Das zweite einer Dreierserie von Testspielen zwischen der deutschen Nationalmannschaft und Japan, eingebettet in Festivitäten um 150-jährige Freundschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern, erfüllte denn auch alle hochgespannten Erwartungen. Fast zweieinhalb Stunden zeigten der WM-Dritte aus Asien und der gastgebende WM-Siebente den begeisterten Fans spektakuläre Ballwechsel, die es sonst in der Bundesliga nirgends zu sehen sind. Nach dem 2:3 zuvor in Münster hatte diesmal die Mannschaft des Bundestrainers Giovanni Guidetti mit 3:2 (19:25, 30:28, 25:22, 19:25, 15:13) die Nase vorn. Im Rahmenprogramm lief eine Spendenaktion zugunsten der Opfer der Umwelt- und Atomkraftwerk-Katastrophe in Fukushima.
Beide Mannschaften hatten gegenüber dem ersten internationalen Turnier-Hochkaräter in Montreux (Schweiz) – dort siegte der Weltranglistendritte aus Asien vor Kuba, die Deutschen (derzeit Nr. 10 der Weltrangliste) wurden Sechste – ihre Besetzungen ein wenig verändert. Guidetti (38), seit 2006 in Diensten des Deutschen Volleyball-Verbandes und seit 2008 parallel Cheftrainer des türkischen Spitzenklubs Istanbul, ließ fünf Spielerinnen pausieren. Um zu sehen, wie sich die drei Schweriner Meisterspielerinnen Lisa Thomsen, Berit Kauffeldt und Denise Hanke sowie Patricia Grohmann (Potsdam) und Anne Matthes (Dresden/nun Matera/Italien) präsentieren würden. Allesamt, so Guidetti, "haben ihre Sache sehr ordentlich gemacht. Mut und Selbstvertrauen demonstriert, eine gute Technik und jederzeit Siegeswillen."
Letztere Eigenschaft war wohl auch entscheidend, dass die Gastgeber, frenetisch bejubelt, schließlich das bessere Ende für sich buchen konnten. Im ersten Durchgang hatte die DVV-Auswahl gegen die schwer zu parierenden Aufgaben, das schnelle Angriffsspiel und die fantastische Feldabwehr der Gäste kaum eine Chance. Die deutsche Bank wechselte ebenso wie Japans Bankchef Masayoshi Manabe – er brachte u.a. die wohl kleinste Zuspielerin der Weltklasse, die 1,59 m kleine Hitomi Nakamichi. So glich sich das Niveau der Kontrahenten an. Doch bei 20:23 aus deutscher Sicht, schien auch dieser Abschnitt verloren. Es folgte der denkwürdige Auftritt der 24-jährigen Dresdnerin Friederike Thieme. Die 1,87 m große Außenannahmespielerin, Bürokauffrau, Spitzname Frieda, feuerte drei Flatteraufgaben, eine eigentlich japanische Erfindung, in Richtung der 1,60 m kleinen Annahmespezialistin Kotoki Zayasu. Und buchte drei direkte Punktgewinne. Das war die Voraussetzung für den 30:28-Satzerfolg nach sechs Satzbällen.
Auch im alles entscheidenden fünften Satz schien bei 4:8 die Partie verloren. Doch da demonstrierten Guidettis Schützlinge gegen die nun müder und unkonzentriert wirkende Gegnerinnen neben taktisch klugen Aktionen ihre große Siegesmoral. Guidetti: "Das haben die Mädels immer." Und gewannen hauchdünn 15:13 und somit 3:2. Guidetti verzeichnete einen "Leistungsanstieg gegenüber dem Turnier in Montreux". Die Mannschaft reiste aus Berlin zur Hochzeitsfeier ihrer diesmal aus verständlichen Gründen pausierenden Mitspielerin Corinna Ssuschke nach Dresden. Tritt am 19. Juni in Bremen nochmals gegen Japan an, hat dann paar Tage Urlaub und bereitet sich in Kienbaum mit "18 Spielerinnen" auf den Grand Prix im August in Asien vor. Es folgt die Europameisterschaft im September in Serbien/Italien, wo "mindestens der vierte Platz aus 2009 verteidigt werden soll". Besser wäre die Finalteilnahme als Zugang zur ersten Olympiaqualifikations-Chance im November beim Weltcup. Denn der äußerst ehrgeizige Guidetti möchte nach 2008 in Peking nicht noch einmal die olympische Gala der Weltbesten in London 2012 verpassen.