!Die präzise Reportage seziert eine Technologie, deren Faszination so gewaltig wie ihre Zerstörungskraft ist. Als eine „Archäologie der Atomkraft“ umschreibt der Untertitel die Kameraaufnahmen, welche die Gerätschaften und Prozesse hinter einer Kernreaktion abtasten. Bis das komplizierte System aus Leitstellen, Geigerzählern, Überwachungsvorrichtungen und Kontrollschaltern außer Betrieb gesetzt ist. Fast begleitet Wehmut den Gedanken, dass die atemberaubende Maschinerie stillgelegt wird. Der vermeintliche Rückschritt ist tatsächlich ein Fortschritt. Er markiert den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie, die Aufgabe des Versuchs, eine Energie „Unter Kontrolle“ zu halten, die sich nicht hundertprozentig kontrollieren lässt.
Auf subtile Weise vermitteln die analytischen Szenen überzeugender als es belehrenden Kommentare könnten, dass der Filmtitel einen Wunschtraum widerspiegelt. Von ihm bleibt die Ruine einer Utopie, die zu spät als solche erkannt wurde. Sattels Dokumentarfilm kreist um das Paradigma, welches unerreichbares Zukunftsdenken ist: eine friedliche Nutzung der Atomenergie. In einer vollkommenen Welt wäre es möglich – in unserer ist es das nicht.
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Titel: Unter Kontrolle – Eine Archäologie der Atomkraft
Land/ Jahr: Deutschland 2011
Regie: Volker Sattel
Buch: Volker Sattel
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Laufzeit: 98 Minuten
Sektion: Berlinale Forum