Eine Woche Lebensqualität gewonnen – 1. FC Union Berlin gegen SV Sandhausen 3:0 (1:0)

© Foto: Hajo Obuchoff

Letztlich spiegelt das Ergebnis durchaus die Überlegenheit wider, die der Gastgeber an diesem Freitagabend ausstrahlte. Wenngleich die Gäste aus dem lieblichen Rhein-Neckar-Kreis ein wenig mit Schiedsrichter Christian Dietz hadern. In der 4. Minute sieht der 29-jährige Lehrer aus Kronach keinen Grund, für einen Elfmeterpfiff, als Unions Torwart Daniel Haas nach einem leichtfertigen Ballverlust an Ranisav Jovanovic sich die Kugel zurückholt und der Sandhäuser Stürmer im Strafraum zu Fall kommt. „So ein Pech mit den Schiedsrichtern trifft uns nun zum wiederholten Mal“, beschwert sich später Sandhausens Trainer Alois Schwartz. Verständlich sein Ärger.

Ein frühes Tor gegen die Gastgeber hätte seinen Plan entscheidend unterstützt. Der Coach hat für das Spiel an der Alten Försterei nämlich reichlich Beton angerührt. Angesichts der in dieser Saison starken Spielleistungen der Eisernen verzichtet er auf seine Doppelspitze. Frank Löning, der in 98 Spielen für Sandhausen immerhin 37 Tore erzielte, muss vorerst auf der Bank Platz nehmen. Dafür bauen sich auf dem Rasen zwei Viererketten auf, die bei Ballbesitz des Gegners schnell und den Raum vor dem eigenen Tor engmaschig gestalten.

© Foto: Hajo ObuchoffDas lässt die Unioner in der ersten Viertelstunde recht ratlos erscheinen. Sie dominieren zwar das Spiel, aber es blitzt kaum Torgefahr auf. Immer wieder ist ein gegnerisches Bein im Weg, der Ball wird immer öfter über die Innenverteidiger hinten rum gespielt – fast wie beim Handball. In der eigentlichen Gefahrenzone passiert wenig. Bis zum Auftritt des Geburtstagkindes in der 25. Minute: Torsten Mattuschka bekommt links außen den Ball, läuft in Richtung Strafraumeck und schlenzt das Spielgerät vor das Tor. Terodde verpasst mit langem Bein, Riemann – wohl irritiert – ebenfalls, und die Kugel fliegt ungestört ins lange Eck. Wenn schon keine Gastgeschenke kommen, dann mache ich mir mein Geschenk zum 33. Geburtstag eben selbst. So wohl der Gedanke des Union-Kapitäns.

Mit dem 1:0 sind die Mauerbaupläne des Gäste-Trainers nur noch Makulatur. Eigentlich müssten seine Angestellten auf dem Platz nun ein wenig mehr an Kreativität investieren, um wenigsten noch einen Punkt aus der Fremde mit heim zu nehmen. Indes viel ist nicht zu bemerken an Schöpfertum in Sachen Torproduktion. Die wenigen Versuche, die an den Abwehrspielern der Eisernen vorbeigehen,  entschärft Haas im Uniontor.

© Foto: Hajo ObuchoffIn der Halbzeit das übliche entspannte Treiben im Biergarten an der Waldseite. Brezel, Bratwürste und Bier finden regen Absatz. Die wenigen Polizisten lächeln entspannt. Ein Transparent am Gästeblock entschuldigt von Spielbeginn an die äußerst lückenhafte Besetzung seitens der Sandhäuser: Sorry , Jungs, ich habe keinen Urlaub bekommen. Sandhausen liegt ja auch immerhin irgendwo hinter einer Binnendüne versteckt etwa 650 Kilometer von Berlin entfernt. Da verwundert es kaum, dass von dort kaum einmal ein größerer Mob den Weg zur Wuhlheide findet.

Kurz nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit ist dann die Busladung aus Sandhausen so richtig bedient. Die Leuchttafel über ihnen zeigt die 47. Minute an als Mattuschka den Ball links nahe der Grundlinie gekonnt annimmt. Sein Gegenspieler Julian Schauerte scheint nun doch zu einem kleinen Geburtstagsdienst bereit und sieht lediglich zu, wie Tusche das Spielgerät flach vor das Tor befördert. Dort gelingt es Terodde diesmal, seinen Schuh an den Ball zu drücken, der daraufhin seinen Weg zum 2:0 an Riemann vorbei ins Netz findet.

Sören Brandy © Foto: Hajo ObuchoffIn der Folgezeit hätte allein Sören Brandy das Ergebnis um drei Tore erhöhen können. Einmal kann Riemann seinen Kopfball halten. Als Brandy aber sich an der Mittellinie den Ball angelt, Riemann umkurvt und den Ball aus etwa 16 Metern haarscharf neben das leere Tor setzt, bleibt er ziemlich ratlos gefühlte drei Stunden auf dem Rasen sitzen. „Das war sowas von peinlich“, gesteht er nach dem Spiel. Indes aufgeben ist ein Wort, dass der blonde Rackerer nicht kennt. Zehn Minuten später scheint der Ball vor dem Gästetor in eine Art Flipperautomat geraten, springt von einem Bein ans andere. Dann schießt Terodde. Auch dieser Versuch kommt nicht an, dafür werfen sich Marc Pfertzel und Brandy in den Fünfmeterraum, Riemann kommt den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Brandy will es nun wissen, haut irgendwie gegen die Kugel, die dann tatsächlich im Netz zappelt. Nun ist das Spiel gelaufen.

„So ein Sieg bringt uns eine Woche erhöhte Lebensqualität“, freut sich der Torschütze als er nach dem Spiel vor den neugierigen Vertretern der schreibenden Zunft steht. Und sein Kapitän meint: „Schöner kann ein Geburtstag nicht sein.“ Na, dann Prost!

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