag auf den anderen die Lira um 50 Prozent weniger wert war  und das darauf folgende Negativwachstum von 7 Prozent ganze Branchen zum Erliegen brachte und viele tausend Kleinbetriebe schließen mussten, kam Kemal Dervis, der bis dahin Vizepräsident der Weltbank war und trat für einen radikalen Wirtschaftsliberalismus ein. Er begann mit den Strukturreformen, von denen die Türkei noch heute profitiert. Vor allem machte er die Besitzer bankrotter Finanzinstitute mit ihrem Privatvermögen haftbar, schaffte die Agrarsubventionen an und verkaufte staatliche Landwirtschaftsbetriebe. Er leitete auch die Privatisierung des Energiesektors, der Fluggesellschaft und der Telekom ein. Diese Reformen verfolgte die Regierung Erdogan unter anderen erfolgreich weiter.

Dass die Türkei sich um ihre Binnenmärkte kümmert und auch in den vom “arabischen Frühling” betroffenen Ländern um wirtschaftliche Zusammenarbeit wirbt, ist nur eine logische Schlussfolgerung des politischen Zick-Zack-Kurses Europas gegenüber der Türkei und ebenso angesichts der Euro-Krise insgesamt.

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