Doch am Freitagabend zeigten Ingol- und Audi-Auto-Städter, dass sie noch vor den Berlinern in der Tabelle der Deutschen Einshockeyliga (DEL) stehen und Barry Tallackson, warum es bei den Hausherren auch in dieser Saison bisher noch nicht zu besseren Platzierungen reicht. Tolpatschig stellte sich Tallackson am Anfang an und verlor als letzter Mann an der Mittellinie nach entspannter Rückfahrt vors von Petri Vehanen gehütete Tor am Ende den Puck. Konzentration aufs Besondere statt Contenance im Allgemeinen zeigte Christoph Gawlik, der sich die Scheibe schnappte, den Puck vors Berliner Tor passte, wo Martin Davidek wartete, um das Ding in die Maschen zu hämmern (2.). Eishockey kann so einfach sein.
Im Grunde zeigten sich die Gastgeber wenig beeindruckt und fuhren immer wieder kreuz und quer durchs gegnerische Drittel, um eine Möglichkeit nach der anderen zu erspielen. Sie schossen auch oft aufs Tor, das Timo Pielmeier hütete, doch sie trafen nicht. Marcel Noebels tauchte zwei Mal frei vor Pielmeier auf und zog ab (5.), Travis James Mulock (7.) nach Vorarbeit von Tallackson und schließlich der Mann mit der 22 selber (9.). Selbst James Sharrow schoß mit (12.). Ein erstes Überzahlspiel, Patrick Köppchen kassierte zwei Strafminuten wegen Stockschlags, wurde erneut nicht genutzt. Der ERC Ingolstadt hingegen überzeugte beim Überzahlspiel. Als André Rankel auf die Strafbank musste (18.), zeigten die Männer von Cheftrainer Larry Huras, das Effektivität das Handeln bestimmt. Hinten zu Null, schließlich erringt die Abwehr Meisterschaften, und vorne aus wenigen Chancen möglichst viele Tore erzielen, der Sturm ist schließlich fürs Siegen da. Patrick Hager traf für den Meister zum 2:0 (19.).
Das zweite Drittel war geprägt von den Mühen der Ebene, die bei den Eisbären (noch) nicht enden, während der Meister trotz Ballerns aus allen Befindlichkeiten den dritten Treffer nicht schießen konnte, was auch am gewohnt guten Vehanen im Tor der Berliner lag. Miettinen (28.), Noebels und Pohl (34.) schossen für die Berliner, aber sie trafen nicht. Auch die Gäste – keine Frage – vergaben gute Situationen, tauchten allein vor Vehanen auf (28., 39.), der wieder prächtig parierte. Weil die Berliner, auch wenn sie phasenweise den Faden verloren, sich nie aufgaben, eroberte Miettinen kurz vor Schluß den Puck hinter Pielmeiers Kasten, passte auf Mulock, der schoß und wieder schoß und beim zweiten Versuch traf (40.). Endlich.
Das letzte Drittel offenbarte weiterhin eine Berliner Mannschaft, die mit viel Laufarbeit spielerische Lösungen suchte, um den Ausgleich zu erzielen, während der Meister schnörkellos spielend und kompakt agierend ein, zwei Großchancen kreierte (47.). Zum Schluß verteidigten die Bayern mit Mann und Maus, während die Berliner aus allen Lagen schossen. Ein Verzweifelungschuß von Sharrow wäre beinahe drin gewesen (56.). Immerhin erzielte Noebels, der seinen Worten vom Wollen seit dem Trainerwechsel auch mit Taten des Könnens Nachdruck zu verleihen scheint, kurz vor Schluß den 2:2-Ausgleich (59.).
In der Nachspielzeit, beide Mannschaften agierten mit einem Mann weniger auf dem Eis, traf die Entscheidung der Schiedsrichter erst den Meister, die nur noch mit drei Mann vor Pielmeier verteidigen konnten, dann traf Sekunden vor einer möglichen Penaltyschießen-Entscheidung der an diesem Tag überzeugende Miettinen für den Rekordmeister ins Tor zum 3:2-Sieg. Er sicherte den Eisbären somit den Zusatzpunkt. Die Aufholjagd der Eisbären wurde in der Verlängerung belohnt. Sie zeugt von Moral. Wenn die Mannschaft von Cheftrainer Uwe Krupp weiter am Puck bleibt, dann liegt ein Sieg in Krefeld im Rahmen des Möglichen, bevor die Berliner am Sonntagnachmittag gegen München vor vermutlich wieder "ausverkauftem Haus" zeigen können, ob sie mit dem Mitfavorit auf die Meisterschaft – so heisst es vor allem aus Isar-Metropole – mithalten können.