61. BERLINALE: Fährte des Blutes – Die Coens eröffnen den Wettbewerb der Berlinale mit einem Western, der „True Grit“ besitzt

„The kid want to cuss and fight

In the basement

Warm black rooster worn white hand

The young kids got my name“

(The Kills)

Mit einer Hetzjagd beginnt das Festival, der vielleicht ruhigsten der Filmgeschichte. Gemächlich und strapaziös ist die Verfolgung von Chaneys Fährte. Der versoffene U. S. Marshall Reuben Rooster Cogburn, den Mattie angeheuert hat, und die Vierzehnjährige, die ihn gegen seinen Willen begleitet, ziehen durch die karge Winterlandschaft, in der der Boden so hart ist, dass nicht einmal die Toten darin begraben werden können. Sanft, beinahe melodisch beginnen die Regie-Meister ihre filmische Erzählung. Es ist die Stimme Matties (Hallie Steinfeld), denn im Grunde ist „True Grit“ ihre Geschichte. Was die Regisseure in früheren Filmen an Sarkasmus, trockenem Humor und Exzentrik in die Handlung einwebten, fließt vor allem in die Dialoge. Öfter als mit Kugeln wird mit Worten geschossen. „Du verzuckerst deine Worte nicht.“, sagt der indignierte LaBoef, der schnell erkennen muss, dass Mattie sich noch weniger von seinen Reden beeindrucken lässt als Cogburn.

Den Coens gelingt die formvollendete Wiederbelebung eines Genres, dass mit Ausnahme weniger bemerkenswerter Spätwestern wie „Erbarmungslos“ und „Dead Man“ in den letzten Zügen zu liegen schien. Die Geschichte scheint alt, auch ohne den Gedanken an Hathaways Klassiker. Vielleicht war sie es immer, wie die Figuren. In der kindlichen Statur Matties wohnt die Seele einer alten Frau; jene, die das Paradigma des Films spricht. Doch auf die ist kein Verlass mehr in der harschen Wild West Welt, die ein sarkastischer Witz der Höchsten Mächte zu sein scheint. Wer will, dass die Rechnung am Ende ausgeglichen ist, muss in dem bitter-brillanten Krimi verhandeln, sich auf zwielichtige Geschäfte einlassen und zahlt am Ende dennoch drauf. So wie Mattie, die dennoch beweist, woraus sie, die letzten Helden und letzten gelungenen Western sind: „True Grit“.

****

Bewertung: * * * *

Originaltitel: TRUE GRIT

Land/Jahr: USA 2010

Länge: 111 Minuten

Buch und Regie: Joel Coen, Ethan Coen

Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Bruce Green, Dain Matthews, Jarlath Conroy, Paul Rae, Domhnall Gleeson, Elizabeth Marvel, Roy Lee Jones, Ed Borbin, Leon Russa und Candyce Hinkle

Kamera: Roger Deakins

Produktion: Paramount Pictures

Website: www.truegritmovie.com

Vorheriger Artikel61. BERLINALE: Raucher unter sich – James Benning lässt „Twentytwo Cigarettes“ im Berlinale Forum verpuffen
Nächster Artikel61. BERLINALE: Finanz- und Wirtschaftskrise im Kino – „Margin Call“ lockt mit großartigen Schauspielern zu einem brandaktuellen Thema, das an der Wall Street begann