Jak Williams Bomar wollte nur noch einen Flug machen, „den Flug nach Hause“

Am 6. März 1968 griff die amerikanische Armee die Lac Trung-Strasse in Hanoier Stadtbezirk Hai Ba Trung an.18 Sprengbomben wurden abgeworfen. Unter den Todesopfern war auch die dreijährige Trung Thi Quang  (rechts im Vordergrund der Kinderwagen des Mädchens). Getötet wurde auch seine Mutter, Trung Thi Son.15 Wohnhäuser wurden völlig zerstört. © Foto: Irene Feldbauer

Berlin, BRD (Weltexpress). Während unseres Einsatzes in der Demokratischen Republik Vietnam (1967 bis1970) hatte ich mit meiner Frau Irene am 27. September 1967 am Abend die ausländischen Journalisten nicht oft gewährte Gelegenheit, zu einem Gespräch mit dem abgeschossenen US-Piloten Major Jak Williams Bomar vom in Takli/Thailand stationierten 41. Aufklärungsgeschwader. Nach nur sieben Wochen Einsatz war am 4. Februar 1967 seine EB-66C, in der er Navigationsoffizier war, mit zwei weiteren Piloten von einer Fla-Rakete etwa 40 Meilen vor der chinesischen Grenze in der Provinz Bac Thai im Norden von Hanoi vom Himmel geholt und gefangen genommen worden. Auch Bomar hielt sich nicht an den „code of conduct“ genannten Schweigebefehl, nach dem er nur Namen, Dienstgrad, Dienstnummer und Geburtsdatum nennen durfte. Er beantwortete bereitwillig unsere Fragen. Aber abgesehen davon, dass er uns die Aufgaben der EB-66C erläuterte, die das Radarsystem der nordvietnamesischen Luftabwehr stören sollte, gab er im Grunde nichts an, was man als militärisch relevant einstufen konnte. Nach Ausflüchten, er sei nicht für getötete Zivilisten verantwortlich, gab er dann doch zu: „Die Regierung (der USA) sagt, es werden nur militärische Ziele angegriffen. Doch es ist wahr. Es gibt in diesem Land große Zerstörungen, und ich will meine Verantwortung dabei nicht leugnen.“ Am Ende sagt er uns: Ich hege keinen Hass gegen die Vietnamesen. Ich bin hier den Umständen entsprechend gut behandelt worden. Ich hoffe und wünsche, dass dieser Krieg bald zu Ende geht. Was mich betrifft, so möchte ich nur noch einen Flug machen, den Flug nach Hause.“ Omar wurde im Frühjahr 1973 mit 591 Amerikaner aus Gefangenenlagern in Vietnam entlassen. Ob er wegen dieser Aussagen nach seiner Entlassung gerichtlich belangt wurde, ist nicht bekannt geworden. Er verstarb am 4. Januar 2006.

Die sie vom Himmel holten

Eines Sonntags im November 1967 konnten wir am späten Nachmittag eine Flak-Batterie bei Hanoi besichtigen. Nach kurzer Fahrt trafen wir diesseits des Roten Flusses in einem Wäldchen immergrüner Bäume bei einer gut getarnten Flak-Batterie ein. Die mit sowjetischen 100 mm-Kanonen ausgerüstete Einheit war, wie uns der Batteriechef, ein Leutnant, erzählte, im Februar 1965 aufgestellt worden und hatte seitdem an 80 Gefechten teilgenommen. Von den bis dahin über Hanoi abgeschossenen 182 US-Maschinen kamen fünf auf ihr Konto. An weiteren 49 Abschüssen war sie beteiligt. Er führte uns eine Bedienung vor. Wer in der Vorstellung lebte, die Kanone mit gezogenem Rohr könne bei der Abwehr strahlgetriebener Flugzeuge keine Rolle mehr spielen, wurde hier eines Besseren belehrt. Es handelte sich um Geschütze des sowjetischen Typs KS 19, die Flugzeuge bekämpfen konnten, die mit Geschwindigkeiten bis zu 1.200 km/h und in Höhen bis zu 14 km angriffen. Zu seiner Batterie gehörten sechs Geschütze, die, so erläuterte uns der Leutnant, nach Angaben der radargesteuerten Feuerleitstation schießen, die Aufklärung, Ortung, Erkennung, Auswertung und Zielzuweisung vornahm. Bei Ausfall der Radarsteuerung war die Bedienung jedoch auch in der Lage, tieffliegende Luftziele mit Hilfe des Visiers zu bekämpfen. Die Batterie konnte in einer Minute 90 Splittergranaten mit einer Gesamtmasse von 1.400 Kg verschießen. Wir lernten hochspezialisierte Soldaten kennen, die der modernsten und stärksten imperialistischen Militärmacht entgegentraten. Sie bilden sich darauf nichts ein, blieben einfache, bescheidene Menschen, wie wir sie täglich kennen lernten. Nur eins sagten sie uns, und das ohne Pathos. „Wir werden niemals aufgeben, auch die Amerikaner werden in Vietnam ihr Dien Bien Phu erleben.“

Wie später noch oft, spürten wir den Stolz der vietnamesischen Soldaten auf ihre sowjetischen Waffen. Ob Gewehre, MPis, Fla-Kanonen und -Raketen oder die Panzer T-54, die später auch in den Befreiungsschlachten in Südvietnam eingesetzt wurden, sie wiesen oft auf ihre Herkunft hin. Sie wussten, es waren Waffen, mit denen die Sowjetarmee den Faschismus geschlagen und im Zweiten Weltkrieg den Sieg errungen hatte. Das stärkte ihr eigene Zuversicht. Ich erinnere mich noch gut, wie mir in Thanh Hoa an der Ham Rong-Brücke ein Flak-Offizier sagte, „auch wir werden damit siegen“.

Humane Geste der DRV: Freilassung von drei gefangenen US-Piloten

Am 16. Februar 1968 erlebten wir auf einer Pressekonferenz im Internationalen Klub von Hanoi die Freilassung von drei gefangene US-Piloten durch die DRV, die als Humane Geste zu den von ihr angestrebten Friedensverhandlungen bezeichnet wurde. Die Freigelassenen wurden Vertretern der amerikanischen Antikriegsbewegung, Prof. Howard Zinn, und Reverend Daniel Berrigan übergeben. Es waren: Leutnant David Paul Matheny, 24 Jahre, aus Bakersfield, Kalifornien vom Flugzeugträger „Oriskany“, abgeschossen am 5. Oktober 1967 über Ninh Binh; Hauptmann John David Black, 31 Jahre, aus Laredo, Texas, 555. Tacticel Fighter Squadron, abgeschossen am 27. Oktober 1967 über Hanoi, und Major Norris Miller Overly, 39 Jahre, aus Detroit, Michigan, 13. Tactical Bomber Squadron, abgeschossen am 11. September 1967 über Quang Binh. Alle drei Piloten erklärten auf Journalistenfragen, sie seien korrekt behandelt worden. Auf meine Frage, ob sie nochmals an Bombenangriffen auf die DRV teilnehmen würden, antwortet Matheny: „Ich werde nie wieder nach Vietnam zurückkehren“. Matheny dankte, auch im Namen seiner beiden Kameraden, für die Freilassung, die er eine „großherzige Tat“ nannte. Er hoffe, dass „die Bombardierungen bald eingestellt und der Frieden wieder hergestellt werden mögen.“

Wie wir John Sydney McCain kennenlernten

John Sydney McCainwar ein prominenter Offizier. Sein Großvater befehligte im Zweiten Weltkrieg die US-Flugzeugträger im Pazifik und der Vater war Befehlshaber der US-Flotte in Europa. Von ihm erfuhren wir aus einem Bericht der Parteizeitung „Nhan Dan“, die ihn Ende Oktober 1967 mit Fotos und Personalangaben zusammen mit insgesamt 15 in den vorangegangenen Tagen nach Abschuss ihrer Maschinen gefangen genommenen US-Piloten. Zeigte. McCain war am 26. Oktober vom Flugzeugträger „Oriskany“ mit seiner F 4 „Phantom“ gestartet und über Hanoi vom Himmel geholt worden. Bis zu seinem Abschuss hatte er 23 Angriffe gegen Nordvietnam geflogen. Er gab zu, das Feuer der Luftabwehr sei, besonders über Hanoi, „sehr dicht und sehr präzise“. Die Aire Force verliere zehn und mehr Prozent ihrer Maschinen. Bei seinem letzten Einsatz konnte er noch registrieren, dass von 25 Maschinen, seine mitgerechnet, drei abgeschossen wurden. Der britische Konsul sagte mir einmal, das seien, verglichen mit den Abschussziffern, welche die Royal Air Force in der Luftschlacht über England gegen Görings Flieger erzielte, Ergebnisse, die sich sehen lassen könnten.

Der Marineflieger McCain landete mit seinem Fallschirm im Wasser und zwar dem des Truc Bach-Sees von Hanoi, brach sich Armee und Beine und wäre ertrunken, wenn ein Hanoier ihn nicht aus dem Wasser gezogen hätte. Sein Lebensretter war der Offizier der Volksarmee Mai Van On, der ihn aus dem Wasser zog und ihn am Ufer vor möglichen Handgreiflichkeiten wütender Hanoiern, die gerade einem schweren Bombenangriff auf die Hauptstadt erlebt hatten, bewahrte. Van On hielt sie zurück, eine Krankenschwester half ihm und leistete erste Hilfe. Kurze Zeit später kamen Soldaten und nahmen McCain in Gewahrsam.

Im Übrigen gab es, darunter auf Flugblättern, strenge Anweisungen über den Umgang mit abgeschossenen Piloten. Sie begannen damit, dass auf einen mit dem Fallschirm niedergehenden Flieger nicht geschossen werden durfte. „Der Pilot ist zu entwaffnen. Ist er verletzt, so ist ihm erste Hilfe zu gewähren. Der Gefangene ist in einem festen Haus unter zu bringen, bis ihn Angehörige der Volksarmee übernehmen.“ Es gab auch Hinweise in Englisch, so die Aufforderung „Hands up“ (Hände hoch), „Stop“ oder „Surender“ (Ergib dich).

1973 wurde McCain entlassen. 1985 und auch später besuchte er Hanoi ohne einmal nach seinem Lebensretter zu fragen. Erst 1996, er war inzwischen Senator von Arizona, traf er sich mit Van On und überreichte ihm eine „Erinnerungsmedaille“ des USA-Kongresses. Im Jahr 2000 bewarb sich McCain für die Republikaner um die Präsidentschaft. Die humane Rettungstat eines vietnamesischen Offiziers passte nicht ins Konzept seiner rechts ausgerichteten Wahlkampfreden und so behauptete er, die Nordvietnamesen hätten ihn misshandelt.

Der Oberkommandierende des US-Strategic Air Command, Curtis LeMay: „ wir bomben euch in die Steinzeit zurück“

US-General Curtis LeMay, Oberkommandierender des Strategic Air Command, hatte klar die Ziele der Terrorangriffe der US Air Force auf Nordvietnam so angekündigt: „Zieht Euere Hörner ein, oder wir bomben euch in die Steinzeit zurück“. Die Hörner einziehen hieß in der politischen Übersetzung: Unterwerft euch unserer Herrschaft, macht Schluss mit dem Sozialismus, keinerlei Unterstützung dem Viet Cong 1 im Süden. LeMay hatte schon während der Kubakrise 1962 von Kennedy gefordert: „Greifen wir an, zerstören wir Kuba vollständig“. Nach Erreichen des atomaren Patt durch die UdSSR hatte er noch bis Ende der 50er Jahre einen massiven atomaren Erstschlag gegen Moskau gefordert.

Seit unserer Ankunft in Hanoi am 31 Juli 1967 wurden wir Augenzeugen dieser barbarischen Luftangriffe, der Zerstörung von Wohnvierteln, Krankenhäusern, Schulen und Betrieben, Kirchen und Pagoden, Straßen und Brücken, Bewässerungsanlagen der Reisfelder. Wir sahen blutbefleckte Kleider, zerfetzte Schulbücher, Krankenbetten, die aus Trümmern ragten, verstümmelte Menschen, Arme, Beine abgerissen, die vielen, vielen Toten, Opfer in der Zivilbevölkerung, vor allem immer wieder Frauen, Kinder, alte Menschen. Ein Leid, das man kaum beschreiben konnte. Der Luftterror gegen die Zivilbevölkerung entlarvte Tag für Tag die heuchlerischen Behauptungen aus Washington, es würden nur militärische Objekte angegriffen. Der vorrangig gegen die Zivilbevökerung gerichtete Bombenterror sollte diese zwingen, ihre Unterstützung für den Befreiungskampf im Süden einzustellen.

Allein in Hanoi erlebten wir an die Tausend Luftüberfälle. Am 11. August 1967 begann eine Welle täglicher schwerer Angriffe, die bis 23. August anhielt. Wohnviertel und Industrieobjekte, Schulen, Kirchen und Krankenhäuser wurden im Zentrum und in den Randgebieten getroffen, allein 238 Wohnhäuser in Schutt und Asche gelegt. Es gab Hunderte Tote oder auch mehr und unzählige Verletzte. Oft wurden keine Angaben über die Zahl der Opfer gemacht oder die tatsächlichen verschwiegen. Das war verständlich. Einmal sollte dem Feind keine Bestätigung des angerichteten Schadens gegeben werden, zum anderen fürchtete man, die Bevölkerung zu entmutigen. Erst die nach dem Sieg in Saigon ab 1976 nicht nur von der DRV, sondern auch von der UNO und beispielsweise in den SIPRI-Jahrbüchern veröffentlichen Angaben über 500.000 Kriegstote und weitere 500.000 Kriegswaisen in Nordvietnam, vermittelten ein Bild von den ungeheuren Menschenopfern.

Krankenhäuser im Fadenkreuz

Bis Oktober 1967 wurden in der DRV 74 Krankenhäuser zerstört. Ein barbarisches Verbrechen waren die Luftangriffe im Juni 1965 auf die Lepra-Station von Quynh Lap, in der 2.600 Kranke behandelt wurden. Das Institut, in dem eine für Südostasien beispiellose Forschungsarbeit zur Behandlung der Lepra als auch über die Rehabilitation verstümmelter Kranker stattfand, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Schwer beschädigt wurde auch das mit Hilfe der DDR aufgebaute und ausgerüstete Tuberkulose-Forschungsinstitut in Thanh Hoa.

Am 19. November 1967 befanden wir uns in dem 1.500 Betten zählenden größten Krankenhaus Hanois, dem im Süden gelegenen Bach Mai, als mehrere Bomben, darunter die berüchtigten Kugelbomben auf dem Gelände nieder gingen. Unter den Patienten gab es einen Toten und 20 Verletzte. Ein Arzt und zwei Schwestern wurden ebenfalls verletzt.

Im Bach Mai hatten wir wieder einmal gesehen, dass die Zivilbevölkerung trotz aller Anstrengungen oft schutzlos den Bomben ausgeliefert war. Besonders schlimm war das in einem Krankenhaus, wo man gar nicht so viele Schutzbunker anlegen konnte, um, wie im Bach Mai, 1.500 Patienten unter zu bringen. Dabei befanden sich bereits die Schwerkranken bzw. Schwerverletzten die meiste Zeit in Luftschutzräumen. In der Stadt waren bei den öffentlichen Einrichtungen, nicht evakuierten Betrieben, in Wohnvierteln und sogar Parks Bunker errichtet worden, die meist 50, manchmal auch mehr Personen aufnehmen konnten. Entlang der Fußwege an den Straßen befanden sich unzählige Ein-Personen-Deckungslöcher, in den Boden eingelassene etwa 1,80 Meter tiefe Betonröhren, die man mit einem Deckel abschließen konnte.

Eine weiteres Problem war die sehr kurze Vorwarnzeit. Für die Städte und Orte an der Küste war es faktisch überhaupt nicht zu lösen, denn die von den Flugzeugträgern im Golf von Tongking startenden Jagdbomber erreichten ihre Ziele in minutenschnelle. Auch für das nicht viel mehr als 100 km von der Küste entfernte Hanoi brauchten die US-Piloten kaum mehr Zeit. So geschah es oft, dass wir als erstes das Abwehrfeuer der Flak hörten, dann die Detonationen der Bomben und danach die Ansage über die öffentlichen Lautsprecher, von denen einer im Flur unseres Hauses hing: „Amerikanische Flugzeuge im Anflug auf Hanoi…“ mit der folgenden Entfernungsangabe.

Die knappe Vorwarnzeit brachte es mit sich, dass wir einmal eine trotz des Ernstes amüsant zu nennende Episode erlebten. Wir waren zu einer Filmveranstaltung in der französischen Botschaft. Es wurde ein Streifen über den Zweiten Weltkrieg gezeigt, in dem plötzlich Artilleriefeuer ertönte. Der Filmvorführer verfolgte das Geschehen auf der Leinwand nicht genau und nahm an, der Kanonendonner komme aus der Stadt. Er unterbrach die Vorführung und alle im Saal rannten zum Ausgang in Richtung des Luftschutzbunkers. Erst draußen wurde der Irrtum bemerkt, man atmete auf und kehrte zum ungefährlichen Leinwandgeschehen zurück.

Am 14. Oktober hatten wir einen furchtbaren Luftangriff auf Zentrum von Hanoi erlebt. In der Hue-Straße kamen 76 Menschen ums Leben, 151 wurden verwundet. Bei Besichtigung sahen wir ein völlig verwüstetes Wohngebiet. Vom 26. Bis 30. Oktober gab es die bis dahin schwersten Angriffe auf Hanoi, erstmals auch nachts. Am 30. besuchten wir Nachmittags bombardierte Ziele im Norden. Ganze Straßen lagen in Trümmern, 153 Wohnungen völlig zerstört, es gab Hunderte von Toten.

Volltreffer auf die Kathedrale von Nam Dinh

Am 16. März 1968 früh erfuhren wir, dass in der Nacht ein schwerer Angriff auf Nam Dinh erfolgte. Es habe große Zerstörungen gegeben. Mit einer Gruppe ausländischer Journalisten fuhren wir in die etwa 80 km südöstlich von Hanoi entfernte Provinzhauptstadt. Als erstes besichtigten wir am Stadtrand die Kathedrale, die von mehreren Bomben getroffen, fast völlig zerstört war. Nur die Frontmauer stand noch und ragte anklagend in den Himmel. Der Generalvikar des Bistums war unter den Bomben getötet, ein weiterer Geistlicher, 76 Jahre alt, schwer verletzt worden. Im Umkreis der Kirche gingen 16 Sprengbomben nieder, von 20 Häusern war nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Über die Zahl der toten und verletzten Einwohner gab es keine Angaben. Nam Dinh lag etwa 30 km von der Küste entfernt. Es wurde von Marineflugzeugen der im Golf von Tongking liegenden 7. US-Flotte angegriffen, deren Anflugzeit kaum länger als eine Minute betrug. Eine Warnzeit gab es faktisch nicht. Hinzu kam, dass die Angriffe immer häufiger nachts erfolgen. Die Vietnamesen führten genau Buch über den Luftterror. Seit dem 28. Juni 1965 gingen 1.175 Bomben und 1.022 Raketen auf die Einwohner nieder. Bei einem Gang durch die Stadt konnten wir uns davon überzeugen, dass die Hälfte der Häuser, das waren 2.200, den Luftangriffen zum Opfer fiel. Militärische Objekte waren in der Stadt keine zu sehen, wenn man davon absah, dass sie von einem Gürtel Flak- und Raketenbatterien umgeben war, die übrigens 34 der angreifenden Maschinen abschossen.

Im Frühjahr 1968 kam Hubert Link von ADN-Zentralbild für einige Wochen nach Vietnam, um eine größere Foto-Reportage zu gestalten. Wir beantragten eine Fahrt zum Ben Hai. Wir kamen etwa 300 km nach Süden bis nach Vinh, der Provinzhauptstadt am Lam-Fluss. Besser gesagt, zu dem was davon übrig war, denn die Bombenangriffe hatten die Stadt fast völlig dem Erdboden gleichgemacht. Unsere Fahrt führte durch verbrannte Erde, die Mehrzahl der Städte und Dörfer in Schutt und Asche gelegt, und immer wieder das Leid, das man kaum beschreiben konnte.

Anmerkungen:

1 Viet Cong, übersetzt vietnamesische Kommunisten. Damit war die Nationale Befreiungsfront FNL in Südvietnam gemeint, deren Mitglieder mehrheitlich keine Kommunisten waren, sondern verschiedenen politischen Gruppierungen und Parteien angehörten.

Siehe den Beitrag

im WELTEXPRESS.

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