Wo der Hund begraben liegt – Lasse Hallström verschafft Richard Gere und “Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft” auf Treudoof

„Mein Held“ heißt das Thema, zu dem Grundschüler Ronnie (Kevin DeCoste) einen Vortrag über den Hund seines Großvaters Parker Wilson (Richard Gere) hält. Hallström erzählt die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte mit der naiven Direktheit eines Schülerreferats. Ehrlich wahr, „Hachiko“ gab es in Echt und mein Opa kannte ihn! Die Romanze beginnt in einer verschneiten Winternacht auf einem Kleinstadtbahnhof. Der Welpe tapst Parker – “Oooch” – possierlich entgegen und Parkers grundgutes Herz schmilzt dahin. Wer das Verhältnis der beiden beobachtet versteht, dass Mustergattin Cate (Joan Allen) skeptisch ist. “Ich liebe dich.”, seufzt Parker zu ihr in sein Handy, als ihm “Hachiko” begegnet. Aus dem Off gesprochen scheint seine Liebeserklärung an den Hund gerichtet. Die an das banale Melodram verschwendete Joan Allen spielt im doppelten Sinne eine Nebenrolle. Für den unvermeidlichen Hauch Spiritualität beginnt die Geschichte des Titelhelden der japanischen Hunderasse Akita in einem asiatischen Kloster. Von hier hat “Hachiko” seine Namensmarke, die Parkers Arbeitskollege Ken (Cary-Hiroyuki Tagawa) übersetzt. Vor Glück über sein perfektes Leben mit der perfekten Familie in der perfekten Kleinstadt bleibt nach einigen Jahren mit „Hachiko“Parkers Herz stehen. Mit der Ausdauer einer Durazellbatterie trabt “Hachiko” dennoch täglich zum Bahnhof, wo er vergeblich auf das nimmer wiederkehrende Herrchen wartet.

Freundschaft ist tragischer als Liebe, denn sie dauert länger, wusste Oscar Wilde. Tragischer als die sentimentale Handlung ist die Belanglosigkeit des Familienfilms. Dem japanischen Wohnort des echten “Hachiko” war dessen Treue eine Statue wert. Besser als treu trifft es treudoof. Der Hund versteht einfach nicht, dass sein Herrchen tot ist. Dergleichen bittere Untertöne von Vergeblichkeit und Lebensvergeudung finden in Hallströms “Geschichte einer wunderbaren Freundschaft” keinen Platz. “Sie sind nicht käuflich.”, erklärt Kollege Ken über Akitas: “Sie sind Japaner, keine Amerikaner.” Auf den Titelhelden trifft dies nicht mehr zu. Nur seinen Namen durfte der Filmhund behalten. Als wären drei Silben Japanisch zu viel, wurde der in den Dialogen zu Hachi verkürzt. Gesundheit, will man automatisch ausrufen, denn künstlerisch ist “Hachiko“ die reinste Krankheit. Um die Amerikanisierung auf die Spitze zu treiben, ruft Gere seinen vierbeinigen Filmpartner „Hutch“. Fehlte nur noch, das die angetraute Cate ihren Gatten fortan Starsky nennt. “Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft” nichts als ein kalkuliertes, lupenrein und familienfreundlich abgefilmtes Kommerzmärchen.

Mit Hauptdarsteller und Produzent Richard Gere verbündete Hallström sich letztes Jahr für die schnulzige Romanverfilmung “Das Lächeln der Sterne”. Darin setzte Geres Filmtod der perfekten Romanze ein Ende. In “Hachiko” überdauert die Zuneigung das Grab – und die Zuschauergeduld. Dem Leinwandkitsch bleibt Hallström so treu wie der Hund seinem Herrchen. Bald soll “Das Leuchten der Stille” nach einem Buch des Autors von “Das Lächeln der Sterne” folgen. Wie einst der echte “Hachiko” werden nach Weihnachten wohl viele Akitas vergeblich warten. Darauf, das die Besitzer das nach den ganzen “Oooch” vorschnell gekaufte Geschenk am Straßenrand abholen.

Titel: Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft – Hachiko: A Dog’s Tale

USA 2009

Genre: Familienfilm

Start: 12. November

Regie: Lasse Hallström

Drehbuch: Stephen P. Lindsey

Darsteller: Richard Gere, Joan Allen, Sarah Roemer, Cary-Hiroyuki Tagawa

93 min.

Verleih: Prokino

www.hachiko-derfilm.de

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