Berlin, Deutschland (Weltexpress). Unions Trainer Jens Keller stand nach dem Schlusspfiff in Stuttgart die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Seine Eisernen waren nicht in der Lage, den vorgesehen Spielplan umzusetzen. Vor der Kulisse von 58.000 Zuschauern verloren die Berliner mit 1:3 und mussten den VfB Stuttgart an die Tabellenspitze ziehen lassen.
Jens Keller vertraute jener Startelf, die am Ostersonntag den 1. FC Kaiserslautern besiegt hatte. Taktisch sortierte sich das Ganze zu einer 4-3-3-Grundordnung. Von Beginn an zeigten die Stuttgarter, wer hier Herr im Hause ist. In der 6. und in der 7. Spielminute ergaben sich bereits die ersten Großchancen für den VfB. Die erste gelungene Angriffsaktion der Gäste konnte in Minute 16 notiert werden. Nur eine Minute später verhinderte eine Riesentat von Daniel Mesenhöler den Rückstand.
Alexandru Maxim, der rumänische Nationalspieler in Diensten des VfB Stuttgart setzte in der 23. Minute einen Freistoß in die Berliner Mauer. Sein Pendant auf Berliner Seite Felix Kroos machte es kurz darauf nicht viel besser. Sebastian Polter hätte in der 26. Minute im Anschluss an den ersten Eckball für Union die Führung erzielen können – wie er selbst nach dem Spiel sagte, sogar müssen. Der Ball strich knapp am Pfosten vorbei. Es war in der Nachbetrachtung, die Schicksalsminute im Spiel. Wer weiß, ob sich das Spiel nicht anders entwickelt hätte, mit der möglichen, überraschenden Führung für die Eisernen.
In der 28. Minute sah Christopher Trimmel die erste gelbe Karte des Spiels und es folgte ein Freistoß in aussichtsreicher Position. Maxim legte sich den Ball zurecht und zirkelte nach kurzem Anlauf den Ball in die Torwartecke. Mesenhöler erwartete wohl einen Heber über Mauer, reagierte kurz in die verkehrte Richtung und konnte so das Unheil nicht verhindern. Seine Reaktion, als er den Ball aus dem Tor holte, zeigte,“das war mein Ding.“ Die Führung war verdient, Stuttgart bestimmte das Spiel und Union bekam keinen Zugriff.
Simon Terodde hatte seinen Auftritt in der 33. Minute. Er schloss einen wie choreographiert wirkenden Angriff mit seinem 20. Saisontor ab. So schön kann Fußball sein ! Jetzt lagen die Eisernen 0:2 hinten und wirkten geschockt. Darüber hinaus hatten sie Glück, dass Takuma Assano, 10facher japanischer Nationalspieler und Leihgabe vom FC Arsenal London, eine Riesenchance nicht verwertete. Die Eisernen wären bereits zur Halbzeit K.o. gewesen. Das Fazit nach 45 Minuten war ernüchternd, der 1. FC Union war ziemlich chancenlos.
In der 2. Halbzeit machte Stuttgart genau da weiter, wo sie aufgehört hatten, zwei Riesenchancen durch Kapitän Christian Gentner waren zu notieren. Doch Fußball ist immer wieder für Überraschungen gut, vor allem, wenn auf beiden Seiten viel individuelle Klasse versammelt ist. Wir können uns die Phrase nicht ersparen, der Anschlusstreffer für die Unioner fiel aus dem Nichts. Der rechte Außenverteidiger Trimmel flankte in den Strafraum, Polter stand genau richtig und schickte den Ball per Kopf an Mitchell Langerak vorbei in das Tor. Das Momentum im Spiel schien zu kippen. Der Anschlusstreffer wirkte wie ein Jungbrunnen für die Gäste, seit der 57. Spielminute stand es nur noch 1:2 aus Sicht der Berliner. In der 61. Minute stockte allen Stuttgartern der Atem, im Anschluss an einen Eckball wäre fast der Ausgleich gelungen.
Sie nahmen sich selbst aus dem Spiel, die Roten aus der Hauptstadt. In der 68. Minute kaprizierte Innenverteidiger Toni Leistner einen kapitalen Bock, den der kurz zuvor eingewechselte Daniel Ginczek zum Tor Nummer 3 für Stuttgart nutzen konnte. Was war passiert? Stephan Fürstner spielte einen harmlosen Ball zurück auf Toni Leistner und dem unterlief vor dem eigenen Strafraum ein technischer Fehler. Alles fluchen half nichts, wieder 2 Tore Rückstand. Die restliche Spielzeit verwalteten die Stuttgarter geschickt und holten 3 Punkte.
Vor dem Spiel wurde mehrfach geäußert, dass der Druck mehr bei den Stuttgartern liegt. Der Spielverlauf bestätigte diesen Eindruck nicht. Eher drängte sich der Eindruck auf, dass da einige im Union-Trikot Probleme mit ihrem Nervenkostüm hatten. Nach Hannover scheiterten die Eisernen erneut auswärts an einem Aufstiegskandidaten. Es ist natürlich noch nichts verloren, allerdings hat sich die Ausgangssituation verschlechtert. Vier Spiele und somit 12 Punkte, der Rückstand auf Platz 2 beträgt, genau wie auf den Relegationsplatz 3 Punkte. Nach dem Spiel in Stuttgart begann sofort die Vorbereitung auf den 31. Spieltag. Am kommenden Freitag empfangen die Eisernen in der bereits jetzt restlos ausverkauften Alten Försterei den SV Sandhausen, bevor es dann zum Mitbewerber um die Aufstiegsplätze, zur Braunschweiger Eintracht geht. Mit einem Sieg über Sandhausen im Rücken wird es sich dort leichter aufspielen lassen. Der Aufstiegskampf bleibt spannend. Leider wird einer am Ende den undankbaren Platz 4 belegen müssen.