Vom Pointe du Hoc bis Le Valaine – Serie: An der Küste der Normandie (Teil 2/2)

Währenddessen gibt sich Deauville mit seiner glanzvollen Geschichte als vornehme Welt. Hier verkehrten die Schönen und Reichen der Belle Epoque aus dem nahen Paris und aus ganz Europa. Ein wenig von dem Glanz ist noch heute in mondänen Hotels, hochherrschaftlichen Schlösschen und den Spielcasinos erhalten geblieben.

Ebenfalls zu den bekannten Badeorten zählt Houlgate, das um 1880 noch als ein kleines Fischerdorf mit ein paar hundert Fischern existierte. Innerhalb nur weniger Jahre entstanden die noch heute sehenswerten Seebäder-Villen im Fachwerkstil, Hotels, Casinos und ein Opernhaus sowie eine kilometerlange Strandpromenade. Der Fachwerkstil der Villen direkt am Strand wird allerdings durch lange Reihen von verschließbaren Kabinen zum Umziehen verdeckt – eine übrig gebliebene Tradition, die allerdings den Fotografen die schönen Hausmotive teilweise verborgen hält.

Landung der Alliierten am Pointe du Hoc

Die wichtigen Daten der Geschichte in der Normandie reichen von den Wikingern und Wilhelm dem Eroberer bis in die Neuzeit zu den Generälen Eisenhower und Rommel. Im Juni 1944 landeten die Alliierten an der Küste der Normandie. „Die übergroße Mehrzahl der deutschen Touristen kommt in die Normandie, um die Landschaft mit den Badeorten und -stränden und französische Kultur zu genießen“, so die Einschätzung von Andrea Sölter, die Vertreterin der Normandie bei Atout France. „Darüber hinaus gibt es allerdings auch ein Interesse an den historischen Orten, wo damals Kampfhandlungen stattfanden. Auch da hat die Normandie viel zu bieten."

Eine entscheidende Landungszone des Angriffs der Alliierten befand sich nahe des Ortes Colleville-sur-mer, bezeichnet mit Decknamen „Omaha-Beach“. Einen weiteren wichtigen Abschnitt stellte eine Küstenbatterie der deutschen Wehrmacht an der Felsküste am Pointe du Hoc dar. Hier sind einige der alten Befestigungen des Atlantikwalls und viele Granattrichter von der Beschießung der Batterie durch ein Schlachtschiff noch erhalten. Zusammen mit einem neu eingerichteten Besucherzentrum sowie Mahn- und Gedenkstätten für die Opfer wird dem Besucher ein anschauliches Bild der Kriegsereignisse vermittelt.

www.festungsanlagen.de/pointe du hoc.htm

Ziegenkäse Le Valaine

Unterwegs zu sein an der Küste der Normandie ist immer auch eine gastronomische Reise. Und selbst das neu eröffnete Dinosaurier-Museum in Villers-sur-mer leistet sich in einem Anbau ein Restaurant mit dem bekannten Koch Yann Tedone und einer üppigen Speisekarte. Die Restaurants in der Normandie wollen ihre Gäste mit Produkten der Region bewirten. Eines der gefragten Produkte kommt aus dem Ziegenhof in Le Valaine nahe von Etretat. Bernard Dherbècourt und seine Frau stellen für 42 Restaurants und Geschäfte der Region seit 30 Jahren eine Spezialität her – Ziegenkäse. Er wird entweder ganz frisch verzehrt oder nach ein- bis viermonatiger Lagerung. Das besondere daran ist, dass die Herde von 60 Ziegen zum größten Teil mit selbst angebauter Gerste, Weizen und Zuckerrüben gefüttert wird ohne irgendwelche chemischen Zusätze. Seit einigen Jahren können ab Ostern bis zum 11. November die Touristen an Sonn- und Feiertagen sowie Montag bis Mittwoch das Ehepaar auf ihrem Ziegenhof besuchen. Wem der Ziegenkäse nicht schmecken will, kann aus Ziegenmolke hergestelltes Eis „Les Capr `Ice“ sowie Pralinen „Les chocolats du Valaine“ aus Ziegenmilch probieren und natürlich auch kaufen. „Nehmen sie sich die Zeit zum Leben, es bleibt noch genug Zeit zum Sterben“, gibt Ziegenbauer Bernard allen Gästen mit auf den Weg. Auf jeden Fall nehmen sich seine Besucher die Zeit, von der Wiese des Ziegenhofes auf die Alabasterküste bei Etretat zu schauen.

www.levalaine.com

Garten und Waldpark an der Küste

Die Normandie ist ein Garten an der Küste, so könnte der Besucher ausrufen, wenn er den Parc du Bois des Mountiers betritt. Er befindet sich bei der kleinen Stadt Varengeville-sur-mer nahe von Dieppe. Der Park entstand ab 1898 durch die Zusammenarbeit des Eigentümers Guillaume Mallet mit dem englischen Architekten Sir Luthens und der Pflanzenkennerin Gertrude Jekyll. Stark beeinflusst ist sowohl das Landhaus wie auch die gesamte Parkanlage durch die im 19. Jahrhundert entstandene Bewegung Arts and Crafts Movement. Ihr Hauptanliegen bestand darin, Kunst und Kunsthandwerk zu vereinen. Im charmanten Plauderton führt der Enkel des Parkgründers, Antoine Bouchayer-Mallet, durch Garten und Park. Überraschend sind für den Betrachter die zahlreichen durch Mauern und Hecken voneinander abgeteilten Räume des Gartens. Jetzt in den Sommermonaten kommt hier die Blütenpracht von Rosen, Dahlien und Hortensien besonders zur Geltung. Mit einer großen Rasenfläche beginnt der landschaftlich gestaltete Waldpark, der, wie Antoine Mallet hervorhebt, zu dem Garten in einem Gegensatz steht, zugleich strahlen sie eine Harmonie aus. Der Waldpark, der sich auf einer Fläche von 12 Hektar ausdehnt, zieht sich bis an die Küste des Ärmelkanals hin. In diesem Wald ist ein kleiner Teich und kleine Tal Einschnitte zu finden. „Hier wachsen die unterschiedlichsten Bäume aus aller Welt, Gewächse aus Kanada wie aus China und Malaysia und insgesamt sind“, so resümiert Mallet, “ 700 Pflanzenarten in unserem Waldpark vereinigt“. Überall stößt der Spaziergänger auf sorgsam angelegte Lichtungen, auf denen zu den verschiedenen Jahreszeiten Blumen blühen, jetzt im Juni und Juli die Rosen.

Besonders stolz ist der Erbe der Großeltern darauf, dass ihr prächtiges Landhaus sehr viele Künstler zu Gast hatte. „Etwa 50 Maler weilten hier, darunter Claude Monet, Pablo Picasso und Georges Bráque, dessen Grab sich auf einem nahen kleinen Friedhof befindet“, erzählt Hausherr Mallet. „Die Maler wurden damals wie auch heute von unserem Licht an der Normandieküste angezogen.“ Vom 15. März bis zum 15. November ist Garten und Waldpark von 10 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: Zehn Euro. Das wunderbar gestaltete Landhaus mit einigen Gästezimmern, das nach der Philosophie des Großvaters Mallet gestaltet ist, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden, darf der Besucher allerdings nur ansehen. Übernachtungen sind wie seit jeher nur für Künstler reserviert. Allerdings ist der Reisende im Mercure-Hotel im nahen Dieppe oder im Hotel-Restaurant „La Terasse“ mit Blick auf die Küste auch gut untergebracht.

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Infos:

www.hotel-la-presidence.com

www.hotel-restaurant-la-terrasse.com

www.boisdesmoutiers.com

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