Weltexpress testet den BMW X5

Mit dem BMW X5 waren wir eleganter und komfortabler unterwegs.

1999 stellte BMW in den USA zum ersten Mal ein halbwegs geländegängiges Fahrzeug vor. Doch die Hersteller nannten das gute Stück weder Geländewagen noch Sport Utility Vehicle (SUV), sondern SAV. Das Kürzel wurde extra für dieses Auto erdacht und soll Sports Activity Vehicle heißen, was immer einem das sagen mag. Wir vom Weltexpress fuhren jedenfalls mit dem „dicken BMW“ nicht anders, jedenfalls weder sportlicher noch aktiver als mit anderen Autos, aber wir waren wesentlich eleganter und komfortabler unterwegs, als mit den meisten Testwagen, die wir vor die Redaktionsstube gestellt bekommen.

In Deutschland wird der in den USA produzierte BMW X5 der ersten Generation seit Mai 2000 verkauft; 2003, annähernd zeitgleich mit der Einführung des in Österreich gefertigten X3, über den wir bereits im Weltexpress berichteten, bekam er ein neues Gesicht. Das Äußere wurde mit neuem Frontscheinwerfer, neuen Nebelfrontleuchten, neuem Kühlergrill, neuer Motorhaube und neuen Rückleuchten ansehnlicher für den Westeuropäer. Wir fuhren den Nachfolger des E52, den E70, der auf dem Pariser Autosalon im Jahre 2006 zum ersten Mal der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ende 2006 wurde er bereits in den USA verkauft, während er in Deutschland im Frühjahr 2007 angeboten wurde. Im Herbst 2009 erscheint ein auf 500 Fahrzeuge limitiertes Editionsmodell 10 Jahre BMW X5.

Limitiert gilt nicht für Straße und Gelände, auf dem der X5 unterwegs sein kann. Während der kleinere Bruder, also der X3, „zwar auch für schlechte Straßenverhältnisse“, wie es irgendwo bei Autoscout24.de heißt, reiche, doch „nicht für das Verlassen der Fahrbahn, darf der X5 das. Die von einem SUV erwartete Technik zur Unterstützung von Offroad- und Gebirgsfahrten wird im X5 durch die Ausstattung mit xDrive erbracht. Das System verteilt die Antriebskraft auf die einzelnen Räder, was vor allem dann vorteilhaft ist, wenn die Reifen auf verschieden beschaffenem Grund stehen bzw. fahren oder wenn sehr enge Kurven gefahren werden sollen. Damit meistere der BMW X5 „jede Straße – unabhängig von ihrem Zustand“, versichert uns sogar ein Verkäufer in einer BMW-Niederlassung in Berlin. Der xDrive erkenne schwierige Fahrbahnoberflächen über die Sensoren des Fahrwerkregelsystems DSC und reagiere blitzschnell, versprechen die Autobauer: „Durch die flexible Kräfteverteilung auf die Vorder- bzw. Hinterachse erhalten die Räder mit der höchsten Traktion jeweils die optimale Antriebskraft. Das Ergebnis: außergewöhnliche Spurtreue, sicheres Kurvenverhalten und jederzeit verlässliche Leistungsentfaltung.“ Um den Fahrer bei steilen Bergabfahrten zu entlasten, wurde dem BMW X5 noch ein System eingebaut, das direkt auf die einzelnen Räder zugreift. Die Hill Descent Control bremst eigenständig auf eine Geschwindigkeit von ca. 15 km/h herunter.

Das alles und noch viel mehr mußten wir erfragen, weil wir überwiegend über bundesdeutsche Autobahnen von Berlin nach München fuhren. Dabei fühlten wir uns pudelwohl im rundum geräumigen Großwagen. Unser Gepäck erschien winzig im Stauraum von 620 Litern, der bei Bedarf durch das Umlegen der zweiten Sitzreihe auf 1.750 Liter vergrößert werden kann. Optional ist auch eine dritte Sitzreihe verfügbar, deren zwei zusätzliche Sitze sich nach Bedarf einzeln im Ladeboden versenken lassen. Damit haben sieben Personen im BMW X5 Platz und zwar reichlich. Wer das Gefühl, in einem Glashaus zu sitzen, nicht missen möchte, kann sich ein Panorama-Glasdach einbauen lassen. Mit Tipptasten können die Insassen das durchsichtige Dach (inklusive Windabweiser und Sonnenschutz) anheben sowie hin- und herschieben.

Hin- und Herschieben der Karosse beim Einparken sollte entfallen, da der X5 über eine Rückfahrkamera verfügt. Das irgendwo beim Nummernschild angebrachte Teil, das so klein ist, daß man es mit der Lupe suchen muß, zaubert ein entzerrtes 120-Grad-Weitwinkelbild auf den Bildschirm. Interaktive Spurlinien, Zoomfunktion und Fahrzeugumfeldüberwachung machen das Rollen im Rückwärtsgang zu einem Genuß ohne daß man Kopf und Kragen riskieren muß. Ein weiterer Bildschirm steckt in der Mittelkonsole. Passagiere im Fond des Fahrzeugs können also DVD schauen und über Kopfhörer dem Geschehen lauschen, ohne das der Fahrer abgelenkt wird. Wir jedoch lauschten klassich Radio. Je näher wir der Isarmetropole kamen, um so besser empfingen wir den Bayrischen Rundfunk, der stündlich Wasserstandsmeldungen über den FC Bayern München zum Besten gab. Den Fußballern aus München geht es offensichtlich nicht so gut wie dem Fahrzeughersteller.

Die letzten Kilometer geben wir jede Zurückhaltung auf und drücken noch einmal das Gaspedal druch, denn die Tankanzeige teilt uns mit, daß wir es ohne Nachfüllen schaffen. Keine Frage: Mit dem dicken BWM kann Mann auf dicke Hose machen. Zurückhaltung kann dem Premium-Autobauer in Sachen Leistung für den X5 niemand vorwerfen. Schon das ursprüngliche Einstiegsmodell trat mit einem 170 kW/231 PS starken Sechszylinder an, die Obergrenze bei den Benzinern bilden je nach Modell und Baujahr acht Zylinder und 408 kW/555 PS. Diesel gibt es mit 135 kW/184 PS ebenso wie mit 210 kW/286 PS.

Diese Leistungen haben ihren Preis. Der X5 ist als Neuwagen ein teures Auto. Den X5 xDrive 30i mit 6 Zylindern und 272 PS bei einem Benzinverbrauch von innerots rund 14 und außerorts über 8 Liter gibt es ab 53.100 Euro (inklusive Mehrwertsteuer), den 48i mit 8 Zylindern und 355 PS ab 70.900 Euro (inkl. MwSt.). Der Benzinverbrauch liegt innerort bei über 17 und außerorts bei über 9 Litern. Die beiden Diesel-Modell stehen mit einem Preis von 53.700 Euro inkl. 19 Prozent MwSt. für den 30d mit 230 PS bzw. mit 60.000 Euro inkl. 19 Prozent MwSt. für den 35d mit 286 PS zu Buche. Das die Edition 10 Jahre X5 deutlich teurer ist, versteht sich von selbst.

Als Gebrauchter ist der BMW X5 auch heute noch nicht wirklich billig. Für einen X5 3.0i aus dem Jahr 2000 werden laut Schwacke-Liste noch rund 11.000 Euro verlangt. Ein X5 4.4i Edition Exclusive Sport aus dem Jahr 2005 steht mit 30.000 Euro in der Liste. Ein Dieselmodell X5 3.0d aus dem Jahr 2008 kostet rund 41.000 Euro.

Warum wir zu den CO2-Emissionen nichts geschrieben haben? Weil das ein BMW X5-Fahrer nicht wirklich wissen will, oder?

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