Sand ist wunderbarer Klamauk ohne die inhaltliche Tiefe von Tschick. Wer irgendeinen Sinn in der irren Story erwartet, ist der in der Tat cleveren Verlagswerbung auf den Leim gegangen.
Das ist natürlich Herrndorfs Absicht, das knödelt ihn groß! Er macht sich einen schnieken Spaß daraus, dem Leser am Nasenring durch das Buch zu führen, ihm hin und wieder einen Brocken hinzuwerfen, mürrisch zu knurren und im Sand zu verschwinden. Törichte Gestalten wanken auf der Suche nach Nix und Allem durch die Wüste und bringen sich gegenseitig um. Hier das marode schwule Dichterlein, dort die dralle Blonde mit den Handschellen, da ein Geheimagent zum Scheissen wie zum Schiessen zu blöde, da schnöselige Bullen, die ihre Zeit am angenehmsten im Puff totschlagen. Der Einheimische wird gern mal als Kameltreiber bezeichnet, wir Leser-Voyeure schämen uns fremd, aber nur ein bisschen, ist doch zu schön! Auch arabische Terroristen dürfen einige Akkorde mitsummen, indes durch eine Horde Hippies, von denen vier ziemlich tot sind (keiner weiß warum), eine gewisse europäische Note mitswingt. Slapstick mit feinen Zutaten, ohne den Erfolg von Tschick wäre dieser Roman verraucht wie eine Marlboro im Wind.
Sand ist ein bissel Thriller, eine Prise Agentenroman, etwas Pynchon und De Lillo und vieeeeeeeeeeeeel Verschwörungstamtam. Herrndorf hat eine clevere Parabel auf die Leser, die Literaturverwalter und den Autor gedichtet. Dafür gibt’s ne Tüte Gras umsonst!
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Wolfgang Herrndorf, Sand, 480 Seiten, Rowohlt Verlag, Berlin 2011, 19,95 Euro