Berlin, Deutschland (Weltexpress). Kapuzenpullover kennt – frei nach Wilhelm Reich – der Kleine Mann. Richtig, Mönchen laufen seit spätestens dem Hochmittelalter und heute auch immer noch frei damit rum- Meist sind es Männer, aber nicht immer die der Kirche, die Kapuze tragen.
Kombiniert man Kapuze mit Pullover, kommt ein Kapuzenpullover heraus, der laut Wikipedia „ in den 1930er Jahren vom Bekleidungshersteller Champion für die Arbeiter von Tiefkühllagern in New York produziert“. Anschließend sei er als Sport- und Straßenbekleidung populär geworden. Auch von der US-amerikanischen Traditionsfirma Goodyear Tire & Rubber Company (since 1898) wird er formvollendet als „Hooded Sweatshirt“ angeboten.
Vor allem in den USA ist der Kapuzenpulli heute wieder hip. Dort wurde er in 2012 zum Top-Thema, als der 17-jährige Afroamerikaner Trayvon Martin ermordet wurde. Der Mörder George Zimmerman wurde von einer sechsköpfigen Jury für unschuldig befunden und freigesprochen. Zur Banalität des Bösen, zum ganz alltäglichen Rassismus in den USA gehören nicht nur Morde an Afroamerikanern, nicht nur freche Fehlurteil sondern auch die Medien, die Meinung machen. Der Nachrichtensprecher Geraldo Rivera forderte nach der Urteilsverkündung schwarze Jugendliche auf, keine Kapuzenpullover wie Trayvon Martin zu tragen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Zwar entschuldigte sich Rivera anschließend für diese, seine Äußerung, doch der Kapuzenpulli war in aller Munde und auch ohne Zutun von Goodyear mega-in am Markt.
„In den USA kam es zwei Wochen nach dem Tod Trayvon Martins zu bundesweiten Demonstrationen gegen Rassendiskriminierung und Polizeiwillkür“ lesen wir bei Wikipedia und auch, das „viele Demonstranten … dabei ostentativ in Kapuzenpullover (Hooded Sweatshirts, „Hoodies“), wie sie gerne von afroamerikanischen Jugendlichen getragen werden“, auftraten.
Der Hoodie, den wir hier und heute mit Kängurutasche, das ist eine tunnelartige Bauchtasche, die an beiden Enden offen ist ohne das der Wind durchpfeift, tragen, besteht aus 100% gekämmter Baumwolle und wurde in der Herstellung „dreckig gewaschen“ (Neudeutschsprech: dirty washed).
Mein Kapuzenpulli mit Kängurutasche und Kordeln, um die Kapuze zuschnüren zu können (Erwürgen wäre was für Mörder wie Zimmerman) trägt den Titel „Springfield“ (sic!). Er ist nicht nur gut fürs politische sondern auch fürs nostalgische Gefühl (siehe oben: Tiefkühllagerlohnarbeiter), ansonsten grau. Zudem scheint er nicht nur für Männer, auch wenn`s draufsteht (Men Hooded Sweatshirt) zu sein, sondern auch Frauen zu kleiden. Manche.
Vorne auf der Brust prangt kein fünfzackiger Roter Stern sondern fett Goodyear in Großbuchstaben. Zudem fehlt der unmissverständliche Hinweis, dass es sich dabei um „The Greatest Name In Rubber“ handelt, nicht. Noch Fragen?
Mit Rubbellosen ist dem Kapuzenpulli mit Kängurutasche von Goodyear übrigens nicht beizukommen. Rund 70 bis 80 Euro müssen alle dafür zahlen – auch der Kleine Mann.