Zentralbankchef Erdem Basci rechtfertigte die überraschende Zinssenkung damit, dass die Schuldenkrise in der EU nicht auf die Türkei übergreifen dürfe. Bereits seit Dezember 2011 wird diese ungewöhnliche in der Türkei beobachtet, trotz Überhitzung der Wirtschaft und Überschuldung der Privathaushalte die Kreditvergabe weiter anzukurbeln. Marktbeobachter waren irritiert, denn die türkische Lira steht in diesen Tagen auf einem Zweijahrestief gegenüber dem Euro und dem Dollar. So sehen sie auch die Wachstumszahlen, die mit elf Prozent für daas erste Quartal dieses Jahres gemeldet wurden. Importe wachsen noch immer schneller als die Exporte und das Leistungsbilanzdefizit des Landes wächst genauso wie die Verbraucherpreise steigen.
Wie sorglos die türkische Bevölkerung in den vergangenen Jahren mit Kreditkarten umging, büßen viele Bürger nun mit hohen Rückzahlungsraten oder gar privaten Insolvenzen. Doch sie konsumieren weiter und kaufen alles auf Raten, was eben zum Ratenkauf angeboten wird, und das sind nicht selten bereits T-Shrits oder andere kleinere Konsum-Artikel. Die Kreditkartenverschuldung nahm im Juli noch einmal verglichen mit dem Vorjahresmonat um ein Drittel zu. Selbst die Schulden für den Haushaltsstrom werden auf Raten abbezahlt. Ökonomen warnen davor, dass die Türken sich daran gewöhnt hätten, auf Pump zu leben und nicht abzusehen sei, wohin das führen könne.
Zu hoffen bleibt, dass die Politik der Zentralbank gut überlegt ist und am Ende vielleicht doch greift.