Maile Meloy hat einen vielschichtigen Liebesroman geschrieben, der versöhnlich endet. Bis dahin passiert auf über 350 Seiten ziemlich alles, was in zwanzig Jahren so passieren kann. Die Tochter einer Familie, so der Titel, ist Abby selbst, die romanschreibende Tochter, Nichte und Enkelin einer durchschnittlich amerikanischen, weißen und gläubigen Familie. Ihre Eltern trennen sich, als sie noch klein ist und der Vater kommt bei einem Unfall um, als sie gerade erwachsen wird. Onkel Jamie verführt sie in der Trauerphase und nach und nach kommen einige Familiengeheimnisse ans Licht.
Vielleicht hat die Zeit in der Story-Fabrik von Walt Disney die Autorin Meloy zum Fabulieren verführt, jedenfalls hantiert sie geschickt mit Blenden und Nebensträngen. Macht neue Türchen auf und schneidet sauber in ganz andere Szenearien, an einem südamerikanischen Pool oder an einen New Yorker Schreibtisch. Vielleicht passiert ein wenig zu viel in diesem Figuren-Ensemble, da muss die Mutter lesbisch werden und der Onkel ein Kind einer französischen Prostituierten adoptieren, das bei der Mutter seiner Geliebten lebt, welche aber ein Verhältnis mit ihrem Ex wieder aufnimmt. Verwirrt? Ja, da kommt man schnell durcheinander, aber Abby passt genau auf und schreibt mit.
Dass sich alle am Ende des Buches sowohl im Roman als auch zu einer skurril-versöhnlichen Weihnachtsfeier mit zumindest für einen Beteiligten tödlichem Ausgang wiederfinden, mutet ein wenig arg gebastelt an, dennoch schafft die Autorin mit ihrer Familiensaga einen Flow, der durch das Buch trägt. „Tochter einer Familie“ ist der zweite Roman der in Los Angeles lebenden und mehrfach ausgezeichneten Autorin.
Fazit: leichte Urlaubs-oder Wochenendlektüre, spannender Familienroman
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Maile Meloy, Tochter einer Familie, Roman, Aus dem Amerikanischen von
Ursula-Maria Mössner, 384 Seiten, Kein & Aber, 2010, 22, 90 €